Neue Geschichten vom Franz

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Für Franz und seine Freunde Gabi und Eberhard steht im zweiten Teil der Kinderfilm-Reihe eine abenteuerliche Verbrecherjagd an. Da diese auf einer Notlüge beruht und Franz eigentlich nur zwischen seinen Freunden schlichten will, kommt es schon bald zu unerwarteten Ereignissen und Missverständnissen. „Neue Geschichten vom Franz“ vermittelt seine hintergründigen Inhalte rund um Zusammenhalt und Versagensängste auf angenehm unverkrampfte, unverstellte Weise. Besonders sticht die kindgerechte, schlanke Erzählung hervor, die von jeglichem unnötigen Storyballast befreit ist.

Deutschland, Österreich 2023
Regie: Johannes Schmid
Buch: Sarah Wassermair
Darsteller: Jossi Jantschitsch, Nora Riedinger,
Leo Wacha, Maria Bill, Ursula Strauss
Länge: 72 Minuten
Verleih: Wild Bunch Germany
Kinostart: 07. September 2023

FILMKRITIK:

Der in Wien lebende Franz (Jossi Jantschitsch) muss sich etwas einfallen lassen. Denn ständig müssen sich seine zwei besten Freunde Gabi (Nora Reidinger) und Eberhard (Leo Wacha) streiten, während Franz nicht weiß, zu wem er halten soll. Er hat aber beide gleich gern und steht immer in der Mitte. Also erzählt Franz ihnen kurzerhand, dass seine strenge Nachbarin Frau Berger (Maria Bill) eine in der ganzen Stadt gesuchte Diebin ist. Als Detektivtrio werden die Drei zu einem echten Team und Gabi und Eberhard zu echten Freunden – so lautet Franz‘ Plan. Doch als herauskommt, dass sich Franz die Geschichte nur ausgedacht hart, beginnt ein noch viel größeres Abenteuer. Und alles kommt anders als erwartet.
Wie schon der Vorgänger „Geschichten vom Franz“ basiert zugleich die Fortsetzung auf der gleichnamigen Buchreihe von Christine Nöstlinger, die von 1984 bis 2011 erschien. Voller Neugierde und Bewunderung für die Welt seiner jungen Protagonisten taucht Regisseur Johannes Schmid in die Lebenswirklichkeit von Franz, Gabi und Eberhard ein. Als echter Sympathieträger und passende Identifikationsfigur erweist sich Hauptfigur Franz Fröstl. Jossi Jantschitsch spielt diesen, für sein Alter etwas zu klein geratenen blonden Wuschelkopf äußerst abgeklärt und präzise.
Der freche Humor war in allen „Franz“-Büchern von Nöstlinger, immerhin fast 20 Bände, stets ein zentrales Element. Schmid setzt ebenfalls auf beschwingte Komik und wohl dosierte Albernheiten, die er immer altersgerecht einsetzt und bewusst platziert. So erfreut man sich zum Beispiel an den ständigen Sticheleien zwischen Gabi und Eberhard, wodurch Franz erst auf seine abenteuerliche Story gebracht wird. Dass letztlich die gesamte Handlung auf einer erfundenen Story basiert, erweist sich als Clou und echte Stärke.
Denn obwohl man eigentlich weiß, dass alles nur Franz‘ blühender Phantasie entspringt, baut Schmid immer wieder überraschende Wendungen ein und legt fälsche Fährten. Mit der Konsequenz, dass man sich irgendwann nicht mehr sicher sein kann, wer hier nun eigentlich der Bösewicht ist. Ein der Spannung sehr dienlicher Einfall, den Schmid geschickt für seine Dramaturgie zu Nutzen weiß. Bald entspinnt sich eine echte Detektivgeschichte, die zwar durchaus spannungsreiche Momente besitzt. Aber gerade etwas ältere Kinobesucher, die schon über (Seh-)Erfahrung mit Jugend-Krimis verfügen und mit Detektivfällen vertraut sind, stoßen auf vertraute, altbekannte Zutaten. Alle anderen Kriminalfilm-Fans dürfen sich auf die Spionage in schwach ausgeleuchteten Räumen, Einbrüche in fremde Wohnungen und auf Verfolgungsjagden per Tram und zu Fuß freuen.
Locker-leicht und ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt „Neue Geschichten vom Franz“ darüber hinaus kluge Weisheiten und allerlei Lehrreiches. Er betont die Bedeutung, die eigenen Befindlich- und Eitelkeiten für ein größeres Ziel auch mal hintenanzustellen. Außerdem thematisiert er Versagensängste (auch bei Erwachsenen) und den Wert von Freundschaft und Zusammenhalt. Wie ernst Schmid seine Charaktere nimmt erkennt man daran, dass er den Kampf der Kinder um Akzeptanz, Respekt und Anerkennung in der Welt der Erwachsenen so deutlich herausstellt. Gabi bringt die Ansicht und Vorbehalte der Freunde darüber in einer Szene auf den Punkt: „Die glauben uns doch nie, wir sind Kinder“.
Die für Kleinkinder zwischen vier und sechs Jahren angenehm konsumierbare Laufzeit von 72 Minuten erweist sich als genau richtig. Denn die Erzählung gerät so erfreulich flott und unverkrampft. Langweile kommt nie auf, da Schmid sich schlicht auf das Wesentliche konzentriert. Dem passt sich die dynamische Filmmusik an, welche die Szenen (die emotionalen, ebenso wie die spannenden und lustigen) auf akustischer Ebene geeignet untermalt.

Björn Schneider