Not Fade Away

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Einen nostalgischen Blick auf das Aufwachsen in den 60er Jahren wirft David Chase in seinem ersten Spielfilm. Als Erfinder der TV-Serie „Die Sopranos“ wurde Chase weltberühmt und erfüllte sich mit diesem Film einen lang gehegten Traum. „Not Fade Away“ überzeugt vor allem durch viel Zeitkolorit, tolle Musik und sympathische Jungschauspieler.

Webseite: www.notfadeaway-film.de

USA 2012
Regie, Buch: David Chase
Darsteller: John Magaro, Jack Huston, Will Brill, Brahm Vaccarella, James Gandolfini, Bella Heathcote, Molly Price, Lisa Lampanelli, Dominique McElliogott, Christoper McDonald
Länge: 112 Minuten
Verleih: Paramount Pictures
Kinostart: 26. September 2013

PRESSESTIMMEN:

"Spät gibt "Sopranos"-Macher David Chase mit "Not Fade Away" sein Kinodebüt, dafür aber mit Wucht. Die Story einer Rock'n'Roll-Band in den Sechzigern ist unsentimental erzählt, James Gandolfini glänzt in einer seiner letzten Rollen. Ach ja, und dann wäre da noch die Musik..."
DER SPIEGEL

"David Chase ...wurde als Erfinder der Mafia-Serie "The Sopranos" zum Pionier der neuen amerikanischen Fernsehserien-Kultur. Mit "Not Fade Away" gibt er im zarten Alter von 67 Jahren sein Spielfilmdebüt, und der Film ist nicht nur eine wilde Liebeserklärung an den Rock 'n' Roll, die hübschen Mädchen und das Kino. Er ist vor allem auch ein deutlicher Abschiedsgruß an jenen überdrehten Hype um amerikanische TV-Serien, den er vor bald 15 Jahren selbst ausgelöst hat."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

FILMKRITIK:

Mit stolzen 67 Jahren liefert David Chase sein Regiedebüt ab, zu dem er auch das auf eigenen Jugenderinnerungen basierende Drehbuch schrieb. Das Ergebnis ist eine Mischung aus abgeklärtem, nostalgischem Blick auf eine Zeit, in der alles möglich schien, und einer energetischen, oft mitreißenden Ode an die Kraft der Jugend. Schauplatz von „Not Fade Away“ (der Titel eines Blues-Songs von Buddy Holly, den auch die Rolling Stones aufnahmen) ist New Jersey, wo Chase aufwuchs und auch seine legendäre TV-Serie „Die Sopranos“ angesiedelt war. Um die Mafia geht es diesmal zwar nicht, doch das Leben in einer konservativen Italo-Amerikanischen Familie spielt auch hier eine Rolle.

In so einer Familie wächst Douglas (John Magaro) Anfang der 60er Jahre auf, voller Kleinstadtträume und der Hoffnung auf die große weite Welt. Die wird durch die ständige Präsenz des Fernsehens in die Wohnzimmer getragen, was zum einen die Ermordung John F. Kennedys bedeutet, zum anderen der legendäre erste Auftritt der Rolling Stones im amerikanischen Fernsehen. So wie Mick Jagger und Keith Richards sich in der U-Bahn trafen und über gemeinsame musikalische Vorlieben zu den Anführern einer der berühmtesten Bands der Musikgeschichte wurden, so treffen sich auch Douglas und Joe (Brahm Vaccarella), sprechen über Musik und machen das, was seit den 60er tausende Teenager gemacht haben: Sie gründen eine Band.

Im Keller bearbeiten sie ihre Instrumente, spielen zunächst vor allem die berühmten Songs der Vorbilder nach, erste, kleine Auftritte folgen, Mädchen beginnen sich für die potentiellen Stars zu interessieren. Douglas aber hat nur Augen für die schöne Grace (Bella Heathcote), die allerdings gar nicht den Vorstellung seines Vaters Pat (Sopranos Pate James Gandolfini in einer seiner letzten Rollen) entspricht.

Von High Schools, ersten Drogenerfahrungen, Träumen, Mädchen und all den anderen Dingen des Erwachsenwerdens erzählt David Chase hier und er ist beileibe nicht der Erste. Dass er den Mustern des Genres, den typischen Verwicklungen (Streit mit den Eltern, Streit um Mädchen, Streit um die musikalische Ausrichtung der Band) etwas Neues hinzuzufügen hat, kann man nicht behaupten. Doch auch wenn Chase die Muster der Coming-of-Age-Geschichte geradezu penibel abhakt, gelingt ihm ein atmosphärisch dichter Film.

Dass liegt zum einen an den jungen, unverbrauchten Gesichtern, die größtenteils unbeschriebene Blätter sind und somit noch keinen Ballast mit sich tragen. Voller Verve verkörpern sie ihre Rollen und überzeugen nicht zuletzt auch als Musiker bei zahlreichen Proben und Auftritten. Zum anderen liegt das an der Musikspur selbst, für die Steve van Zandt (Gitarrist von Bruce Springsteens E Street Band) eine eklektische Mischung aus bekannten und weniger bekannten Songs zusammengestellt hat. Vor allem hört man diese Musik nicht nur einfach als Hintergrund, auf Partys oder im Autoradio, sondern sieht immer wieder Original-Ausschnitte aus TV-Shows oder Nachrichten. Während im kleinen New Jersey die Band ihren unerfüllbaren Träumen von der großen Karriere nachhängt ist durch diese Bilder das Außen präsent, die große weite und letztlich unerreichbare Welt. Auch wenn einzelne Elemente von „Not Fade Away“ altbekannt sind, gelingt es David Chase doch, sie auf eine Weise anzuordnen, sie mit Atmosphäre und Authentizität zu füllen, die sein spätes Regiedebüt zu einem sehenswerten Film über die 60er Jahre macht.

Michael Meyns