Odette Toulemonde

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Wie ist das, wenn sich die Wege eines eingefleischten Fans und des verehrten Idols im wahren Leben kreuzen? Dieser Frage geht der berühmte Bestseller-Autor Eric-Emanuel Schmitt ("Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran") in seinem Debütfilm nach, der von einer einsamen Verkäuferin erzählt, die einen Bestseller-Autor anhimmelt. Die Begegnung der beiden entwickelt sich zu einer teils rührenden, teils grotesken Annäherung zweier Menschen, die in getrennten Welten leben, aber voneinander lernen. Schmitts Film ist eine Hommage an die Macht der Literatur und eine Reflexion über das Glück und enthält kluge Beobachtungen über die Liebe und das Leben, zum Ende hin ist sein wegen vieler Regieeinfälle sehenswerter Film jedoch nicht ganz frei von Kitsch.

Webseite: www.senator.de

Belgien, Frankreich 2007
Regie und Buch: Eric Emanuel Schmitt
Darsteller: Catherine Frot, Albert Dupontel, Fabrice Murgia, Nina Drecq
Länge: 100 Minuten
Verleih: Senator
Kinostart: 25. Oktober 2007

PRESSESTIMMEN:

 

Märchenhaft, ironisch, komisch und bewegend.
Cinema

Ein federleichter und vergnüglicher Film... Da wird geträumt und geschwebt.
Brigitte

Ein bezaubernder Herzerwärmer für die kalte Jahreszeit.
TV Spielfilm

Pressestimmen auf film-zeit.de hier...

FILMKRITIK:

Wie ist das, wenn sich die Wege eines eingefleischten Fans und des verehrten Idols im wahren Leben kreuzen? Dieser Frage geht der berühmte Bestseller-Autor Eric-Emanuel Schmitt ("Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran") in seinem Debütfilm nach, der von einer einsamen Verkäuferin erzählt, die einen Bestseller-Autor anhimmelt. Die Begegnung der beiden entwickelt sich zu einer teils rührenden, teils grotesken Annäherung zweier Menschen, die in getrennten Welten leben, aber voneinander lernen. Schmitts Film ist eine Hommage an die Macht der Literatur und eine Reflexion über das Glück und enthält kluge Beobachtungen über die Liebe und das Leben, zum Ende hin ist sein wegen vieler Regieeinfälle sehenswerter Film jedoch nicht ganz frei von Kitsch.
Odette Toulemonde (Catherine Frot) führt ein ereignisarmes Leben als Parfümerie-Verkäuferin in einem Kaufhaus im belgischen Charleroi. In ihrer kleinen Wohnung leben noch ihre erwachsenen Kinder: ihr schwuler Sohn, ein Friseur, und ihre arbeitslose Tochter. Odettes Leben ist kein Spaß, zumal ihr geliebter Mann vor Jahren gestorben und ihr Alltag seitdem grau ist. Ihre einzige Freude: die Romane des Bestseller-Autors Balthazar Balsan (Albert Dupontel), bei deren Lektüre ihr das Herz aufgeht. Während einer Signierstunde ihres Idols ist sie so aufgeregt, dass sie nicht mal ihren Namen sagen kann, sondern nur „Dette“ herausquetscht. Balsan ist da noch guter Dinge. Doch abends vergeht im die gute Laune. Im Fernsehen verreißt ihn ein Kritiker nach allen Regeln der Kunst. Er schreibe keine Romane, sondern „Wörterbücher der festen Redewendungen“, allenfalls geeignet für Verkäuferinnen  und Kassiererinnen, mäkelt der Kritiker. Balsan, auch privat gebeutelt, fällt in ein tiefes Loch – und steht eines Tages bei Odette vor der Tür, die ihm einen hinreißenden Brief geschrieben hat. 

Eric-Emanuel Schmitt wurde hierzulande mit seinem Buch „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ bekannt, das auch erfolgreich verfilmt wurde. Jetzt sitzt er erstmals im Regiestuhl und verhandelt erneut die großen Dinge von Liebe und Glück. Schmitt hat dabei Erlebnisse seiner eigenen Lesetouren verwandt. Mit Menschen, die ihre Zuneigung zu seinen Büchern erkennen ließen. Mit Menschen, die in ihrem Leben Toulemonde, also Allerweltspersonen, sind. So schlägt der Autor zwei Fliegen mit einer Klappe. Er erweist der Literatur seine Reverenz, die ein Leben verändern kann, und setzt all den Verkäuferinnen und Kassiererinnen ein Denkmal, die sich in schönen Geschichten verlieren, auch wenn das nicht die ganz große Literatur ist.

Wenn Odette liest, dann fliegt sie, oder ihre Fototapete erwacht zum Leben oder ihr Bad wird zum Dschungel. Das sind hübsche Regieeinfälle, und das macht den Film sehenswert. Glück ist eine innere Haltung. Man kann es sich nicht erkaufen wie Balsan, der sich die Insignien des Erfolgs zugelegt hat. Odette erweist sich denn auch trotz ihres Faibles für den Schriftsteller als die Lebensklügere. Sie weist sein Werben ab, weil sie weiß, dass Träume nicht wahr werden dürfen. Ihre Kronzeugin ist Josèphine Baker, deren Lieder sie ständig singt. Baker hatte bekanntlich auch ein großes Herz und kein einfaches Leben...

Dabei hätte es Schmitt belassen sollen. Der Ausgang der Geschichte, die - etwas dick aufgetragen – Jesus mit dem Kreuz begleitet, ist dann doch so gestrickt, dass alle Verkäuferinnen und Kassiererinnen seufzen können.

Volker Mazassek 
   
 
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Odette ist in der Provinz Kosmetikverkäuferin und hat keinen Mann mehr, aber zwei Kinder, einen schwulen Sohn und eine arbeitslose Tochter. Um ihren kärglichen Lohn aufzubessern, fertigt sie zusätzlich noch Federboas für Revuetänzerinnen an. Ist ihr tägliches Dasein schon nicht mit Reichtum gesegnet, so bereichert sie sich doch innerlich, und zwar an den Kitschromanen von Balthazar Balsan, den sie vergöttert. Bei einer Signierstunde übergibt sie ihm einen rührenden Brief. Ihr größter Wunsch war es schon immer gewesen, ihm einmal persönlich zu begegnen.

Balthazar Balsan hat künstlerische Phantasie und ist bei den Lesern beliebt. Doch mit sich selbst ist er unzufrieden. Er verspürt ein Ungleichgewicht zwischen seiner schriftstellerischen Arbeit und seinem Seelenzustand. Er ist melancholisch, verschlossen, unentschlossen, nachdenklich, traurig. Aus Odettes Brief besitzt er deren Adresse. Er entschließt sich, zu ihr zu gehen, mietet sich sogar bei ihr ein. Was wird geschehen?

Der Pessimist trifft auf die Optimistin. Er sieht Odette als Frau, nähert sich ihr langsam an, sie betrachtet ihn eher als Objekt ihrer Nächstenliebe. Eine turbulente, teils verständnisvoll-glückliche, teils missverständlich-problematische Zeit beginnt. Wie kann das noch enden?

ric-Emmanuel Schmitt ist der Buchautor und gleichzeitig der Regisseur dieses hauptsächlich im belgischen Charleroi gedrehten Films. Er konnte damit nicht nur seine Romanphantasie ausleben, sondern hat diese auch filmisch gut umgesetzt. Für einen Regiedebütanten dramaturgisch, szenisch, digital und nicht zuletzt musikalisch – Chansons von Josephine Baker – ganz schön clever.

Hauptperson ist Catherine Frot als Odette. Sie beherrscht die Klaviatur: vom Fröhlich- bis zum Nachdenklichsein, von der Verliebtheit bis zum Zorn, von besinnlichen Momenten bis zum quirligen Tanz, vom Schweben vor Glück bis zur Traurigkeit, vom lieblichen Singen bis zur Wehmut. Odettes stärkste moralische Qualität: Sie steht selbst zurück, will eher andere glücklich sehen.

Mit einigem Vergnügen schaut man dem zu. Die Mitdarsteller, allen voran Albert Dupontel als Balthazar Balsan geben sich erfolgreich Mühe, da mitzuhalten.

Phantasievolles Bild einer kleinen Schicksalsgemeinschaft.

Thomas Engel