On the Rocks

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Sofia Coppola gilt spätestens seit ihrem Kult-Hit „Lost in Translation“ als eine der talentiertesten Regisseurinnen des aktuellen Jahrtausends. Mit ihrer turbulenten Vater-Tochter-Komödie kehrt die Oscar-Gewinnerin nun auf die Leinwand zurück. Und wieder übernimmt Ikone Bill Murray die charmant-eigenwillige Hauptrolle. Inspiriert von ihrer Beziehung zum berühmten Regisseur-Vater Francis Ford Coppola, schickt ihn die 49jährige als alternden Play-Boy-Vater mit seiner von Eifersucht geplagten Tochter auf eine emotionale Odyssee durch die Straßen von New York bis nach hin Mexico.

USA 2020
Regie: Sofia Coppola
Drehbuch: Sofia Coppola
Darsteller: Rashida Jones, Bill Murray, Marlon Wayans, Jessica Henwick, Jenny Slate, Jules Willcox, Barbara Bain.
Länge: 98 Minuten
Verleih: A 24

Achtung: Kinostart am 2. Oktober 2020 in einigen Kinos - ab 23. Oktober weltweit auf dem Streamingdienst Apple TV+ zu sehen.

FILMKRITIK:

„Er ist nicht wie du“, verteidigt Laura (Rashida Jones) ihren Mann Dean (Marlon Wayans), dessen Büro-Nachtschichten sich verdächtig häufen. Doch damit kommt die scheinbar glücklich verheiratete Autorin und Mutter bei ihrem exzentrischen Vater (Bill Murray), einem grandiosen Lebemann und Kunsthändler, nicht durch. Er gießt Öl ins Feuer und überredet sie, ihrem schwer beschäftigten Gatten nachzuspionieren. Denn schließlich verdient es seine Tochter, auf Händen getragen zu werden und nicht hinter dem Herd zu versauern.

Und tatsächlich macht Dean dabei eine schlechte Figur. Laura findet in seinem Koffer einen Damenkulturbeutel und erfährt von ihm, dass der eben einfach nicht ins Handgepäck seiner Kollegin Fiona (Jessica Henwick) gepasst hätte. Dass er sie an ihrem Geburtstag allein lässt und dringend auf Geschäftsreise muss, ist auch nicht unbedingt ein Liebesbeweis. Mit ihren beiden kleinen Töchtern hetzt sie von Termin zu Termin. Zum Schreiben an ihrem neuen Buch fehlt ihr inzwischen einfach auch die Muse.

Und Deans Geburtstagsgeschenk, ein praktischer Thermomix, lässt ihr Herz nur bedingt höher schlagen. Vor allem, nachdem ihr Vater über einen Mittelsmann herausgefunden hat, dass ihr Holder kurz davor bei Nobeljuwelier Cartier gesichtet wurde und kein Geschmeide bei ihr landet. Als der Herr Papa dann mit einem knallroten Sportcoupé aufkreuzt, um sich mit ihr „inkognito“ an Deans Fersen zu heften und die New Yorker Nacht zum Tag macht, kann sie ihrem Gentleman-Übervater nichts mehr entgegensetzen. Selbst zwei pflichtbewusste New Yorker Cops wickelt der Charmeur um seinen Finger.

Immer mehr verstrickt Laura sich in dieses Abenteuer, das ihr Vater sichtlich mehr genießt. Neben ihm wirkt sie brav und spießig. Eine Erfahrung, die Regisseurin Sofia Coppola nicht ganz fremd zu sein scheint. „In einer Partnerschaft wird einem schnell klar, wie sehr man davon beeinflusst wurde, was man von den Eltern vorgelebt bekommen hat“, sagt sie. Schließlich prägen Väter ihre Töchter. Denn den Grunddialog mit dem männlichen Geschlecht lernen Mädchen nicht mit der Mutter, sondern in der Beziehung mit dem Vater. Und so zeichnet sie ihre Heldin als eher zurückhaltende Frau, die mit dem Tempo ihres Vaters nicht mithalten kann.

Selbst für die souveräne Schauspielerin Rachida Jones, Tochter von Musiklegenden Quincy Jones, bedeutet das, dass sie neben dem Tragikomiker Bill Murray, Antiheld und Ikone des Cool, trotz aller Präsenz im Wortsinn stellenweise blass wirkt. Und auch Marlon Wayon, selbst gestandener Comedian, kann gegen den 70jährigen Großmeister im Zelebrieren surrealistischer Begegnungen nicht wirklich auftrumpfen. Doch last but not least überwiegt die Freude an den feinbeobachteten, humorvollen Momenten der authentisch berührenden hoffnungsvollen Gesellschaftskomödie samt elegischen Blick auf das klassische Manhattan der Oberschicht.

Luitgard Koch