Operation Walküre

Zum Vergrößern klicken

Kaum ein Film der letzten Jahre wurde vom Moment der Ankündigung mit soviel Skepsis begleitet wie die Hollywood-Version des Stauffenberg-Attentats. Das Ergebnis kann nur den überraschen, der vorher ignoriert hatte, dass Bryan Singer ein exzellenter Regisseur ist und auch Tom Cruise – wenn er sich nicht gerade zum Affen macht – ein durchaus überzeugender Darsteller sein kann. Kurz: „Operation Walküre“ ist ein spannender Thriller, hervorragend gefilmt und bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt.

Webseite: www.walkuere-derfilm.de

OT: Valkyrie
USA 2008
Regie: Bryan Singer
Buch: Christopher McQuarrie & Nathan Alexander
Darsteller: Tom Cruise, Terence Stamp, Bill Nighy, Kenneth Branagh, Tom Wilkinson, Carice van Houten, Thomas Kretschmann, Christian Berkel, Matthias Schweighöfer, Wotan Wilke Möhring
Länge: 120 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: Fox
Kinostart: 22. Januar 2009

PRESSESTIMMEN:

 

Als Thriller ist „Operation Walküre“ nahezu perfekt - was auch daran liegt, dass dieser Film, anders als sein Untertitel verspricht, nicht bloß von Stauffenbergs Attentat erzählt, sondern, vor allem, von der Verschwörung davor und dem Staatsstreich danach; auch wer die Geschichte vom Coup der Offiziere, von der redigierten Fassung jenes „Walküre“-Plans, der eigentlich zur Abwehr eines Putsches gedacht war und zum Instrument des Putsches wurde, in der Schule durchgenommen, im Fernsehen als Dokumentation betrachtet oder in Büchern nachgelesen hat, wird die Spannung spüren, die sich schon daraus speist, dass Singers extrem präzise Inszenierung diesem Geschehen erst die Dimensionen des Raumes und der Zeit erschließt. Und Tom Cruise gibt der Figur Stauffenbergs eine Präsenz, die in Geschichtsbüchern und Lehrfilmen (und auch im deutschen Fernsehfilm) nicht zu haben ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Aus dem historischen Ereignis wird dabei eine zeitlose Heldengeschichte um einen Mann, der in schwierigen Zeiten sein Gewissen entdeckt und den Mut findet, sich einem diktatorischen Regime entgegenzustellen. Souverän in der Inszenierung - das raffinierte Austüfteln der "Operation Walküre" erinnert an Klassiker des Thriller-Genres - und in den Grundzügen eine getreue Rekonstruktion der historischen Ereignisse, beeindruckt der Film vor allem durch die künstlerischen Freiheiten, die er sich nimmt und die suggestiv das innere Erleben der Hauptfigur in äußere Handlung übersetzen. - Sehenswert ab 14.
film-dienst

Ein spannender, historisch weitgehend korrekter, ziemlich guter und komplexer Thriller. (...) Gemessen daran, was dem Film alles unterstellt und vorgeworfen wurde, gemessen auch daran, wie gründlich das alles hätte schiefgehen können, kann man allerdings schon fast von einem Triumph sprechen. Auf jeden Fall ist es der bisher spannendste, wirklichkeitsnächste und komplexeste Spielfilm über den 20. Juli - auch wenn die Latte, nach drei deutschen Versuchen von 1955 bis 2004, sicher nicht unerreichbar hoch lag. Zudem kann man sagen, dass Hollywood ein nun wirklich restlos deutsches Thema kaum je so ernstgenommen hat wie bei dieser opulenten logistisch-cineatischen Großanstrengung.
Süddeutsche Zeitung

FILMKRITIK:

Etliche Male wurde der gescheiterte Attentatsversuch auf Adolf Hitler schon verfilmt, jeder Deutsche dürfte die Geschichte der Gruppe um Claus von Stauffenberg kennen, die immer wieder als Beispiel dafür herhalten muss, dass es auch in Nazi-Deutschland ehrbare Menschen gegeben hat. Die Frage nach den wirklichen Motiven der Attentäter, die fraglos keine hehren Demokraten nach heutigen Maßstäben waren, spielt auch in Bryan Singers Film keine Rolle. Allein die Auflehnung gegen die Ikone „Hitler“ reicht vollkommen aus, um zu wissen, dass die Attentäter das Richtige tun.

Hitler selbst taucht nur in zwei, drei kurzen Szenen auf und wird vom britischen Schauspieler David Bamber sehr zurückhaltend gespielt. Ohnehin bemüht sich der Film um eine fast dokumentarische Darstellung der komplexen Ereignisse und schafft es fast vollständig, auf übertriebenes Pathos zu verzichten.

Ganz sachlich beschreibt Singer, wie Stauffenberg in der tunesischen Wüste schwer verletzt wird und nach seiner Genesung von Henning von Tresckow (Kenneth Branagh) in den Kreis der Verschwörer geholt wird. Diverse Attentatsversuche sind schon gescheitert und so erscheint Stauffenberg als letzte Hoffnung. Durch seine Berufung zum Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres, General Fromm (Tom Wilkinson), bekommt Stauffenberg Zugang zu den innersten Zirkeln der Macht und wird zur Schlüsselfigur. Die Ermordung Hitlers war dabei nur ein Teil des Plans. Ebenso wichtig war die Ausführung der Operation Walküre, einer Absicherung des Regierungsapparats gegen einen Umsturzversuch, den die Verschwörer zu ihren eigenen Zwecken nutzen wollten.

Natürlich vereinfacht der Film hier und da, verzichtet auf ausführliche Erklärungen der komplizierten Frage, was denn nach einem erfolgreichen Attentat passieren sollte, auch die zahlreichen Personen, die sich um Stauffenberg scharen, werden in ihren unterschiedlichen militärischen bzw. zivilen Rollen kaum unterschieden. Dass dennoch der von Tom Cruise gespielte Stauffenberg nicht alleiniges Zentrum ist, muss man dem Film und seinem Star und Produzenten hoch anrechnen. Cruise fügt sich mit einer sehr zurückhaltenden Darstellung ganz dem Ensemble ein, in dem er neben exzellenten britischen Schauspielern durchaus bestehen kann.

Doch mehr noch überzeugt „Operation Walküre“ durch das Kunststück spannend zu sein, obwohl der Ausgang der Geschichte allseits bekannt ist. Die ominös brummende Musik, die absolute Überzeugung der Figuren vermitteln die Bedeutung, die der Attentatsversuch hatte, die Hoffnung, die mit ihm verbunden war. Immer wieder kommt die Handlung an Momente, an denen der Erfolg des Attentats nur ganz knapp verpasst wird: Die umgekippte Tasche im Versammlungsraum, die die Explosion abmilderte, das Zögern mancher Beteiligter, das wertvolle Minuten kostete. Es sind letztlich die Entscheidungen einzelner, so sagt der Film, an denen Wohl und Wehe einer ganzen Nation hängt. Und auch wenn dieser Blick auf die Geschichte, der die Aktionen Einzelner hervorhebend, natürlich pures Hollywoodkino ist - man kann sich ihm im Sog dieses Films nicht entziehen.

Michael Meyns

Der 20. Juli 1944 - ein Lichtblick in der dunklen deutschen NS-Geschichte. Über ihn gibt es viele Dokumentationen und Spielfilme, der vorliegende amerikanische Film ist der neueste. Vielleicht trägt er u. a. dazu bei, die zahlreichen US-Schundfilme über die verbrecherische Nazi-Zeit ein wenig zu überdecken.

Gemacht ist er gut. Sachlich, einigermaßen präzise geschichtlich recherchiert, Zug um Zug verlaufend, linear-chronologisch – mit den bekannten Fakten:

Die aus Gewissensgründen trotz des Eides auf den „Führer“ zur Rettung Deutschlands gewonnene Erkenntnis, dass der teuflische Hitler beseitigt werden muss; die Suche nach Verbündeten innerhalb der Wehrmacht; die Gespräche mit dem Leipziger Bürgermeister Goerdeler und seinen im Sinne einer Regierungsbildung nach dem Umsturz ebenfalls den Widerstand planenden Freunden; der Annährungsversuch bei dem Oberkommandierenden Fromm und dessen ablehnende, beinahe feindliche Haltung; die Gewinnung Olbrichts für Stauffenbergs Sache; die von den Widerständlern vorgenommene Änderung des „Walküre“-Planes; die Beförderung Stauffenbergs zum Chef des Ersatzheeres; dessen mehrfache Bereitstellung für den Ernstfall; der Abschied von der geliebten Familie; der 15. Juli 1944, an dem das in Aussicht genommene Attentat abgesagt wurde, weil Himmler im „Führerbunker“ nicht anwesend war; der 20. Juli, Tag des Attentats; Stauffenbergs irrige Meinung, Hitler sei tot; die Verwirrung in Berlin; die vorläufige Verhaftung Fromms; die Auslösung des „Walküre“-Planes durch Olbrichts Assistenten; die traurige Realität und Umkehrung der Sachlage; die standrechtliche Erschießung Stauffenbergs und dreier seiner Mitverschwörer.

Eine ziemlich seriöse Rekonstruktion des damaligen tragischen Geschehens, das nun fast 65 Jahre zurückliegt – wenn auch auf typische Hollywood-Manier. Aber ohne Umschweife.

Scientology hin oder her, Tom Cruise spielt diesen Stauffenberg gut. Weniger Glück hatte man mit den Masken der Nebenfiguren dieses Films, die seinerzeit Hauptfiguren waren, Hitler, Göring, Himmler, Goebbels und Konsorten.

Thomas Engel