Pink Taxi

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Ein Taxiunternehmen mit Frauen als Fahrerin, die ausschließlich Frauen kutschieren, das ist das Thema von Uli Gaulkes Film. Viel mehr als ein Film über eine pfiffige Geschäftsidee ist die melancholische Dokumentation das Portrait dreier Frauen mittleren Alters, ihrer Wünsche, Träume und Enttäuschungen, vor allem aber ein etwas anderer Blick auf die so oft von Machos geprägte russische Gegenwart.

Webseite: www.flyingmoon.com

Deutschland 2009
Dokumentation
Regie: Uli Gaulke
Drehbuch: Uli Gaulke
Länge: 80 Min.
Verleih: Flying Moon Filmverleih
Kinostart: 4. März 2010
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Übersehen kann man sie nicht, die grellen, pinken Taxis, mit denen Marina, Alla und Viktoria durch Moskau fahren. Oft tragen die drei Frauen mittleren Alters auch noch pinke Tücher oder zeigen ihre pinken Fingernägel. Dabei sind sie alles andere als ausgeflippt, im Gegenteil. Hauptschauplatz von Uli Gaulkes Dokumentation ist zwar natürlich das Fond der Taxis, mit denen meist wohlhabende Moskauer Geschäftsfrauen vom Flughafen abgeholt oder zu Geschäftsessen und Einkäufen gebracht werden. Immer wieder zeigt der Film aber den Alltag der Fahrerinnen, quetscht sich in ihre engen Wohnungen, in denen die allein erziehenden Frauen mit Kindern, Hund und Katze leben. Denn auch wenn sie keinen Zweifel daran lassen, dass sie ihre Arbeit (meist) genießen, ebenso wenig Zweifel besteht darin, dass sie sie nur deswegen ausüben, weil sie von ihren Männern verlassen wurden und nun ihre Familie versorgen müssen.

Ganz unmerklich verwandelt sich „Pink Taxi“ im Lauf seiner Spieldauer in einen Film, der zwar ein originelles Geschäftsmodell als Ausgangspunkt nimmt, dies aber benutzt, um über die Menschen Russlands, in erster Linie die Frauen, zu erzählen. Denn Männer kommen in Uli Gaulkes Film kaum vor, einmal bessert ein Mechaniker eine Delle aus, mal amüsiert sich ein Mann über die pinken Taxis, die er bis dahin für einen Mythos gehalten hatte. Nur einmal sitzt auch ein Mann im Fond des Taxis, allerdings nur, weil zwei Frauen ihn begleiten. Ansonsten sind die 22 pinken Taxis, die sich unter die über 100.000 Taxis der russischen Metropole mischen, den Frauen vorbehalten. Und, ja, es ist ein Klischee, auf den langen, von endlosen Staus geprägten Fahrten, unterhalten sich Fahrerin und Kunden nicht zuletzt über, nun ja, Frauenthemen: Lippenstifte, Unterwäsche, die Freundinnen der Söhne und natürlich Männer. Während der Arbeit einen Mann kennen zu lernen ist zwar aus offensichtlichen Gründen kaum möglich, dennoch träumen die drei Protagonistinnen von der Liebe, von einem Mann, der kein – wie es treffend ausgedrückt wird – „fetter, fauler Kater“ ist.

Wie schon in seinen früheren Filmen „Havanna mi Amor“ und „Heirate mich“ richtet Uli Gaulke auch in „Pink Taxi“ seinen filmischen Blick auf die Frauen einer Gesellschaft. Bei aller Lebensfreude, die seinen drei Protagonisten eigen ist, schleicht sich immer wieder ein Hauch von Melancholie in ihre Blicke und Gesten. Die anstrengende Arbeit, der harte russische Winter, die Verantwortung für Kinder und Familie haben ihre Spuren in den Gesichtern und Seelen von Marina, Alla und Viktoria hinterlassen. Durch seine zurückhaltenden, dezenten Blick gelingt es Gaulke die Vielschichtigkeit des modernen russischen Alltags in prägnante Bilder zu fassen, die „Pink Taxi“ zu weit mehr machen, als einer Dokumentation über ein Taxi-Unternehmen.

Michael Meyns