Reflection in A Dead Diamond

Ein Titel so geheimnisvoll wie der dazugehörige Film. In den Siebzigerjahren waren solche Titel im italienischen Genre-Kino nicht ungewöhnlich, heute sind sie es schon. Aber alleine schon der Titel „Reflection in a Dead Diamond“ sorgt für wohlige Schauer. Er erinnert an die meist sinnbefreiten, aber immens phantasievollen Titel des italienischen Giallos längst vergangener Zeiten. Ein Giallo ist diese Verbeugung vor dem italienischen Kino aber nicht. Vielmehr ist er eine Hommage an das Genre des Eurospy-Films, das im Zuge des Erfolgs von James Bond in den Sechzigerjahren sehr lebendig war.

 

Über den Film

Originaltitel

Reflet dans un diamant mort

Deutscher Titel

Reflection in A Dead Diamond

Produktionsland

BEL, LUX, ITA, FRA

Filmdauer

87 min

Produktionsjahr

2025

Regisseur

Cattet, Hélène / Forzani, Bruno

Verleih

PLAION PICTURES GmbH

Starttermin

09.10.2025

 

John D. (Altstar Fabio Testi) lebt in einem luxuriösen Hotel an der Côte d’Azur. Seine Nachbarin fasziniert ihn besonders. Ihretwegen muss er an seine Zeit als Geheimagent in den Sechzigerjahren denken, als er an der Riviera im Einsatz war. Als die Dame eines Tages verschwindet, holt John D. die Vergangenheit wieder ein. Möchte sich ein Feind von einst an ihm rächen?

Erschaffen wurde der Film von dem Autor- und Regie-Duo Hélène Cattet und Bruno Forzani. Die Franzosen lieben das Genre-Kino der Siebzigerjahre, das haben sie schon mit ihren Werken „Amer – Die dunkle Seite deiner Träume“ (2009), „Der Tod weint rote Tränen“ (2013) und „Leichen unter brennender Sonne“ (2017) bewiesen. Sie avancierten mit ihnen zu Lieblingen eines Publikums, das das italienische Kino längst vergangener Jahrzehnte noch immer schätzt und feiert.

Die Hauptrolle des alten John D. ist mit einem Veteranen des italienischen Kinos besetzt: Fabio Testi. Der mittlerweile 84 Jahre alte Schauspieler hat in mehr als 100 Filmen und Serien mitgespielt. Nach seinem Debüt im Jahr 1968 war er in Werken wie „Knie nieder und friss Staub“ (1971), „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ (1972) und „Das Syndikat des Grauens“ (1980) zu sehen, um nur ein paar zu nennen.

Cattet und Forzani frönen den Genres, die sie lieben, in diesem Film vermengen sie gleich mehrere miteinander, ihr Hauptaugenmerk liegt jedoch auf dem Eurospy-Film der Sechzigerjahre. Auch ihr Held mutet wie ein Nachahmer (freundlicher ausgedrückt: Epigone) von 007 an, nur eben mit dem typisch italienisch-delirierendem Flair.

Der Film gleicht dabei auch erzählerisch dem italienischen Genre-Film jener Zeit. Soll heißen: Er ist nicht kohärent, er ist wild, treibend, auch wirr, nichts, das linear oder gar sinnig erzählt wäre, sondern eher schon ein Film, den man wegen seiner puren, aber ausgelassenen Erzählfreude schätzt.

Dies ist eine echte Ode an das Spionagekino alter Zeiten. Die vierte Wand wird durchbrochen, zeitlich wird hin und her gesprungen, narrativ ist das alles eher fühl- als verstehbar. Wer mit dem oftmals irrlichternden italienischen Genre-Kino jener Zeit nichts anfangen kann, wird auch hier nicht glücklich werden.

 

Peter Osteried

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