Reif für die Insel

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Kann man mit einer Freundschaft als Erwachsene dort weitermachen, wo man als Teenager aufgehört hat? Diese Frage stellt „Reif für die Insel“, in dem zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, endlich die Reise machen, die sie schon als Jugendliche immer machen wollten. Das Ergebnis ist lockeres, französisches Wohlfühlkino für etwas ältere Zuschauer.

Webseite: https://happy-entertainment.de/reif-fuer-die-insel/

Les Cyclades
Frankreich 2022
Regie: Marc Fitoussi
Buch: Marc Fitoussi
Darsteller: Laure Calamy, Olivia Côte, Kristin Scott Thomas

Länge: 110 Minuten
Verleih: Happy Entertainment
Kinostart: 30. November 2023

FILMKRITIK:

Als Teenager waren Blandine und Magalie unzertrennlich – beste Freundinnen, obwohl sie von ihrem Naturell doch sehr unterschiedlich waren. Dann verloren sie sich aus den Augen, aber 30 Jahre später treffen sie sich wieder. Da Blandine gerade an einem Scheidepunkt in ihrem Leben steht, liegt es an Magalie, sie aufzumuntern. Sie beschließen also, die Reise zu machen, die sie als Jugendliche schon unternehmen wollten – zu den griechischen Inseln. Aber als Erwachsene ist eben vieles nicht mehr so wie in jugendlichen Jahren …

Der Film lebt von der Unterschiedlichkeit der beiden Hauptfiguren. Blandine ist eine introvertierte Frau, die sich um alles Sorgen macht und Schwierigkeiten hat, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen. Magalie wiederum lebt ihr Leben so, als wäre sie immer noch eine Jugendliche. Das Morgen ist nicht wichtig, der Moment zählt, und wenn in dem Moment etwas nicht so gut läuft, wie erwartet, dann lacht sie das einfach weg. Sie ist quirlig, aufgedreht, vielleicht auch etwas schwierig, insbesondere für einen Menschen wie Blandine. Aber nur durch Magalie wird sie aus ihrem Trott gerissen und erkennt, dass das Leben nicht so trist sein muss, wie sie es aus ihrem eigenen gewöhnt ist.

Der Humor ist eher leiser Natur, aber hübsch. Sehr schön ist, wenn die ewig nörgelnde Blandine auf die ungestüme Positivität von Magalie trifft. Sehr schön sind auch die Szenen, wenn sie bei einer Freundin von Magalie übernachten, die von Kristin Scott Thomas gespielt wird. Hier trifft Spießertum auf Aussteigerfeeling, und Blandine taut langsam auf.

Ein hübscher Film darüber, dass das Leben nicht immer gleich verlaufen muss. Dass Geld nicht alles ist, dass man nie zu alt ist, um irgendetwas an seinem Leben zu ändern und dass man hin und wieder einen (positiven) Disruptor braucht, um sich zu entscheiden, andere Wege zu gehen. „Reif für die Insel“ wartet so auch mit ein paar ernsthaften Momenten auf – wenn es um verlorene oder aufgegebene Träume geht oder das Gefühl, im eigenen Leben gefangen zu sein. Aber das wird locker präsentiert, noch dazu in einer Atmosphäre, die reichlich Urlaubsfeeling verströmt.

 

Peter Osteried