Rezept zum Verlieben

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Die Remake-Industrie Hollywoods hat wieder einmal zugeschlagen. Dieses Mal traf es Sandra Nettelbecks charmante Liebeskomödie Bella Martha. Der australische Regisseur Scott Hicks – immerhin Oscar-nominiert für sein Außenseiter-Drama Shine – hielt bei der Neuverfilmung die Fäden in der Hand. Mit Catherine Zeta-Jones statt Martina Gedeck entpuppt sich seine Version aber als eine ziemlich glatte romantische Komödie nach bewährtem Strickmuster.

Webseite: www.RezeptZumVerlieben.de

OT: No Reservations
USA 2007
Regie: Scott Hicks
Drehbuch: Carol Fuchs nach der Vorlage „Bella Martha“ von Sandra Nettelbeck
Produktion: Kerry Heysen, Sergio Agüero
Mit Catherine Zeta-Jones, Aaron Eckhart, Abigail Breslin, Patricia Clarkson, Bob Balaban
Kinostart: 13.9.07
Verleih: Warner Bros.

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Kate Armstrong (Catherine Zeta-Jones) ist ein wahrer Workaholic. Sie lebt für ihren Beruf, dem sie alles andere unterordnet. Die ehrgeizige und disziplinierte Meisterköchin führt in der Küche des noblen New Yorker Restaurants 22 Bleecker ein strenges Regiment. Nahezu rund um die Uhr kreisen ihre Gedanken um neue Rezepte und Zutaten, was bei Kollegen und Freunden nicht immer nur Bewunderung auslöst. Erst ein tragischer Zwischenfall soll daran etwas ändern. Nachdem ihre Schwester bei einem Autounfall stirbt, nimmt sie deren neunjährige Nichte Zoe (Abigail Breslin) bei sich auf. Das aufgeweckte Mädchen bringt mit ihrer kindlichen Unbekümmertheit Kates minutiös durchgeplanten Tagesablauf gehörig durcheinander.
 

Zu allem Überfluss geraten in dieser Situation auch auf der Arbeit die Dinge zunehmend außer Kontrolle. So stellt ein neuer Kollege ihren Perfektionismus auf eine harte Probe. Nick (Aaron Eckhart) ist spontan, chaotisch und scheinbar immer gut gelaunt. Für ihn hat Kochen vor allem etwas mit Leidenschaft und Spaß zu tun, zwei Worte, die Kate aus ihrem Leben fast gänzlich verbannt hat. Da sich Gegensätze aber bekanntlich anziehen, soll es nicht lange dauern, bis die ungleichen Meisterköche mehr als nur den Herd miteinander teilen.

Weichgespült, ohne die im Original vorhandenen Ecken und Kanten präsentiert sich die Hollywood-Version von Sandra Nettelbecks Überraschungserfolg Bella Martha. Es waren Kleinigkeiten, die den Film seinerzeit aus der Masse der romantischen Komödien und Beziehungsfilme heraustreten ließen. Die männliche Hauptrolle entzog sich in ihrer Besetzung mit dem italienischen Charakterdarsteller Sergio Castellitto ganz bewusst gängigen Schönheitsidealen. Bei Scott Hicks Remake verhält es sich da schon anders. Aaron Eckhart – zweifellos ein Vollblutschauspieler wie seine Auftritte in der Satire Thank You for Smoking und der James Ellroy-Adaption Die schwarze Dahlie beweisen – darf frisch blondiert und mit Zahnpasta-Lächeln das Herz der strengen Kate erobern. Dabei wirkt sein Typ ungefähr so authentisch wie das Mitglied einer zusammengecasteten Boyband.

Der kreative Prozess des Kochens, die Leidenschaft, mit der Sterneköche aus Lebensmitteln kleine Kunstwerke erschaffen, all das versucht Rezept zum Verlieben in den Szenen des Restaurantbetriebs zu vermitteln. Doch statt sinnlicher Verführung und subtiler Erotik á la Chocolat, statt Genuss und Hingabe präsentiert Hicks nur Bilder aus einem vor Klischees triefenden Küchen-Almanach. Bei ihm gibt es lediglich ein hektisches Klappern mit Töpfen und Pfannen garniert mit der in Nick personifizierten Vorstellung des Kochs als kreatives Enfant Terrible.

In jedem Moment ist spürbar, wie Hicks Film geradezu sklavisch dem dramaturgischen Korsett gängiger romantischer Komödien folgt. Punkt für Punkt arbeitet die Geschichte die für das Genre wesentlichen Story-Elemente ab. Selbst auf die obligatorische Trennung des vermeintlichen Traumpaares kurz vor Filmende verzichtet Rezept zum Verlieben nicht. Und das, obwohl an einem Happy End zu keiner Zeit auch nur die geringsten Zweifel bestehen. Das Ziel ist ebenso klar definiert wie der Weg dahin, was letztlich den Erfolg des Genres sogar erklärt. Ein Zuschauer, der sich für einen Film wie Rezept zum Verlieben entscheidet, weiß, was er bekommt. Filmische Experimente müssen woanders stattfinden.

Marcus Wessel

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Manhattan, Bleeker Street 22. Dort befindet sich ein spitzenmäßiges Feinschmeckerlokal, in dem Kate als Chefköchin arbeitet. Sie dirigiert ihre Mitarbeiter herum, aber sie ist auch voll und ganz bei der Sache. Schon um fünf Uhr früh kauft sie auf dem Fischmarkt die schönsten Exemplare ein, und spät abends ist sie eine der letzten, die das Restaurant verlassen. Suppen und Saucen, Steaks und Fischfilet, Gänseleberpastete und Trüffel und natürlich auch die herrlich garnierten Desserts – in der Küche läuft alles wie geschmiert, und im Lokal gehen die Geschäfte ausgezeichnet.

Da brechen auf Kate zwei Schicksalsschläge herein: Sie ist plötzlich verantwortlich für die zehnjährige Zoe, deren Mutter, Kates Schwester, verstarb, und in ihr Leben tritt Nick, ein Promi-Koch, der alles ungleich leichter nimmt als Kate, der bei der Arbeit italienische Arien hört, dessen komische Einlagen die Mitarbeiter zum Lachen bringen und – der Kates Konkurrent wird.

Wie wird diese mit all dem fertig? Wie verhält sie sich zu Zoe, die den Tod ihrer Mutter nicht verwindet, die ihre Tante ablehnt, die für Nick Sympathie hegt und die nur ganz langsam zu einem fröhlicheren Dasein zurückfindet? Wie wird die Beziehung zu Nick sich gestalten, der von Kates Charakter und Launen abgestoßen wird und sie doch zugleich liebt?

Annähernd ein Remake des deutschen Films „Bella Martha“ (2001) mit Martina Gedeck – auf Hollywood getrimmt. Das Drehbuch ist gut angepasst, die Ausstattung, die Locations, die Speisen, die Schilderung der Umtriebigkeit in diesem Geschäft, die Statisten - das meiste ist vom Feinsten. Die Handlung ist nachvollziehbar und gefühlvoll. Man spürt, dass ein guter Autor und ein ebenso guter Regisseur dahinter stehen.

Catherine Zeta-Jones spielt die Kate. Sie ist nicht nur eine gut aussehende Frau, sie spielt auch die Nuancen ihrer Rolle sehr gut aus. Schließlich ist sie Oscar-Preisträgerin. Aaron Eckhart, ein origineller Typ, ist ihr ebenbürtiger Partner. Darstellerisch sehr weit auch schon die kleine Abigail Breslin, die die Wandlung der Zoe überzeugend darstellt.

Wie ein Kind und ein Mann das Leben einer rührigen Chefköchin dramatisch wandeln. Ansprechender, gefühlvoller und im ganzen gut präsentierter Unterhaltungsstoff. Nicht weniger und nicht mehr.

Thomas Engel