Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe

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Kaum ein halbes Jahr nach seiner von der Kritik verrissenen, aber vom Publikum geschätzten Liebeskomödie „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“, legt Leander Haußman schon seinen nächsten Film vor, dem ähnliches widerfahren dürfte. Auch „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ changiert zwischen Burleske und Melodrama, ist je nach Geschmack urkomisch oder einfach nur doof, und wird trotz absehbar schlechter Kritiken sein Publikum finden.

Webseite: www.robert-zimmermann-derfilm.de

Deutschland 2008
Regie: Leander Haußmann
Buch: Gernot Gricksch, nach seinem gleichnamigen Roman
Musik: Element of Crime
Darsteller: Tom Schilling, Maruschka Detmers, Christian Sengewald, Adam Oest, Steffi Kühnert, Marlen Diekhoff
100 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: Delphi
Kinostart: verschoben auf 28. August 2008

PRESSESTIMMEN:

...auf film-zeit.de


FILMKRITIK:

Dass Robert Zimmermann der Geburtsname von Bob Dylan ist, die von Tom Schilling gespielte Hauptfigur dieses Films also einen berühmten Namen trägt, wird auch dem unwissenden Zuschauer bald mitgeteilt. Im Verlauf des Films entwickelt sich das Spiel mit dem Namen zum Running Gag, der erst zum Ende aufgelöst wird. Da erfährt Robert, dass der Song, wegen dem seine Eltern ihn nach Bob Dylan nannten, gar nicht von Dylan stammt, sondern von Donovan, er also Zeit seines Lebens Opfer eines Irrtums gewesen ist. Womit in gewisser Weise das Prinzip des ganzen Films beschrieben ist. Sämtliche Figuren, in der Regel Paarungen laufen der Liebe hinterher und lassen sich durch reale und imaginierte Hindernisse von ihrem Glück abhalten. 

Der Mittzwanziger Robert Zimmermann, seines Zeichens Entwickler von gewalttätigen Computerspielen, ist mit seiner etwas dümmlichen Kollegin Lorna zusammen, aber nicht glücklich. Als ihn eine Kette von Zufällen in eine kleine Wäscherei führt, ändert sich das. In Monika (Maruschka Detmers) glaubt er die Liebe seines Lebens erkannt zu haben. Dass sie gut 20 Jahre älter ist als Robert, dass dieses Paar eigentlich rein gar nichts gemeinsam hat, sie im Gegenteil unterschiedlicher kaum sein könnten, ist dem Zuschauer sofort klar und dem Film wohl auch. Es scheint Leander Haussmann hier um die Konstruktion des in größtem Maße Unwahrscheinlichen gegangen zu sein und zwar in jeder Hinsicht. Sowohl was die Figurenkonstellationen angeht als auch die Situationen, die sie durchleben, existiert der Film in einer Art von übersteigerter, überdrehter Realität. 

Neben dem Hauptpaar Robert/ Monika finden sich da Roberts Freund Ole, der mit Kontaktanzeigen sein Glück versucht, Roberts Schwester Pia, die mit einer stark übergewichtigen Butch-Lesbe zusammen ist, sich aber von einem Arbeitskollegen ein Kind hat machen lassen. Dazu kommen noch Roberts Eltern, die sich gerade getrennt haben, da der Vater eine Freundin hat, die jünger als seine Tochter ist.

Diese Paare sind das Personal für eine burleske Komödie über die Liebe, die sich bisweilen hart an der Schmerzgrenze entlang bewegt. Was Haußman und sein Autor Gernot Gricksch ihren Figuren und in gewisser Weise auch dem Zuschauer zumuten, geht weit über die Konventionen einer romantischen Komödie hinaus. Prinzipiell folgt der Film zwar dem Muster von Annäherung, Krise und finaler Versöhnung, reizt diese Situationen aber bis zum Äußersten aus. Kein plumper Witz wird ausgelassen, aber auch keine treffende Situation. 

Man kann über Leander Haußmann und seine Filme sagen was man will, Mut zum Pathos hat er in jedem Fall. Auch hier wird die große Kraft der Liebe beschworen, die in „Sonnenallee“ die Mauer zum Einsturz gebracht hat und hier den Altersunterschied zwischen Robert und Monika überwindet. An Subtilität hatte Haußmann noch nie Interesse, er erzählt in großen Emotionen, mit breitem Pinselstrich, ohne Zwischentöne. Die Figuren sind klar gezeichnet, die Farben grell, die Musik – zum Teil von „Herr Lehmann“-Autor Sven Regener und seiner Kapelle Element of Crime, zum anderen Mundharmonika geschwängerte Pseudo-Bob Dylan Musik, denn die Rechte am Original wurden dem Film verweigert – plakativ. Man muss sie nicht mögen, aber Leander Haußmanns Filme sind auf ihre Art im deutschen Kino ziemlich einzigartig.
Michael Meyns

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Über die Liebe kann man sich wie Robert Zimmermann wahrlich wundern. Und wenn man diesen Film gesehen hat noch mehr als davor ohnehin schon.

Robert ist Games-Designer. Gerade hat er mit seinen Kollegen ein neues Spiel entworfen, in dem nicht das Schießen und Morden die Hauptsache sind, sondern die Liebe und der Friede. Unerwartet sind die chinesischen Abnehmer begeistert.

Doch noch etwas geschieht. Robert verliebt sich hoffnungslos in die 20 Jahre ältere Monika, die Mutter eines halbwüchsigen Sohnes ist und eine Reinigung betreibt. Natürlich machen die unterschiedlichen Lebenserfahrungen die Sache nicht leicht. Monika verhält sich denn auch lange genug mehr als reserviert.

Mit von der Partie sind auch der Kumpel Ole, der seine „Liebe“ aus Kleinanzeigen speist; Roberts Vater mit seiner Freundin Anka; die Mutter mit einer männlichen Errungenschaft von einer Japan-Reise; die schwangere lesbische Schwester Pia mit ihrer dicken Freundin Marga; nicht zu vergessen Roberts bisherige Geliebte Lorna, die wie eine Klette an ihm hängt.

Die reizende Hauptliebesgeschichte wird umrankt vom Treiben dieser zum Teil absonderlichen Figuren, und dabei sind ebenso köstliche wie absurde Situationen entstanden. Leander Haußmann und Detlev Buck (Ko-Produzent) wissen, wie man an ein vorwiegend junges Publikum herankommt. Entsprechend rasant, krachend, bunt, durcheinandergewirbelt-verrückt und phantasievoll – beispielsweise die Musical- und Tanzszene – sind Machart und Filmstil. Dem Ganzen fehlt eine gewisse Originalität keineswegs.

Tom Schilling (Robert Zimmermann) und Maruschka Detmers (Monika) sind ein disparates, aber sehr sympathisches Liebespaar, doch auch Darsteller wie Christian Sengewald (Ole) und Adam Oest (Roberts Vater) oder Julia Dietze (Lorna) präsentieren sich gut. 

Vorwiegend reizvoller Unterhaltungsfilm um ein ungewöhnliches Liebespaar.

Thomas Engel