Rotkäppchen-Ultimatum, Das

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Vor knapp fünf Jahren brachte „Die Rotkäppchen-Verschwörung“ anarchischen, cleveren Humor ins Animationskino. Die Fortsetzung versucht das Konzept, klassische Märchen auf den Kopf zu stellen und mit popkulturellen Referenzen aufzupeppen, weiterzuführen, scheitert dabei aber weitestgehend. „Das Rotkäppchen-Ultimatum“ ist meist eine leblose Märchen-Parodie, die nur selten den Charme und Witz des Vorgängers erreicht.

Webseite: www.rotkaeppchen.kinowelt.de

USA 2011 - Animationsfilm
Regie, Buch: Mike Disa
Länge: 86 Minuten
Verleih: Kinowelt
Kinostart: 21. Juli 2011

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Die Zeitlosigkeit von Märchen zeigt sich nicht zuletzt an den mit schöner Regelmäßigkeit erscheinenden Neuverfilmungen, die die Gerüste der Geschichten an den jeweiligen Zeitgeist anpassen, was mal mehr, mal weniger erfolgreich funktioniert. Inzwischen befinden wir uns zwar fast schon nicht mehr in der betont selbstironischen Postmoderne, was die Macher von „Das Rotkäppchen-Ultimatum“ aber augenscheinlich nicht gestört hat. Sie packen ihren Film voll mit Referenzen an Filme, Musik, Extremsport, Fernsehen und viele Märchen und hoffen, dass das zu einem unterhaltsamen Ganzen wird. Vor fünf Jahren, als der Vorgänger „Die Rotkäppchen-Verschwörung“ ins Kino kam, hatte das schließlich auch noch funktioniert. Die Animation war zwar betont billig und konnte in keinem Moment mit den damals wie heute enorm erfolgreichen großen Animationsfilmen mithalten, sie hatte aber den Vorteil, sehr billig produziert zu sein. Und das ermöglichte eine Art des Geschichtenerzählens, die sich nicht allzu sehr um den Geschmack eines Massenpublikums scheren musste, sondern auch mal wirklich böse sein konnte. Dazu die clevere Idee, Rotkäppchen als emanzipierte, moderne junge Frau zu zeichnen, die in eine Krimihandlung verstrickt wird.

Eigentlich macht nun die Fortsetzung „Das Rotkäppchen-Ultimatum“ wenig anderes, als dieses Konzept mit anderen Figuren erneut durchzuspielen, ist im Ergebnis aber deutlich weniger stilsicher. Zu Beginn des Films befindet sich Rotkäppchen in einem pseudo-asiatisch anmutenden Tempel, in dem sie nicht nur Kung Fu lernt, sondern auch in den elitären Kreis der backenden Schwestern eingeführt werden soll. Diese bewachen seit Jahrhunderten das Rezept für einen Wunderkuchen, der magische Kräfte verleiht. Und auf dieses Rezept und vor allem die geheime Zutat hat es die böse Hexe Verushka abgesehen. Zu diesem Zweck entführt sie erst Hänsel und Gretel und lockt dadurch Rotkäppchens Großmutter in ihre Fänge. Das ruft die Geheimagentur HEA-Happily Ever After auf den Plan, doch ohne Rotkäppchens Hilfe ist es dem verzauberten Frosch und dem nicht mehr wirklich bösen Wolf nicht möglich, die Situation zu retten. Erst als alle Beteiligten akzeptieren, dass sie allein nicht weiter kommen und ihre Stärke im Zusammenhalt liegt, gelingt es Rotkäppchen, die Welt vor ihrem Ende zu retten.

Keine ganz schlechte Geschichte, mit schönen Verweisen an diverse Märchen und Filme. Und doch vermag „Das Rotkäppchen-Ultimatum“ nie den Witz des Vorgängers zu erreichen und verliert sich zunehmend in faden Witzen. Umso deutlicher tritt dadurch die mangelhafte visuelle Umsetzung in den Vordergrund, die kaum überzeugender wirkt als moderne Computerspiele. So bleibt die Animation so leblos wie die Charaktere und die Geschichte, da kann auch kein 3D-Effekt helfen.

Michael Meyns