Schlussmacher

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Nach seinem erfolgreichen Regiedebüt „What a Man“ versucht sich Matthias Schweighöfer auch im Nachfolger „Schlussmacher“ an einer Konzeptkomödie. Als professioneller Beziehungsbeender kalauert sich Schweighöfer als Hauptdarsteller und Regisseur in Personalunion durch einen Film, dem allein Milan Peschel Würde verleiht.

Webseite: www.schlussmacher-derfilm.de

Deutschland 2012
Regie: Matthias Schweighöfer, Torsten Künstler
Buch: Doron Wisotzky
Darsteller: Matthias Schweighöfer, Milan Peschel, Catherine de Léan, Nadja Uhl, Heiner Lauterbach
Länge: 100 Minuten
Verleih: Fox
Kinostart: 10. Januar 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Zumindest das Konzept von Matthias Schweighöfers zweiter Regiearbeit ist Hollywoodreif: Wann immer sich eine Beziehung dem Ende nähert und sich einer der Partner vor der schwierigen Aufgabe drücken will, dem anderen die traurige Nachricht zu übermitteln kommt er ins Spiel: Paul Voigt (Schweighöfer selbst), ein gelackter, eitler junger Mann und der beste Schlussmacher seiner Firma. Mit dickem Mercedes und knitterfreiem Boss-Anzug (die beiden Marken sponserten den Film und sind dementsprechend oft offensiv ins Bild gesetzt) steht Paul vor der Tür, ein Endschädigungspaket in der Hand und beendet eine Beziehung. Fast 1000 hat er im Laufe von nur zwei Jahren geschafft, so dass er bald zum Partner seines Chefs (Heiner Lauterbach) aufsteigen soll. Dass Pauls eigene Beziehung zur Designerin Natalie (Catherine de Léan) kaum mehr als eine Bettgeschichte ist, stört ihn nicht. Liebe ist was für Schwächlinge, allein ist der Mann und ähnliche Leitsprüchen bestimmen sein leben.

Doch dann beendet Paul die Beziehung von Toto (Milan Peschl) und Katharina (Nadja Uhl). Eigentlich ein Routinejob: Toto wird mit kleinem Gepäck und Zimmerpflanze vor die Tür gesetzt – und weigert sich zu gehen. Notgedrungen nimmt sich Paul dem Liebeskranken Toto an, der in nahezu jeder Beziehung das genaue Gegenteil von Paul ist. Man ahnt es schon: Das Duo wird erzwungenermaßen ein Team und Paul durch Totos Einfluss ein besserer Mensch. Bis es allerdings so weit ist, führt die Reise quer durch Deutschland, von Beziehungsende zu Beziehungsende, bei denen Paul zunehmend Zweifel an seiner Berufung kommen.

Der Grundton, den Schweighöfer dabei anschlägt, ist bis kurz vors Ende wenig subtil. Wenn eine Geste reichen würde, setzt Schweighöfer sicherheitshalber gleich drei ein. Der Gefahr, dass ein Gag nicht zündet, wird mit lautem Musikeinsatz entgegengewirkt. Jede Situation wird ins extreme geführt: Wenn da auf der Toilette mal der Wasserhahn streikt wird gleich die Kloschüssel zur Kopfwäsche zweckentfremdet. Und auch sonst wird wenig ausgelassen an homophoben, rassistischen, sexistischen Stereotypen, die mit Fäkel-, Furz- und Dickenwitzen gemischt werden.

Dass Humor der unsubtilen Natur im Kino gut ankommt, beweist der Erfolg vieler amerikanischer Komödien, aber auch die Filme von Schweighöfer und seinem großen Vorbild Til Schweiger. Und so wie dieser paart auch Schweighöfer derben Humor mit einer romantischen Geschichte, in der ein eingefleischter Junggeselle von den Freuden der Paarbeziehung überzeugt wird. Der Hauptgrund, warum „Schlussmacher“ gerade im letzten Drittel durchaus Qualitäten entwickelt, ist Milan Peschel. Dessen Figur wird von Doron Wisotzkya unsubtilem Drehbuch zwar immer wieder in befremdliche Situation geschickt, dennoch gelingt es Peschel, seiner grob gezeichneten Figur Nuancen mitzugeben, die dem Rest des Films meist fehlen. So sehr dieser Toto für einen Lebensentwurf steht, der in erster Linie den von Paul kontrastieren soll, so schön ist es, Peschel zuzusehen und –hören. Dessen unzerstörbarer Glaube an die Liebe, die nicht unbedingt perfekt sein muss, um zu funktionieren, verleihen „Schlussmacher“ Wärme und Würde, die ansonsten unter allzu viel Klamauk begraben liegt.

Michael Meyns

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