Shaun das Schaf – Der Film

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Mit dem neugierigen Schaf Shaun schicken die Trickkünstler von Aardman Animation („Wallace & Gromit“, „Chicken Run“) nun ihre vielleicht beliebteste Figur in ihr erstes Kinoabenteuer. Shaun und seine Artgenossen verschlägt es darin vom idyllischen Bauernhof in die große Stadt, wo so manches Abenteuer auf sie wartet. Gedreht in der klassischen Stop-Motion-Technik besitzt der Film einen ganz eigenen, unverkennbaren Look. Dass die Liebe zum Detail hier jederzeit spürbar ist, lässt „Shaun das Schaf – Der Film“ zu einem großen Spaß für Kinozuschauer jeden Alters werden.

Webseite: http://shaundasschaf.de

GB/F 2015
Regie: Mark Burton, Richard Starzack
Drehbuch: Mark Burton, Richard Starzack, Richard Goleszowski
Laufzeit: 85 Minuten
Kinostart: 19.3.2015
Verleih: Studiocanal
 

FILMKRITIK:

Der Wunsch nach einem freien Tag ohne den gewohnten Gang auf die Wiese und lästiger Komplettrasur lässt in Schaf Shaun einen Plan reifen. Man müsste den Bauer nur geschickt für einige Stunden außer Gefecht setzen, schon hätte man seine Ruhe. Doch bei der Umsetzung dieser Idee geht so einiges schief und plötzlich finden sich die Schafe ohne ihren Schäfer ziemlich ratlos und allein gelassen auf dessen Farm wider. Denn während sie ihren Kurzurlaub genießen, verschlägt es ihren Chef durch eine Reihe von Zufällen in die große Stadt, wo er nach einem folgenschweren Gedächtnisverlust ziemlich rat- und planlos umherirrt. Shaun und seine Herde beschließen, sich auf die Suche nach ihm zu machen. Als Schaf in einer nicht gerade schafsfreundlichen, fremden Welt ist das jedoch leichter gesagt als getan, zumal ihnen mit dem gerissenen Tierfänger Trumper ein echter Fiesling dicht auf den ungeschorenen Pelz rückt.
 
Als das pfiffige Schaf Shaun erstmals in einer Folge der beliebten „Wallace & Gromit“-Reihe auftauchte, war noch nicht abzusehen, dass es eines Tages das weltbekannte Knetduo der britischen Aardman Animation-Studios als deren „Zugpferd“ beerben sollte. In bislang sechs Staffeln und 120 Folgen schickten die Animationskünstler Shaun, seine ebenfalls wolligen Kollegen, den Bauern und Hütehund Bitzer in immer neue Abenteuer, die von Slapstick, Situationskomik und einem britischen, dabei stets kindgerechten Humor durchzogen waren. Nun bricht Shaun nach mehrjähriger Vorbereitungszeit – Stop-Motion-Trickkunst erfordert ganz einfach Zeit – in sein erstes Kinoabenteuer auf. Natürlich tut er dies nicht alleine. Alle beliebten Figuren der Serie wurden von den beiden Regisseuren Mark Burton und Richard Starzack für die große Leinwand in Form gebracht. So fühlt man sich gleich – egal ob als Shaun-Gelegenheitsgucker oder echter Fan – in das im unverkennbaren Aardman-Stil erschaffene (bzw. erknetete) Universum der Serie hineinversetzt. Bereits die ersten zehn Minuten des Films besitzen mehr Witz als manche Komödien über eine Laufzeit von zwei Stunden.
 
Mit Shauns Reise in die große Stadt beginnt dann ein neues Kapitel, das Burton und Starzack für zahllose Anspielungen an unsere Popkultur, Hollywood und natürlich auch an die Geschichte der eigenen, Aardman’schen Animationskunst nutzen. Das hierfür beste Beispiel ist die grandiose Tierheimsequenz, in der es von klassischen Ausbruchsgeschichten bis hin zur „Das Schweigen der Lämmer“-Referenz (!) so vieles zu entdecken gibt. Diese würde sich auch für eine Auskopplung als eigenständiger Kurz- oder Vorfilm eignen. Während die ganz kleinen Kinozuschauer mit ihren Lieblingen lachen und bangen dürfen, können sich ihre erwachsenen Begleiter für so manche versteckte Pointe begeistern. Sogar Seitenhiebe auf Instagram und Co. erlaubt sich der Film, der anders als „Wallace & Gromit“ ganz ohne (verständliche) Dialoge auskommt. Die Sprache vermisst man jedoch zu keiner Zeit, schließlich lebt „Shaun das Schaf – Der Film“ von seinem visuellen Ideenreichtum und der darin begründeten Verspieltheit. Wie fasste das ein kleiner Besucher der Pressevorführung so treffend zusammen? „Das ist so süß!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
 
Marcus Wessel