Sisu

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Eigentlich wollte Jalmari Helander eine Sci-Fi-Komödie in Kanada drehen – dann machte ihm COVID-19 einen Strich durch die Rechnung. Im Herbst 2021 schrieb er dann „Sisu“, eine Geschichte über einen Mann, der am Ende des Zweiten Weltkriegs unerbittlich gegen Nazis kämpft, weil diese ihm sein Gold gestohlen haben. Die sechs Millionen Dollar teure Produktion ist simplizistisch, aber umwerfend – und das nicht nur der schönen kargen Landschaft Lapplands wegen.

Webseite: https://www.sonypictures.de/filme/sisu

Finnland 2022
Regie: Jalmari Helander
Buch: Jalmari Helander
Darsteller: Jorma Tommila, Aksel Hennie, Jack Doolan

Länge: 91 Minuten
Verleih: Sony Pictures
Kinostart: 11. Mai 2023

FILMKRITIK:

Aatami Korpi (Jorma Tommila) hat sich vom Krieg zurückgezogen. In Lappland sucht er nach Gold und findet auch eine große Menge davon. Als er sich auf den Weg in die Stadt macht, stößt er auf einen Trupp deutscher Soldaten, die ihn berauben wollen. Aber sie haben nicht damit gerechnet, dass der alte Mann ein Kämpfer ist, der schon die Russen das Fürchten gelehrt hat. Nichts und niemand hält ihn auf, komme, was da wolle!

„Sisu“ ist ein finnisches Wort, das praktisch nicht übersetzbar ist. Es beschreibt grenzenlosen Mut, aber auch knallharte Entschlossenheit im Angesicht unvorstellbarer Widerstände. Wenn alles verloren scheint, und man sich dem Schicksal entgegenstemmt, dann spricht man von „Sisu“. Ein mehr als passender Titel für diesen in sieben Kapitel unterteilten Film, dessen Hauptfigur bis zum Schluss gar nicht redet. Überhaupt: Geredet wird nicht viel. Gestorben dafür umso mehr.

Denn „Sisu“ ist so etwas wie ein Kind der Liebe von „Rambo“ und „Inglorious Basterds“. Der Film hat einen gewissen Tarantino-Vibe, ist in seiner Gewaltdarstellung aber noch kompromissloser. Und er hat einen Helden, der ikonischer kaum sein könnte. Hunderte Russen hat der finnische Soldat getötet. Darum nennen sie ihn den Unsterblichen. Als einer der Deutschen eine finnische Frau fragt, ob sie denn wirklich glaube, dass er unsterblich ist, antwortet sie nur: „Ich glaube, er weigert sich zu sterben.“

Das kulminiert in Szenen, die natürlich jedwedem Realismus spotten. Die Hauptfigur scheint wirklich unsterblich zu sein. Was dem alten Mann hier widerfährt, reicht im Grunde, um einer ganzen Schar von Filmhelden den Garaus zu machen. Aber er steht immer wieder auf – fast so wie ein fleischgewordener Terminator Finnlands.

Der Film sieht trotz des relativ kleinen Budgets wirklich gut aus. Die Landschaften Lapplands mit ihrer kargen Schönheit werden effektiv eingesetzt, die Actionszenen sind wiederum dynamisch und mitreißend gestaltet. Der alte Mann aus „Sisu“ reiht sich ein in eine Riege von Kämpfern aus jüngerer Zeit, die den Gewaltlevel noch mal nach oben geschraubt haben. Er hat sogar wie John Wick einen Hund, nur dass der nicht die Antriebsfeder ist. Tatsächlich hätte man sich noch eine Nachspannsequenz gewünscht, die erklärt, wie es dem Hündchen erging, nachdem der alte Mann es zurückgelassen hat …

 

Peter Osteried