St. Vincent

Zum Vergrößern klicken

Bill Murray gibt in einer traumhaften Paraderolle den kauzigen Alten, dem erst der pfiffige Nachbarsjunge langsam das Herz öffnet. Als verbitterter Vietnam-Veteran vertrödelt der verwitwete Titelheld seine Tage mit Alkohol, Glücksspiel und einer russischen Prostituierten. Als eine alleinerziehende Mutter nebenan einzieht, sind die geruhsamen Tage des notorischen Nörglers gezählt. Das Rad der Komödie wird hier nicht neu erfunden, wenn das bekannte 'grumpy old man'-Menü aber derart perfekt und mit besten Zutaten serviert wird, kommt man bestens auf seine Kosten: Ein vergnüglicher Spaß mit rührendem Finale – und Murray in Bestform!           

Webseite: www.st-vincent-film.de

USA 2014
Regie: Theodore Melfi
Darsteller: Bill Murray, Melissa McCarthy, Naomi Watts, Kimberly Quinn
Filmlänge: 102 Minuten
Verleih: Polyband Medien, Vertrieb: Sony Pictures
Kinostart: 8.1.2015
 
Pressestimmen:

"...besticht durch säckeweise Charme, und sowohl Bill Murray (in seiner besten Rolle seit 'Lost in Translation') als auch die wundervolle Melissa McCarthy als alleinerziehende Mutter haben's einfach sowas von drauf, einen vom Lachen zum Heulen und zurück zu schubsen. ...extrem warmherzig."
Brigitte

FILMKRITIK:

Whiskey, Weib und Pferdewetten – das Leben des mürrischen Kriegsveteranen Vincent (Bill Murray) läuft in gemächlichen Bahnen. Nur bei den Finanzen des Rentners sieht es chronisch ungemütlich aus. Zum Glück kann er bei der schwangeren Prostituierten Draka (Naomi Watts) anschreiben, andere Gläubiger sind etwas weniger geduldig. Da trifft es sich gut, dass der Umzugswagen der neuen Nachbarin seinen Zaun samt Cabrio demoliert. Den Schaden hat Vincent zwar selbst in der Nacht zuvor mit reichlich Promille am Steuer angereichtet – doch jetzt lockt unerwarteter Schadensersatz. Damit nicht genug der finanziellen Aussichten: Die alleinerziehende Mutter Maggie (Melissa McCarthy) benötigt dringend einen Aufpasser für ihren 12-Jährigen Oliver. Kinder sind Vincent zwar prinzipiell ein Graus, aber dieser Nebenverdienst ist einfach zu verlockend. Mehr als mürrisch empfängt der Babysitter seinen kleinen Kunden. Der aufgeweckte Knirps erobert jedoch nicht nur das Herz der wählerischen Perserkatze im Sturm, auch Vincent sieht sich der Charmeoffensive von Oliver hilflos ausgeliefert. Alsbald zeigt er ihm, wie man sich erfolgreich gegen das Stalking böser Mitschüler wehrt – das Boxtraining sorgt schlagartig für ganz neues Selbstbewusstein bei dem sensiblen Jungen. Weil er ebenso aufmerksam die Lektionen in Pferdewetten und Prostitution verfolgt, wächst das Schlüsselkind dem mürrischen Alten zunehmend ans Herz, das zunehmend goldener erscheint. Der Zyniker mutiert zum Menschfreund, der Filmtitel macht seinen Helden gar zum Heiligen. .
 
Regisseur und Drehbuchautor Theodore Melfis schlägt in seinem Spielfilmdebüt treffsicher die richtigen Töne an und sorgt mit geschickter Dramaturgie sowie geschliffenen Dialogen dafür, dass bei aller Heiterkeit auch die ernsten Seiten dieser Komödie gelingen – gegen Ende gerät diese Bill Murray-Show zum berührenden Melodram mit Taschentuchalarm.
 
Bill Murray gibt den 'grumpy old man' mit sichtlichem Vergnügen und beweist einmal mehr mit Bravour, dass er den Spagat zwischen lakonisch komisch und unglaublich anrührend so perfekt beherrscht wie sonst allenfalls noch ein Jack Nicholson. Mit diesem hochkarätigen Kollegen lauft das Damen-Duo gleichfalls zu Hochform auf: Comedy-Queen Melissa McCarthy überzeugt als überforderte Mama und gestresste Krankenschwester, derweil Ex-Prinzessin "Diana"-Darstellerin Naomi Watts als schnippische Hure mit Herz ihre großartige Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen darf. Last not least absolviert auch Jungmime Jaeden Lieberher einen gelungenen Auftritt und hebt sich angenehm ab vom aufdringlichen Getue nervtötender Kinderdarsteller aus Hollywood.
 
Sympathische Story, starke Schauspieler, elegante Inszenierung, hübscher Humor mit einer Prise Rührseligkeit: Da dürfte den Oscar-Juroren wohl das Herz aufgehen - und dem Publikum sowieso.   

Dieter Oßwald