Stasikomödie

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Darf man das? Über die Stasi lachen? Über einen Unrechtsstaat lachen? Wenn man ihn erlebt hat, ist die Antwort sicherlich „Ja“. Wird sich zumindest Leander Haußmann gedacht haben, der sich in seinem Oeuvre schon häufiger mit dem Leben in der DDR befasst hat. Diesmal widmet er sich dem Thema jedoch deutlich plakativer und erzählt von einem gefeierten Oppositionellen, der eigentlich ein Offizier der Staatssicherheit gewesen ist – und das mit Bildern, die schon mal ins Surreale gehen können.

Website: https://www.constantin-film.de/kino/stasikomoedie/

Deutschland 2022
Regie: Leander Haußmann
Buch: Leander Haußmann
Darsteller: David Kross, Tom Schilling, Alexander Scheer

Länge: 116 Minuten
Verleih: Constantin Film
Kinostart: 19. Mai 2022

FILMKRITIK:

Ein Schriftsteller, der für seinen mutigen Stand als Oppositioneller in der DDR gefeiert wurde, besorgt sich auf Drängen der eigenen Familie seine Stasiakte, um zu sehen, was die Staatssicherheit so über ihn wusste. Viel, das wird schnell klar. Denn enthalten ist sogar ein Liebesbrief, der an ihn geschickt wurde – zu einer Zeit, als er längst mit seiner späteren Frau zusammen war. Das bringt den armen Mann in Erklärungsnöte, während er sich daran erinnert, wie das damals war. Denn ein Oppositioneller war er nicht. Im Gegenteil, als Offizier der Staatssicherheit sollte er negativ-dekadente Kreise, wie man das so schön nannte, infiltrieren und von innen heraus zersetzen.

Die Hauptfigur in jungen Jahren wird von David Kross gespielt. Er schlägt sich in dieser Geschichte auch gut, weil er immer die nötige Ernsthaftigkeit bewahrt. Nur um ihn herum wird das Ganze schon mal abstrus. Oder auch lächerlich, wenn sich die Kollegen des Spitzels in bester Slapstick-Manier als Volltrottel bei der Observation erweisen oder einfach nur kopflos agieren. Das sind die Momente, denen der Film wohl seinen Titel verdankt. Aber es sind wenige, und der Humor ist oft zu ruppig. Er steht in krassem Kontrast zur eigentlich dramatischen Geschichte. Überhaupt hat man immer den Eindruck, dass der Film zwischen allen Stühlen sitzt.

Für eine Komödie ist er nicht durchgängig witzig genug, für ein Drama sind die Slapstick-Einlagen tödlich. Was bleibt, ist eine merkwürdige Melange, die das eine oder andere Highlight hat – so etwa Detlev Buck als typischer Beamtenspießer, der nach dem Motto „nach oben buckeln, nach unten treten“ lebt. Aber dazwischen sind die mäandernden Momente, in denen zwar etwas passiert, es aber sich immer einer klaren Einordnung entsagt. Bis hin zu Momenten, die dem Ganzen den Boden unter den Füßen davonreißen – man denke hier nur an Henry Hübchens letzte Szene, die in ihrer irrlichternden Art eher bei einem Film wie „Die fabelhafte Welt der Amelie“, als in der „Stasikomödie“ gut aufgehoben wäre.

Man fühlt sich hier einfach unschlüssig. Dabei ist der Film nicht langweilig, aber er will zu vielen Herren dienen, und gerät darüber ins Straucheln. Leander Haußmann hat im Lauf seiner Karriere einige hervorragende Filme über das Leben in der DDR gemacht. Solche, die ein Verständnis dafür geben, wie es wohl gewesen sein mag. Das Gefühl erschließt sich hier nie, allerdings mag das auch daran liegen, dass er keine Identifikationsfigur bietet, da der Protagonist zwar eigentlich nett ist, aber eben doch ein Scherge eines Unrechtsregimes, der ungeschoren davongekommen ist. Das hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.

Peter Osteried