Sterben für Anfänger

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Der Tod des Familienoberhaupts bringt die weitverstreuten Mitglieder einer britischen Familie zusammen. Doch bevor auch nur der Hauch von Würde anlässlich des feierlichen Anlasses aufkommen kann, beginnt eine Kette absurder Ereignisse. Frank Oz' schwarze Komödie ist nicht immer treffsicher und wagt es nur selten, die Situationen wirklich auszureizen. Eine etwas zahme schwarze Komödie, die zum Ende überflüssigerweise auch noch versucht, sich einen Anschein von Ernsthaftigkeit zu geben.

Webseite: www.concorde-film.de

OT: Death at a Funeral
GB 2007
Regie: Frank Oz
Buch: Dean Craig
Kamera: Oliver Curtis
Schnitt: Beverley Mills
Musik: Murray Gold
Darsteller: Matthew Macfadyen, Rubert Graves, Alan Tudyk, Daisy Donovan, Andy Nyman, Peter Dinklage, Ewan Bremner
90 Minuten, Format 1:1,85
Verleih: Concorde
Kinostart: 19. Juli 2007

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Der Tag beginnt für Daniel (Matthew Macfadyen) schon nicht gut. Im Haus seiner Eltern, wo er trotz seines nicht mehr jungen Alters immer noch lebt, wartet er auf die Anlieferung der Leiche seines Vaters. Doch als der Sarg endlich da ist und Daniel einen letzten Blick auf seinen Vater werfen will, stellt er fest, dass die Leiche zwar tot, aber nicht sein Vater ist. Und so geht es weiter. Sein versnobter Bruder Robert ist aus New York angereist, weigert sich jedoch, sich an den Kosten für die Beerdigung zu beteiligen. Zu allem Überfluss muss sich Daniel auch noch bei jeder Gelegenheit anhören, dass es doch besser wäre, wenn Robert – ein erfolgreicher Schriftsteller – die Trauerrede halten würde. Derweil hat Daniels Cousine Martha eigene Sorgen. Nicht nur, dass ihr Vater ihren Verlobten Simon in keiner Weise akzeptiert, dieser hat aus Versehen auch noch eine Pille LSD genommen und erlebt im Laufe des Nachmittags immer absurdere Halluzinationen. Und als wäre das nicht genug, taucht auch noch ein allen unbekannter Mann auf, der Daniel anvertraut, dass er mit dem Verstorbenen eine Affäre hatte. Und damit er diesen Skandal unter Verschluss hält, möge er doch bitte am Erbe beteiligt werden.

Fast überreich wirkt das Figurenpersonal, das sich zur Beerdigung versammelt hat, und so ist es nicht überraschend, dass etliche Handlungsstränge und Figuren eher blass und unterentwickelt bleiben. So wird etwa mit Ewan Bremner der in Deutschland sicherlich bekannteste Schauspieler des Ensembles sträflich vernachlässigt. Als Marthas Verehrer Justin hat er auf der Beerdigung nicht wirklich eine Funktion und wirkt nachgerade überflüssig. Die einzige wirklich runde, komplexe Figur ist letztlich Daniel, der vom Wust der Ereignisse immer mehr unter Druck gesetzt wird, bis er sich als letztlich einziger würdevoll verhält.

Die Qualität der besten britischen Komödien erreicht Sterben für Anfänger nicht. Das offensichtliche Vorbild Vier Hochzeiten und ein Todesfall bleibt, was die Verbindung von komischen, fast albernen Momenten und ergreifenden Charakteren betrifft, unerreichtes Vorbild. Und auch so skurril wie Calender Girls oder Waking Ned Devine und ihrer liebevollen Beschreibung typisch britischer Skurrilitäten ist Frank Oz’ Film nicht. Vielleicht macht sich hier doch ein Mentalitätsunterschied bemerkbar, denn Oz ist zwar in England geboren, seine Karriere hat er jedoch in Amerika bestritten und dort funktioniert Humor eben auf eine andere Art, als in England.
 

Michael Meyns

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Auch sterben will gelernt sein. Und begraben werden ebenfalls. Bei Daniel und seiner Frau Jane, welche um die Anzahlung für ein eigenes Haus besorgt ist, klappt letzteres allerdings nicht besonders gut. Denn Daniels Vater ist zwar gestorben, aber dann wird zur Begräbnisfeier im Haus des Verstorbenen und dessen von Jane nicht besonders geliebter Witwe Sandra die falsche Leiche geliefert. Gottlob wird der Schaden rasch behoben.

Die Beerdigungsteilnehmer treffen ein: Daniels Bruder Robert aus New York, der dort ein En-vogue-Schriftsteller ist und trotzdem die Hälfte der Begräbniskosten nicht bezahlen kann. Daniels Cousine Martha mit ihrem Verlobten Simon, den Marthas Vater Victor nicht leiden kann, weil er ihn für einen Waschlappen hält. Dann Troy, Marthas Bruder, ein Chemiker, der mit halluzinogenen Drogen hantiert. Schließlich Howard, Daniels Freund, der den mürrischen alten Onkel Alfie im Rollstuhl mitbringen soll, und Justin, der nur deshalb mitkommt, weil er früher etwas mit Martha hatte und – vergeblich – neu anknüpfen will.

Die Trauerfeier könnte beginnen, wenn, ja wenn Martha ihrem aufgeregten Simon nicht aus Versehen ein paar von Troys Pillen zur angeblichen Beruhigung verabreicht hätte. Jetzt flippt Simon derart aus, dass es kein Halten mehr gibt und die Zeremonie von dem in Zeitnot geratenen Pfarrer unterbrochen werden muss.

Zu allem Unglück hat sich noch ein Fremder eingeschlichen, von dem sich herausstellt, dass er mit dem Verstorbenen mehr als nur bekannt war. Daraus entsteht ein Tohuwabohu, das die Beerdigung zur Tragikomödie werden lässt.

Ein Film, wie ihn nur die Briten fertig bringen. Ein skurriler Einfall löst den anderen ab, die lustigen Vorfälle gehen nahtlos ineinander über. Regisseur Frank Oz und Drehbuchautor Dean Craig haben auch ein paar Klamaukszenen eingeschoben, doch dem Ganzen schadet das wenig.

Inszenatorisch wurde geschickt vorgegangen. Die vollständige Handlung spielt sich nämlich in einem einzigen Haus – teilweise im Garten und auf dem Dach – ab, aber die meist komischen Situationen folgen so temporeich aufeinander, dass Eintönigkeit nie entstehen kann.

Eine aus einem Dutzend erfahrener britischer Darsteller bestehende Truppe trug zum Gelingen dieses kurzweiligen Spaßes viel bei.

Thomas Engel