Stolz und Vorurteil

UK 2004
Regie: Joe Wright
Darsteller: Keira Knightley, Matthew MacFadyen, Donald Sutherland, Brenda Blethyn, Judi Dench
Buch: Jane Austen
127 Minuten
Verleih: UIP
Start: 20.10.2005

Wie können falscher Stolz und Vorurteile die Sicht auf den wahren Charakter eines Menschen und die ihm entgegengebrachten Gefühle vernebeln? Diese Frage wird in der Verfilmung des Liebesromanklassikers von Jane Austen auf charmant-witzige Weise beantwortet.

Die Familie Bennet ist mit Kindern reich gesegnet. Wenngleich das Schicksal es so fügte, dass alle fünf Nachkommen Töchter wurden. Im England des 19. Jahrhundert eine Gefahr für das Familienerbe, denn von Gesetzeswegen droht dieses nun im Falle der Bennets an einen Cousin überzugehen. Jane, Elizabeth, Mary, Kitty und Lydia hingegen müssen standesgemäß unter die Haube gebracht werden, um ihr eigenes Wohl abzusichern. Kein leichtes Unterfangen, zumal Mutter Bennet über keine besonderen Verbindungen verfügt und die Frage nach der Herkunft und Klassenzugehörigkeit von höherem Belang ist.

Die Nachricht, dass ein wohlhabender junger Gentleman mit seiner Schwester und seinem besten Freund in der Nachbarschaft einzog, verbreitet sich dann auch wie ein Lauffeuer in der ländlichen Idylle. Sogleich werden die Bennet-Mädels ins Rennen um die Gunst der feinen Herren geschickt. Der abendliche Ball soll es richten. Denn „es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit“, so Mrs. Bennet, „dass ein Junggeselle, der ein beachtliches Vermögen besitzt, zu seinem Glück nur noch einer Frau bedarf.“

Soweit so gut, doch noch am selben Abend verliert die aufkeimende Hoffnung bereits wieder ihren Schimmer. Zumindest für Elizabeth, der Zweitältesten, die von dem vermeintlich noblen Mr. Darcy arrogant abgewiesen wird. Er verweigert ihr den Tanz und lässt seine Vorurteile gegenüber dem Mittelstand nur zu deutlich spüren. In ihrem Stolz gekränkt, bringt sie der „guten Partie“ fortan die entsprechende Verachtung entgegen. Doch bald wird klar, dass Stolz und Vorurteile die Blicke der Beiden vernebelt.

Nach verschiedenen Adaptionen für TV und Kino, kommt nun die Neuverfilmung des Romanklassikers von Jane Austen in die Kinos. Mit viel Charme und noch mehr Witz wurde die Liebesgeschichte, die als Erstausgabe bereits im Jahre 1813 erschien, erneut entstaubt. Eine Geschichte, die aufgrund ihrer Rahmenhandlung nicht zeitlos bleibt, sich darüber hinaus jedoch so anfühlt. So lebt der Film dann auch nicht durch überraschende Wendungen und ein unvorhersehbares Ende, sondern vielmehr durch den ehrzählerischen Weg. Der ist in der Tat so kurzweilig unterhaltsam, dass man keine Komplexität des Themas misst. Die unerfüllte Liebe wird zu einem nachfühlbaren Trauma und das Happy End zu seiner vorhersehbaren Erlösung.

Das Schwelgen in einer Zeit, in der ein Mann noch aufstand, sobald eine Dame den Raum betrat, verleiht der Handlung einen zusätzlichen Charme. Der erwähnte Witz ist vor allem den elterlichen Figuren von Mr. und Mrs. Bennet zu verdanken, die durch Donald Sutherland und Brenda Blethyn mit Bravour verkörpert werden. Die Heldin des Romans, die zweitälteste Tochter Elizabeth, wird von der jungen Britin Keira Knightley dargestellt. Sie versteht es durch die Geschichte zu tragen, profitiert jedoch vor allem durch die Wesensart ihrer Rollenfigur. Ein überlieferter Ausspruch der Autorin Jane Austen über Elizabeth Bennet, soll hier auch sinngemäß für den ganzen Film stehen: "Ich muss gestehen, dass ich sie für das entzückendste Geschöpf halte, das jemals im Druck erschienen ist; und wie es mir möglich sein soll, die zu tolerieren, die sie nicht wenigstens mögen, weiß ich nicht."

Gary Rohweder