Stromberg – Wieder alles wie immer

Er ist wieder da. Gut zehn Jahre nach seinem Kino-Coup (über 1,3 Millionen Besucher!) kommt Kult-Nervtöter Stromberg erneut auf die Leinwand – obwohl Christoph Maria Herbst das einst kategorisch ausgeschlossen hatte. „Das Vertikale und Horizontale sind nochmal neu vermessen worden in der letzten Dekade“ begründet der Komiker seinen Meinungswandel. Gott sei Dank: Diese Fortsetzung erweist sich als ein wahrer Comedy-Glücksfall. Sehr clever konstruiert und umwerfend komisch gespielt. Ein wahres Füllhorn an Ideen. Ein funkelndes Feuerwerk von dummen Sprüchen mit Klassiker-Potenzial. Die rasante Pointen-Parade bedient alte „Stromies“ und neue Fans des Halbglatzenträgers mit dem Klobrillen-Bart gleichermaßen. Wieder alles wie immer? Absolut. Jetzt sogar mit Meta-Ebenen für Besserwisser! Sogar Lars Klingbeil und Carsten Linnemann leibhaftig geben sich die Ehre beim beliebtesten Kotzbrocken der Republik.

 

Über den Film

Originaltitel

Stromberg – Wieder alles wie immer

Deutscher Titel

Stromberg – Wieder alles wie immer

Produktionsland

DEU

Filmdauer

100 min

Produktionsjahr

2024

Produzent

Husmann, Ralf / Juncken, Gunna

Regisseur

Feldhusen, Arne

Verleih

Filmwelt Verleihagentur GmbH

Starttermin

04.12.2025

 

Von Bully lernen, heißt siegen lernen: Die Fortsetzung von Kult-Komödien gerät vor allem dann zum Coup, wenn sie neue Wege wagt und den bewährten Comedy-Kern dabei beibehält. Autor Ralf Husmann und Regisseur Arne Feldhusen wissen, wie es geht. Der eine hat „Stromberg“ erfunden, der andere alle TV-Folgen sowie den ersten Kinofilm inszeniert. Ihr cleverer Kunstgriff für die zweite Runde? Die Meta-Ebene. Eine Fernsehsendung fragt „Was wurde aus Stromberg nach 20 Jahren?“. Und kündigt die Sendung „Stromberg das Wiedersehen“ an. Moderiert wird diese . Reunion-Show von „Schlag den Raab“-Ansager Matthias Opdenhövel. Dazu gibt es eine Doku als „Making-of“. Diese begleitet das Treffen der einstigen Belegschaft der Capitol-Versicherung. Bei dieser Reunion der alten Truppe vor laufender Kamera kommt er zu unheimlichen Begegnungen der komischen Art.

„Ich respektiere Frauen. Als Idee…“, so klang einst einer der typischen Sprüche von Schadensregulierer Bernd Stromberg. Mittlerweile hat sich die Arbeitswelt stark verändert. Mobbing ist out. Veganes Essen ist in. Auch die Belegschaft von einst hat sich gewandelt. Berthold „Ernie“ Heisterkamp (Bjarne Mädel), das beliebte Bullying-Opfer von damals, ist mittlerweile Lifecoach und Autor des Ratgebers „Du bist kein Opfer“. Jennifer (Milena Dreissig) hat sich gleichfalls vom Büro verabschiedet und unterstützt lieber ihren jungen Lover Julian (László Branko Breiding) bei dessen Content-Creator Karriere. Ulf (Oliver Wnuk) und Tanja (Diana Staehly) sind noch immer bei der Capitol. Während er dort keinen Schritt weiterkam, hat es die Gattin zur Entwicklungschefin gebracht. Die nächste Generation ist gleichfalls präsent, Marvin (Carlo Stolle) versucht sich wacker als Azubi bei der Capitol. Der Bernd hat derweil mit dem Multi-Purpose-Unternehmen Alpha einen neuen Arbeitgeber gefunden. „Wir stellen Aufgaben zur Verfügung“, umschreibt er seine Tätigkeit und sagt stolz „Das ist mein neues Reich. Nach der Capitol mein zweites Reich.“ Solche Sätze kann die politisch korrekte Making-of-Redakteurin Luna („So einen Namen gab es zu meiner Zeit gar nicht. Da hießen Frauen Gisela.“) freilich nicht stehen lassen. Vor den Toren des Studios regt sich gleichfalls Protest: „Nehmt die Glatze aus der Glotze“ skandieren Gegner während Fan-Boys mit Fake-Bärten im Stromberg-Outfit ihr Ekel-Idol bejubeln.

Stromberg wird zwischendurch philosophisch, er wird bemitleidenswert und sogar ein bisschen suizidal. Er wollte ja nur ein Stück vom Glück, sagt er nachdenklich. „Ich bin wie die Lady Di. Nur mit Bart“, weiß der Held. Doch bevor er zum Sympathieträger mutiert, ballert er jede Menge seiner typischen Sprüche heraus. Sexistisch? „Für die hätte es beim Sex früher auch keinen Bewegungsmelder gebraucht“. Rassistisch? „Kann ein Schwarzer im Sonnenstudio arbeiten? Darüber hätten wir uns früher nie Gedanken gemacht. Heute sage ich: Musst du ihn fragen.“ Homophob? „Ich wusste noch nicht einmal den Unterschied zwischen Transponder und Transgender.“ Und ein bisschen rechtsextrem? „Ich esse gern Quarkbällchen. Dann sagt jemand, Hitler mochte auch gern Quarkbällchen. Dann war’s das mit den Quarkbällchen.“ An Lebenshilfe à la Stromberg fehlt es gleichfalls nicht: „Nur Scheitern ist Siegen. Nur manchmal ist Scheitern auch Scheitern. Und dann ist es Scheiße.“ Oder: „Um es kurz zu machen: Schwanz drüber.“

Dem Ensemble macht die Pointe-Parade spürbar Spaß. Christoph Maria Herbst präsentiert sich bei der Neuauflage seiner Paraderolle in perfekter Bestform. Da stimmt jede Pause und jedes Grinsen. Als Sahnehäubchen gibt es zum Abspann ein kleines Best of aus alten Folgen, inklusive Werbespot für eine Burger-Kette. Bleibt zu hoffen, dass ein dritter Streich nicht wieder ein Jahrzehnt auf sich warten lässt.

 

Dieter Oßwald

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