Sublime

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Coming-of-Age-Geschichte mit Charme und Coolness gleichermaßen. Der 16-jährige Manuel entdeckt plötzlich ungeahnte Gefühle zu seinem langjährigen Kumpel Felipe. Was tun mit der Freundin Azul? Wann petzt die kleine Schwester seine verräterischen Gespräche im Schlaf? Mit umwerfender Lässigkeit und enormer Leinwandpräsenz stemmen die jungen Darsteller ihr Gefühlschaos. Die Kamera ist stets mitten drin, statt nur dabei. Wildes Kino mit Herz und Seele. Berührender Feelgood-Film mit dem Zeug zum Publikumsliebling.

Webseite: https://salzgeber.de/sublime

Mexiko 2021
Regie: Mariano Biasin
Darsteller: Martín Miller, Teo Inama Chiabrando, Joqauin Arana, Facundo Trotonda
Filmlänge: 100 Minuten
Verleih: Salzgeber
Kinostart: NN

FESTIVALS: Berlinale (Generation 14plus)

FILMKRITIK:

Der 16-jährige Manuel (Martín Miller) und sein Kumpel Felipe (Teo Inama Chiabrando) sind beste Freunde seit Kindertagen. Begeistert machen sie Musik in einer Band. Für sein geplantes erstes Mal mit Freundin Azul richtet Manuel im Van von Felipes Vaters ein gemütliches Liebesnest ein. Das Date verläuft nicht ganz so kuschelig, wie geplant. Zum Glück lässt es sich mit Musik gut ablenken. Derweil nächtliche Sprachnachrichten den Flirt mit der Freundin fortsetzen. Die wahren Gedanken von Manuel sind allerdings eher anderswo. Im Traum liegt er mit verliebtem Blick mit Felipe im Bett. Dass er im Schlaf spricht, ist für die kleine Schwester Antonia ein gefundenes Fressen zum sofortigen Petzen.

Felipe ahnt nichts von den neuen Gefühlen seines Freundes. Er gibt sich albern unbeschwert wie eh und je. „Würdest du lieber einen Topf Honig essen. Oder einen Jungen in unserer Klasse küssen?“ fragt Manuel vorsichtig beim nächtlichen Besäufnis am Strand. „Kommt darauf an, wen. Dich würde ich überall küssen.“ bekommt er als kichernde Antwort. Dem zunehmend verwirrten Teenager macht sein Gefühlschaos immer mehr zu schaffen. Erst macht er Schluss mit Azul. Dann zerstört er eifersüchtig den Van, in dem sein Kumpel es sich am Abend mit Freundin Lara gemütlich machen wollte. Felipe reagiert zunächst völlig ratlos, bis er die neue Lage ahnt. „Sag es! Sag es!“ fordert er Manuel auf. Als der ihm seine Liebe gesteht, herrscht Sendepause. Das nächste Konzert findet ohne Manuel statt. Dann kommt er überraschend doch noch auf die Bühne. Die zwei Freunde rocken einträchtig miteinander als wäre nichts geschehen. Am nächsten Tag am Strand reden die beiden noch ein bisschen über ihre Gefühle. Kicken mit dem Kumpels. Dann greift der coole Felipe überraschend zu einer bewegenden Geste die für Wow-Effekte sorgt: Bei seinem verdutzten Freund ebenso wie wohl auch beim Publikum!

Mariano Biasin erzählt seine Coming-of-Age-Geschichte mit Charme und Coolness gleichermaßen. Seine jungen Helden genießen ihr fröhliches Teenie-Leben: Party. Musik. Mädchen. Fußball. Strand und Freundschaft. Plötzlich werden die Karten neu gemischt als der sensible Manuel ins Gefühlschaos stürzt. Es brodelt spürbar immer mehr unter der Oberfläche. Hinter der coolen Schale steckt freilich auch bei Felipe ein sensibler Kerl.

Mit der Kamera ist Biasin stets ganz nahe dran bei seinen Figuren. Läuft beim Kicken mit. Steht beim Konzert auf der Bühne. Oder legt sich in das Liebesnest im Van dazu. Mitten drin, statt nur dabei! Mit umwerfender Lässigkeit und enormer Leinwandpräsenz agieren seine Darsteller. Völlig albern beim Besäufnis. Leidenschaftlich beim Konzert. Verlegen bei Gefühlen. Die Chemie zwischen den Freunden ist spürbar stimmig. Visuell bietet „Sublime“ gleichfalls hübsche Ideen. Von Großaufnahmen bis die Zahnspangen blinken über Kids auf Dächern im Gegenlicht bis zum Meerblick mit Regenbogen. Beim Soundtrack findet der gelernte Videoclip-Regisseur stets den richtigen Ton. Musikalisch vibriert „Sublime“ so voller Energie wie seine nimmer müden Helden: Smells Like Teen Spirit!

 

Dieter Oßwald