Super-Hypochonder

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In seiner aberwitzigen neuen Komödie SUPER-HYPOCHONDER perfektioniert Dany Boon (WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS)  seine Technik weiter. Die Plotwindungen werden immer alberner, Slapstick und Timing sind punktgenau und das bewährte Team  aus Boon, Kad Merad und Alice Pol agiert fein aufeinander angestimmt. Boon ist der Super-Hypochonder Romain Faubert, der beim kleinsten vermuteten Kontakt mit Mikroben in Ohnmacht fällt und seiner Umwelt nie ohne Desinfektionsmittel gegenüber tritt. Um die Nervensäge endlich los zu werden, beschließt sein Hausarzt Dimitri (Kad Merad), ihn zu verkuppeln…

Webseite: www.super-hypochonder.de

OT: Supercondriaque
Frankreich 2013
Regie: Dany Boon
Buch: Dany Boon
Darsteller: Dany Boon, Alice Pol, Kad Merat, Jean-Yves Berteloot, Judith El Zein
Länge: 107 Minuten
Verleih: Prokino
Starttermin: 10.4.2014
Verleih-Infos hier...

FILMKRITIK:

SUPER-HYPOCHONDER beginnt auf einem hohen Hysterielevel und hält das Tempo. Es ist Silvester. Ein Krankenwagen rast durch Paris. Überall springen feiernde Menschen aus dem Weg. In höchster Eile wird der Patient eingeliefert und komplett durchgecheckt. Anschließend stehen die Ärzte ratlos vor einer ganzen Wand voller Röntgenaufnahmen. Es ist nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Bei dem Patienten handelt es sich Romain Faubert, gespielt von Dany Boon als Hypochonder erster Güte. Romain geht niemals ohne Desinfektionsmittel aus dem Haus, fasst niemals öffentliche Geländer an, hat ein Medikamentenregal dort, wo andere eine Bücherwand haben und besucht nahezu täglich seinen Hausarzt Dimitri Svenka (Kad Merad), den er für seinen einzigen Freund hält, während dieser seinerseits die Nervensäge Faubert am liebsten los wäre. Der einzige gangbare Weg der ihm einfällt, ist, Romain zu verkuppeln.
 
Dimitris Versuche Romain zu kurieren fangen mit einer Folge unterhaltsam-verpatzter Dates an und schrauben sich in immer alberneren Windungen bis zu einer Situation, in der Romain sich für den tscherkistanischen Revolutionshelden  Anton Miroslav ausgibt, und sich von Dimitris Schwester Anna  (Alice Pol) vor der Polizei verstecken lässt, während Dimitri Romain per Vermisstenanzeige suchen lässt und der echte Miroslav, der Romain tatsächlich verblüffend ähnlich sieht, in Romains Wohnung untergetaucht ist. Um die Illusion des tapferen Kämpfers, der von Anna vergöttert wird, aufrecht zu erhalten, muss der hypersensible Romain über seinen Schatten springen und – unter anderem – in einem tscherkistanischen Dönerladen aus kaum geputzten Gläsern trinken. Richtig unhygienisch wird es dann, als Romain nach Tscherkistan abgeschoben wird.
 
SUPER-HYPOCHONDER ist hemmungslos albern. Da werden imaginäre Balkanstaaten erfunden, Pässe auf die Namen Cyrano de Bergerac gefälscht, Türcodeapparate mit Desinfektionsmittel überschüttet, bis sie explodieren, und die gute alte Verwechslungskomödie neu inszeniert, als hätte noch nie zuvor jemand eine ähnliche Idee gehabt. Dany Boons (WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS) neueste Komödie strahlt damit eine Art naiven Charme aus, der an die überdrehten Komödien Louis de Funés erinnert. Auch die Nervensäge Romain kann es mit dem kleinen Meister-Komiker aufnehmen. Nicht ganz so aggressiv, aber mindestens ebenso neurotisch, ist Romain jemand, den man nicht zu Besuch, geschweige denn als Schwager haben möchte, der einem aber doch irgendwie ans Herz wächst.  Dany Boon spielt die Hypochondrie, an der er wohl auch selbst leidet, bis an die Schmerzgrenze und mit ganzem Körpereinsatz.  So etwa in der schönen Szene, als Romain in letzter Minute in die U-Bahn hechtet und dort versuchen muss, sich zu stablisieren, ohne einen der virenverseuchten Haltegriffe zu berühren…
 
Hendrike Bake