Susos Turm

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Eine leichte Komödie über die Dinge des Lebens: Suso, Erzähler dieses Films, ist tot. Zu seiner Beerdigung kommen seine vier besten Freunde in ihre gemeinsame Heimat, erinnern sich an vergangene Zeiten und beschließen schließlich, Susos letzten Wunsch zu erfüllen: Einen Turm zu bauen, von dem die Welt ganz anders aussieht.

Webseite: www.arsenalfilm.de

OT: La Torre de Suso
Spanien 2007, 100 Minuten
Regie: Tom Fernández
Drehbuch: Tom Fernández
Musik: José Manuel, Javier Tejedor
Darsteller: Javier Cámara, Gonzalo de Castro, César Vea, Losé Luis Alcobendas, Malena Alterio, Mariana Cordero
Länge: 100 Min.
Verleih: Arsenal Filmverleih
Kinostart: 17. September 2009
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Dass Regiedebütant Tom Fernández seinen Film von einem Toten erzählen lässt, ist ein hübscher Kniff, der allerdings bald vergessen ist. Eigentliche Hauptfigur ist der etwas beleibte Cundo, der aus Argentinien zurück in seine Heimat im spanischen Asturien kommt. Schon beim Leihwagenvermieter am Flughafen wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert: Während er Marta nicht erkennt, weiß sie sofort wer er ist, immerhin der Mann, der sie einst entjungferte, allerdings im Suff. Und so geht es weiter. Cundos Eltern sind ein zerstrittenes altes Ehepaar wie es im Buche steht. Die Mutter kocht, schmeißt regelmäßig das Essen weg, wenn Mann oder Sohn mal wieder zu spät kommen, der Vater verbringt seine Zeit lieber in der Kneipe oder im örtlichen Bordell. Dort arbeitet auch die Freundin von Pablo, einem von Cundos alten Freunden, mit denen er früher hart gefeiert und viele Drogen genommen hat. Zu der Gruppe zählen noch der Maurer Mote und der bedächtige Fernando, der inzwischen mit Cundos Ex-Freundin Rosa verheiratet ist. Viele Konflikte liegen also in der Luft, doch zu einem Drama wird „Susos Turm“ in keinem Moment.

Tom Fernandez gelingt es auf bemerkenswerte Weise, die Balance zu halten zwischen Komik, manchmal albernen Situationen, Diskussionen über das Leben und das Schicksal, zwischen Streit und Versöhnung. Irgendwann beschließt Cundo, die Kritzeleien in Susos Haus ernst zu nehmen und einen Turm zu bauen. Eine schlichte Aussichtsplattform aus Holz, fast zehn Meter hoch, entsteht in Susos Garten, anfangs widerwillig gebaut, später als verbindende Aufgabe alter und neuer Freunde.

Es wäre leicht, „Susos Turm“ als banal zu bezeichnen, als unoriginell und abgestanden. Denn auf den ersten Blick passiert in den 100 Minuten des Films wenig. Weder Missverständnisse noch Streits oder Trinkgelage werden besonders in den Vordergrund gestellt. Es gibt kaum dramatische Momente, die Konflikte werden unterschwellig geschildert und aufgelöst, den ganzen Film durchzieht eine sehr beiläufige, entspannte Aura. Das ist nicht unbedingt weltbewegend, stilistisch auch eher konventionell in Szene gesetzt, aber dennoch wahrhaftig. Auch wenn sich die zahlreichen kleinen Konflikte am Ende etwas zu einvernehmlich auflösen, bleibt „Susos Turm“ ein durch und durch sympathischer kleiner Film, voller präzise gezeichneter Figuren und angenehm unaufgesetztem Humor.

Michael Meyns

Eine Gruppe asturischer Bergarbeiterkumpel. Einer von ihnen, Suso, stirbt. Zum Begräbnis kommt Cundo aus Argentinien zurück, wo er zehn Jahre lebte. Als Pizzeria-Unternehmer galt er. Doch bald stellt sich heraus, dass er einfacher Arbeiter
in einer Pizzeria war.

Und so ist es mit vielem. Die Freunde zeichnen sich dadurch aus, dass sie es noch nicht sehr weit gebracht haben: Unreife, kaputte Liebschaften mit Marta, Rosa oder Esmeralda, Besäufnisse, Großspurigkeit, Zerwürfnisse unter Freunden, zweifelhafte Bordellbesuche – alles ist vertreten.

Mit seinen Eltern hat Cundo erhebliche Schwierigkeiten. Sie kennen ihren Sohn vor allem als Taugenichts, fragen sich, warum er überhaupt zurückkam. Das gegenseitige Verhältnis zwischen dem Vater und der Mutter ist ebenfalls tot. Eine schöne Familie.

Trotz aller negativen Vorzeichen: Eines muss noch erledigt werden – aus Freundschaft, Verpflichtung, Erinnerung und Dankbarkeit Suso gegenüber.

Denn der wollte einen Turm bauen: um „die Dinge der Welt mehr von oben zu betrachten“.

Eine weise Ansicht und ein Schlüsselsatz dieses Films. Cundo hat sich in den Kopf gesetzt, den Plan Susos durchzuführen, als Symbol, aus Prinzip und überhaupt.

Bei den Freunden stößt er zunächst auf wenig Gegenliebe. Fernando, Pablo, Mote, alle haben sie eine Ausrede. Cundo gibt nicht nach, beginnt den Bau. Der Turm wächst – und auch die Freundschaft wächst wieder. Die meisten beteiligen sich. Am Schluss können sie stolz sein, sich als Kumpel fühlen, an Suso denken und einen trinken.

Selbst mit Susos Eltern renkt sich alles ein und – ganz wichtig – mit Marta.

Die Dinge der Welt mehr von oben betrachten – ein guter Ratschlag, den manch einer beherzigen sollte. Und so wie dieser Satz wirkt der ganze Film: unaufgeregt, Menschliches-Allzumenschliches beobachtend, den Generationenkonflikt ansprechend, sich mit komplizierten Liebesdingen auseinandersetzend, Freundschaften prüfend, Alltägliches am Rande vermerkend. Ein besonderer Pluspunkt: die klugen Dialoge.

Gespielt wird gut. Fast eine Entdeckung: Javier Cámara als Cundo.

Thomas Engel