Tagebuch einer Biene

Zum Vergrößern klicken

Wie sieht ein Leben aus, das nur sieben Wochen lang ist? Wie ist das Leben einer Biene, von ihrem Schlupf bis zu ihrem letzten Tag? Davon erzählt Dennis Wells mit aufregenden Bildern, mit einem einfühlsamen, von Anna und Nellie Thalbach gesprochenem Text und mit ganz viel Emotion. Der spannendste und mitreißendste Naturfilm seit Langem.

Website: www.filmweltverleih.de/cinema/movie/tagebuch-einer-biene

Deutschland / Kanada 2021
Regie: Dennis Wells
Buch: Dennis Wells
Darsteller: Anna Thalbach, Nellie Thalbach
Länge: 90 Minuten
Verleih: Filmwelt
Kinostart: 7.10.2021

FILMKRITIK:

Bienenvölker sind der Inbegriff des Kollektivs, aber auch in diesem gibt es die unterschiedlichsten Individuen. Manche Bienen sind mutig, andere feige, wieder andere faul. Der Film folgt dem Leben einer Winterbiene, aber auch dem einer Sonnenbiene. Er erzählt vom Schlupf, von den ersten Lebenstagen, dem ersten Flug, der Suche nach Blumen und einem geeigneten Ort für den Nestbau – und auch vom Kampf gegen Hornissen. Sieben Wochen lebt eine Sommerbiene. Eine kurze Zeit, aber ein erfülltes Leben, dem Dennis Wells mit seinem Film ein Denkmal gesetzt hat.

Drei Jahre dauerten die Dreharbeiten an. Mit neuester Makrokameratechnik und einer speziellen Nachbearbeitung präsentiert Wells hier Bilder, die ihresgleichen suchen. Er schickt den Zuschauer direkt in den Bienenstock – sozusagen mittendrin, statt nur dabei. Sein Ansatz, zwei Bienen zu folgen und sie durch den von Anna und Nellie Thalbach gesprochenen Voice-Over zu vermenschlichen, funktioniert sehr gut. Weil er mit seinem Film nicht nur unterhält und informiert, sondern vor allem auch emotional involviert. Was Wells hier ausbreitet, ist das ganze große Drama eines recht kleinen Lebens, das aber erfüllt und voller Sinn ist.

Den wissenschaftlichen Ansatz lässt Wells niemals außen vor. Im Gegenteil, durch die dramatische Präsentation gelingt es ihm, das, was man hier über Bienen erfährt, noch stärker im Zuschauer zu verankern. Die Musik ist erhebend, die Thalbachs sprechen voller Gefühl, voller Neugierde, voller Hingabe – allein das ist schon eine kleine Sensation in diesem wunderschönen Film.

Die Aufnahmen sind prächtig, ob nun innerhalb oder außerhalb des Stocks, beim Suchen von Nektar, beim Flug über eine Sommerwiese oder beim Erkunden eines alten Baumstamms. „Tagebuch einer Biene“ ist dabei immer dramatisch. Wenn der erste Flug der Sommerbiene beinahe ohne ihre Rückkehr endet, weil der Regen das Fliegen unmöglich macht. Aber auch, wenn die Völker sich aufspalten oder die Hornissen einen Angriff auf das neue Nest fliegen, der nur abgewehrt werden kann, weil alle Bienen an einem Strang ziehen – und sich opfern. Denn im Gegensatz zum Stich anderer Insekten ist der in eine Hornisse auch für die Biene tödlich.

Man erfährt viel über die Bienen. Mehr, als man gemeinhin noch aus dem Biologie-Unterricht behalten hat. Das macht den Film zu einer lehrreichen Angelegenheit, ohne dass der Unterhaltungswert dabei jemals zu kurz kommen würde. „Tagebuch einer Biene“ ist ein phantastischer Film für Jung und Alt, der jedem Zuschauer noch etwas über diese wundersamen Tiere beibringen kann.

Peter Osteried