Für die einen ist sie eine Heilige, für die anderen Sinnbild für den fragwürdigen Missionierungseifer der katholischen Kirche: Mutter Teresa, die durch ihre Arbeit im indischen Kalkutta ebenso berühmt wie umstritten wurde. Teona Strugar Mitevska beschreibt in ihrem biographischen Film „Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“ eine Woche im Leben der Nonne im Stil einer Art Letzten Versuchung der Mutter Teresa.
Über den Film
Originaltitel
Mother
Deutscher Titel
Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten
Produktionsland
SWE,MAC,BEL,IND,DNK
Filmdauer
104 min
Produktionsjahr
2025
Produzent
Delloye, Sébastien
Regisseur
Mitevska, Teona Strugar
Verleih
24 Bilder Film GmbH
Starttermin
04.12.2025
Kalkutta, 1948, Indien ist unabhängig, Mutter Teresa (Noomi Rapace) noch nicht. Die 1910 im inzwischen nordmazedonischen Skopje geborene Nonne leitet ein Kloster, drängt jedoch darauf, sich selbstständig zu machen. Immer wieder hat sie in den letzten Jahren an Papst Pius XII geschrieben, um die Erlaubnis zu erhalten, ihren Orden zu verlassen und selbst eine Mission zu gründen.
Derweil versucht Teresa den Armen der Stadt mit ihren bescheidenen Möglichkeiten zu helfen, bringt ihnen Wasser und Brot, holt auch mal einen schwer Verwundeten ins Kloster, um ihn ärztlich zu versorgen. Der Großteil ihrer Aufmerksamkeit gehört jedoch der ihr besonders nahestehenden Nonne Agnieszka (Sylvia Hoeks), die ihre Nachfolgerin werden soll – aber schwanger ist.
Ein potentieller Skandal, der auch Mutter Teresas Führungsanspruch in Frage stellen würde, ganz abgesehen davon, dass Agnieszka mit ihrer Tat – Sex! – das Selbstverständnis Teresas beschädigt hat.
Hin und her gerissen zwischen ihrem strikten Glauben und ihrer Freundschaft zu Agnieszka, sucht Teresa Rat bei ihrem brüderlichen Freund, dem Priester Friedrich (Nikola Ristanovski), konsultiert aber auch den indischen Arzt Dr. Kumar (Akshay Kapoor). Eine dramatische Woche lang schwankt Mutter Teresa zwischen ihrer angeblich göttlichen Berufung und weltlichen Fragen und durchlebt eine Art letzte Versuchung.
Ein Leben zwischen Licht und Schatten verspricht der deutsche Untertitel dieses biographischen Films, gedreht von der ebenso wie Teresa in Skopje geborenen Regisseurin Teona Strugar Mitevska. Diese hatte vor einigen Jahren in ihrem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag „Gott existiert, ihr Name ist Petrunya“ auf überzeugende Weise von falschem Glauben, dem Patriarchat und Götzenanbetung erzählt, wagt es in ihrem biographischen Film jedoch nur selten, die zumindest umstrittene Figur Mutter Teresas in ihrer ganzen Komplexität anzugehen.
Zwar wurde Teresa 2016 von der Katholischen Kirche heilig gesprochen, weltliche Kritiker – besonders der britische Essayist Christopher Hitchens haben sich immer wieder an ihr abgearbeitet – kritisierten die Nonne jedoch dafür, dass die hygienischen Bedingungen in den von Teresa aufgebauten Missionen katastrophal waren, sie Hilfsbedürftige vor allem missionieren wollte, sie oft Sterbende gegen deren Willen taufte, Spendengelder aus fragwürdigen Quellen annahm und grundsätzlich aus Narzissmus agierte und nicht aus christlicher Nächstenliebe.
Zumindest im Ansatz thematisiert auch Mitevska diese Kritik, zeigt zumindest einen Moment der Selbstzweifel, wenn Teresa sich fragt, ob sie wirklich selbstlos agiert oder nicht doch eher von Geltungssucht getrieben wird. Doch dass sich die Nonne auf einer göttlichen Mission befindet zweifelt der Film in keinem Moment an und ähnelt damit stark den religiös konnotierten Erbauungsfilmen des christlichen Angel Studios. Dort entstand vor kurzem der ganz ähnliche Film „Die Gesandte des Papstes“, der auch in Deutschland zu sehen war, der die Geschichte einer Nonne in New York erzählte. Allerdings deutlich ehrlicher als es nun „Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“, der mit einigem stilistischem Aufwand – harten Schnitten, markanten Texteinblendungen, surreal anmutenden Szenen, in denen die Nonnen zu christlichem Hardrock (!) tanzen – versucht, sich avantgardistisch zu geben.
All dieser filmische Aufwand kann jedoch nicht übertünchen, dass es sich bei Teona Strugar Mitevskas biographischem Film um eine allzu hagiographische Beschreibung einer zumindest umstrittenen Figur handelt, die inzwischen deutlich kritischer gesehen wird, als es noch Ende der 70er Jahre der Fall war, als Mutter Teresa tatsächlich mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde.
Michael Meyns







