The Adults

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Ein klassisches Sujet variiert Dustin Guy Defa in seinem zweiten Spielfilm „The Adults“, der im Frühjahr bei der Berlinale Premiere hatte. Ein nicht mehr ganz junger Mann, perfekt besetzt mit dem interessant reifenden Michael Cera, kehrt in seine Heimatstadt zurück und trifft nach Jahren zum ersten Mal seine Schwestern. Ganz beiläufig wird diese Geschichte erzählt, unaufgeregt, mit Ambivalenzen und Zwischentönen.

USA 2023
Regie & Buch: Dustin Guy Defa
Darsteller: Michael Cera, Hannah Gross, Sophia Lillis, Christopher Denham, Kiah McKirnan, Wavyy Jonez, Lucas Papaelias, Anoop Desai

Länge: 91 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 8. Juni 2023

FILMKRITIK:

Es muss Jahre her sein, dass Eric (Michael Cera) zu Hause war. Mitte 30 mag er alt sein, bewegt sich im Hotel mit der Souveränität eines Mannes, der viel Zeit in ihnen verbringt, doch in anderen Bereichen ist er alles andere als selbstsicher. Aus Portland ist er in seine Heimatstadt zurückgekehrt, eine jener typischen amerikanischen Kleinstädte mit breiten Straßen, großen Häusern, einem Diner, einer Bowlingbahn.

Warum Eric lieber in einen Hotel wohnt statt in dem viel zu großen Haus, in dem seine Schwester Rachel (Hannah Gross) lebt wird nicht explizit gesagt, wie so vieles in „The Adults“ wird auch dies nur angedeutet. Auch die dritte im Bund, die jüngste Schwester Maggie (Sophia Lillis) lebt allein, lebt vor sich hin, wartet darauf, dass etwas passiert. Ein paar Tage im Leben der Geschwister zeigt Dustin Guy Defa, ein Wochenende, das immer länger wird, denn Eric ist süchtig nach Poker. Findet er am ersten Abend noch kein und am zweiten ein eher langweiliges Spiel, verschiebt er seine Abreise immer weiter, denn bessere Gegner werden ihm versprochen, ein höherer Einsatz, aber auch ein größeres Risiko. Dass er dieses Risiko kontrollieren, dass er seine Gegenspieler durchschauen kann, bildet sich Eric ebenso ein, wie vieles Andere auch.

In genau beobachteten Szenen, geprägt von lakonischem Humor und manch zynischer Spitze entwickelt sich das Porträt einer Reihe Mitdreißiger, die dem Alter nach längst erwachsen sind, aber zumindest in Gedanken immer wieder in ihre Kindheit zurückdriften. Etwas Dramatisches ist damals nicht passiert, keine furchtbare Tragödie hat das Leben der Geschwister auseinandergerissen, es war nur das Leben, das sie verändert hat.

Besonders Maggie, die jüngste, leidet unter der Abwesenheit von Eric und beginnt auf einmal zu singen. Eine selbstgeschriebene Musicalnummer führt Maggie vor, anfangs amüsiert beobachtet von Eric und Rachel, bis Eric schließlich einsteigt. Als Kinder haben die drei Geschwister offenbar häufig solche Nummern vorgeführt, haben sich Texte und Tanzschritte ausgedacht, sind in Rollen geschlüpft, in denen sie sich seltsame Namen und besondere Berufe gaben und mit verstellter Stimme sprachen. Seltsam und etwas albern wirkt es nun, wenn die drei Erwachsenen in dieses Verhalten zurückfallen, aber auch von einer zarten Nostalgie, mehr noch, einer Melancholie geprägt die weiß, dass diese Erinnerungen der Vergangenheit angehören und sich nicht wiederbeleben lässt.

Auf den ersten Blick mag sich „The Adults“ wie einer jener typischen amerikanischen Independentfilme anhören, die bevorzugt beim Festival in Sundance gezeigt werden und Figuren zeigen, die ein bisschen seltsam – im englischen der schöne Begriff „quirky“ –, aber liebenswürdig und ein bisschen verloren sind. Doch auch wenn Dustin Guy Defa diesem Muster bis ins Detail folgt, gelingt es ihm durch seine genauen Beobachtungen, die vielen Zwischentöne und Ambivalenzen, sein Sujet auf sehenswerte Weise zu variieren. Nicht zuletzt dank seinem Hauptdarsteller Michael Cera, der nach einigen Jahren der Filmpause eine Rolle übernimmt, die seine früheren Figuren – vor allem dem Nerd aus „Superbad“, der ihn vor inzwischen auch schon 16 Jahren bekannt machte – weiterführt. Nun nicht mehr als blasser Milchbubi, sondern als etwas verlebter Mitdreißiger, der mehr Ballast mit sich herumträgt, als es zunächst den Anschein macht.

 

Michael Meyns