The First Slam Dunk

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Eine der erfolgreichsten Manga-Serien dient als Vorlage für einen der erfolgreichsten Filme der japanischen Kinogeschichte: „The First Slam Dunk“, ein Basketballfilm, eine Coming-of-Age-Geschichte, spektakulär animiert, anfangs etwas zäh erzählt, aber vor allem für Kenner der Comic-Vorlage unverzichtbar.

Japan 2022
Regie & Buch: Takehiko Inoue
Animationsfilm

Länge: 124 Minuten
Verleih: Plaion Pictures
Kinostart: 5. Dezember 2023

FILMKRITIK:

1990 erschien in Japan das erste Heft der Manga-Reihe „Slam Dunk“, sicherlich nicht zufällig zu einem Zeitpunkt, als sich die amerikanischen Basketballliga NBA durch die Präsenz von Michael Jordan und anderer Größen zu einem weltweiten Phänomen entwickelte. Bis 1996 wurden um die 170 Millionen Exemplare der Reihe verkauft, auch die TV-Serie, die zwischen 1993 und 96 zu sehen war, wurde ein großer Erfolg.

Viele Jahre später legt der Macher der Manga, Takehiko Inoue, nun also eine Spielfilmversion vor, der die Essenz der Comics in einem knapp zweistündigen Film komprimiert. Hauptfigur ist Ryota Miyagi, Schüler der Shohoku Oberschule, der zusammen mit seinem Teamkollegen im Spiel um die japanische High School Meisterschaft gegen die seit Jahren unbesiegte Sannoh Kogyo Schule antritt.

Dieses Spiel, das 40 Minuten dauert, bildet die Erzählzeit des Films und wird fast in Gänze gezeigt. Eine zunächst etwas irritierende Dramaturgie, zumindest für den mit der Geschichte der Mangas nicht vertrautem Zuschauer, der sich eine ganze Weile wundern mag, warum hier ein scheinbar willkürliches Spiel in Gänze gezeigt wird.

Erst in den vielen, langen Rückblenden wird nach und nach die Bedeutung des Spiels klar: Vor allem Ryota ist hier zu sehen, der aus der südlichen Stadt Okinawa stammt und dort von seinem drei Jahre älteren Bruder Sota die Leidenschaft für den Sport übernahm. Doch Sota ist gestorben, bei einem Bootsausflug ertrunken. Die Erinnerung an den Bruder verfolgt Ryota, treibt ihn an, vor allem wenn es darum geht, das Finale gegen die scheinbar übermächtigen Konkurrenten zu gewinnen, denn das war der große Traum des Bruders.

Mit seiner Dynamik, den spektakulären Korbwürfen, Finten und natürlichen dem titelgebenden Slam Dunk, mutet der Basketballsport wie das perfekte Sujet für einen Manga an. Kombiniert mit dem High School-Setting, das ideal zu dem in diesem Genre besonders wichtigen jugendlichen Zielpublikum passt, war der Erfolg von „Slam Dunk“ geradezu vorprogrammiert. Der sich nun auch in der aufwändig produzierten Spielfilmversion fortsetzt,  die vor allem durch ihre spektakulären, bisweilen fast photorealistisch anmutenden Basketballszenen überzeugt. Die Dynamik des Sports, die Physis, aber auch die Ästhetik eines perfekt geworfenen Balls, der geräuschlos durch das Netz flutscht fängt Takehiko Inoue in atemberaubenden Bildern ein, oft durch Zeitlupenmomente zusätzlich ausgedehnt.

Dass dabei die Charakterisierung der Figuren ein wenig leidet mag man verschmerzen. Durch die Rückblendenstruktur dauert es sehr lange, bis die Figuren, ihr Antrieb und vor allem die Bedeutung des Matches klar werden, doch das wird Kenner der Vorlage nicht stören. Und vor allem für die ist „The First Slam Dunk“ gemacht, die über 120 Minuten eine komprimierte Highlight-Version der Manga-Reihe erleben können.

 

Michael Meyns