The Happytime Murders

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Die von Jim Henson und Frank Oz designten Muppets erlangten durch die „Sesamstraße“ und „Die Muppet Show“ Weltbekanntheit. Brian Henson, der Sohn des Muppet-Schöpfers, inszeniert die ikonischen Stoffpuppen nun unter ungewohnten Vorzeichen. Anders als seine 1990er-Kinofilme „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“ und „Muppets – Die Schatzinsel“ peilt der ironische Puppenkrimi „The Happytime Murders“ mit derber Sprache und vulgären Zoten ein jugendliches bis erwachsenes Publikum an.

Webseite: www.happytimemurders.de

USA, China 2018
Regie: Brian Henson
Darsteller/innen: Melissa McCarthy, Elizabeth Banks, Maya Rudolph, Leslie David Baker, Joel McHale, Cynthy Wu, Michael McDonald, Mitch Silpa
Laufzeit: 91 Min.
Verleih: Tobis Film
Kinostart: 11. Oktober 2018

FILMKRITIK:

In Los Angeles leben Menschen und Puppen zusammen in der realen Welt. Ein Hoffnungsträger für die diskriminierten Stoffpuppen war Phil Philips (Synchronsprecher: Dietmar Wunder), der als erste Puppe in den Polizeidienst eintrat. Inzwischen wurde Philips allerdings entlassen und ermittelt als Privatdetektiv. Nach einem Massaker in einem Puppen-Sexshop und dem Mord an seinem Bruder vermutet Phil, dass jemand den Cast der abgesetzten Seifenoper „Happytime Gang“ ermorden will. Um den Fall zu lösen, muss er sich mit seiner verhassten Ex-Kollegin Connie (Melissa McCarthy) zusammentun.
 
Die Prämisse von „The Happytime Murders“ erinnert an den Real-Trickfilm-Mix „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, nur dass hier statt Cartoons eben Stoffpuppen mit Schauspieler/innen interagieren. Die zahlreichen schlüpfrigen Gags und eine überspannte Sexszene gemahnen wiederum an die bissige Puppen-Satire „Team America“.
 
Bei der gelungenen Einbindung der Handpuppen in die realen Sets zahlt sich das jahrelang verfeinerte Handwerk der Muppet-Macher/innen aus, auch wenn manuelle Puppen-Tricks im Digitalzeitalter natürlich von vornherein anachronistisch wirken. Daher passt es, dass Henson die Story im Stil eines Film Noir inszeniert. Vom abgezockten Voice Over des Detektivs über eine verschlagene Femme Fatale bis hin zu verqualmten Kaschemmen poppen etliche bekannte Genremotive auf. Das hat anfangs einen gewissen Reiz, verliert aber schleichend an Spannung, weil der Kriminalplot selbst sehr konventionell abläuft. Die Diskriminierung der Stoffpuppen ist ein interessanter Aspekt, den der Drehbuchautor Todd Berger jedoch nur vage ausführt.
 
Brian Henson setzt ganz auf das ironische Augenzwinkern, das sich aus der abgewrackten Darstellung der Puppen in der kaputten Unterwelt ergibt. Wo die Muppets bisher eher kinderfreundliche Familienunterhaltung boten, zelebriert Henson Anzüglichkeiten wie eine Hommage an den Erotik-Thriller „Basic Instinct“ und den inflationären Gebrauch von Schimpfwörtern. Die menschliche Co-Akteurin Melissa McCarthy („Brautalarm“) fügt sich gut in das chaotische Setting, bleibt aber unterfordert, weil der Humor immer wieder dieselben Knöpfe drückt.
 
Christian Horn