Bei dieser poetischen Lovestory um zwei junge Musikliebhaber weht nicht selten eine Prise „Brokeback Mountain“ durch die idyllischen Naturkulissen. Lionel und David lieben Folk. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise durch die US-Provinz, um dem Volk aufs Lied zu schauen und deren Songs zu dokumentieren. Nach einem Streit verlieren sich die beiden aus den Augen. Jahre später begibt sich Lionel auf Spurensuche nach seinem Freund und stößt auf überraschende Erkenntnisse. Einfallsreich erzählt, originell bebildert sowie großartig gespielt: Arthaus-Kino mit philosophischem Mehrwert!
Über den Film
Originaltitel
The History of Sound
Deutscher Titel
The History of Sound
Produktionsland
USA, ENG, SWE, ITA
Filmdauer
128 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Hermanus, Oliver
Verleih
Universal Pictures International Germany GmbH
Starttermin
09.04.2026
„Mein Vater sagte, es sei ein Gottesgeschenk, dass ich Musik sehen kann“, berichtet der Ich-Erzähler. Auch Buchstaben haben für ihn eine Farbe, bei einem D etwa sieht er immer Gelb. Was wie ein Drama über Synästhesie beginnt, wandelt sich schnell zu einer Lovestory um zwei junge Musikliebhaber. 1917 bekommt der begabte Bauernjunge Lionel (Paul Mescal) ein Stipendium und kann am Konservatorium in Boston studieren. Dort lernt er in einer Kneipe den talentierten Pianisten David (Josh O’Connor) kennen. Die beiden verstehen sich sofort. Nicht nur musikalisch liegen sie auf einer Wellenlänge. Am Morgen danach scheint das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zu werden. Beide gehen ihre Beziehung gleichermaßen entspannt und unaufgeregt an. Als David nach Europa in den Krieg zieht, meint Lionel nur lakonisch: „Bring mir Schokolade mit.“
Zwei Jahre herrscht Funkstille, dann erhält der auf seine Farm in Kentucky zurückgekehrte Lionel überraschend einen Brief. David möchte ihn als Begleiter haben auf seiner Reise durch die Provinz. Ziel ist es, Folksongs zu dokumentieren und mit einer Edison-Wachswalze aufzunehmen. Zunächst herrscht fröhliches „Brokeback Mountain“-Feeling. Bald jedoch folgen Streit und Trennung.
Lionel verschlägt es als Chorsänger nach Rom und Oxford. In der Ewigen Stadt trennt er sich emotionslos von seinem jungen Italo-Lover. In der britischen Unistadt geht es seiner reichen Verlobten ganz ähnlich. „Wäre eine Familie gründen für dich in Ordnung?“ erinnert er sich rückblickend an eine Frage von David. Nun begibt Lionel sich auf Spurensuche nach seinem Freund. Am Konservatorium von Maine wird er tatsächlich fündig. Doch es warten ziemlich verwirrende Erkenntnisse der überraschenden Art auf ihn.
Der südafrikanische Regisseur Oliver Hermanus („Moffie“) lässt sich bewusst Zeit, diese Geschichte um die Freundschaft, Liebe und Leidenschaft zweier junger Musikliebhaber stimmungsvoll zu entwickeln. Er setzt auf psychologische Präzision und emotionale Plausibilität. So lässig die Lover ihre Beziehung angehen, so entspannt fällt die Dramaturgie aus. Da wird durch pittoreske Wälder gewandert. Immer wieder kehrt man ein in abgelegene Dörfer, wo die Einwohner gemeinsam Musik machen und ihre Folk-Musik zelebrieren. Die Klänge nehmen die Feldforscher mit einer Edison-Maschine auf, die auf Wachszylindern die Töne festhält.
Mit auffallend großer Liebe fürs Detail sind Ausstattung und Kostüme gestaltet. Die Kamera feiert diese authentischen Tableaus regelrecht und fängt sie in atmosphärisch starken Bildern ein. Deren Wirkung wird durch den wohltemperierten Klangteppich regelmäßig verstärkt. Lovestory meets Ode an die Folk-Musik!
Als echtes Sahnehäubchen erweisen sich die beiden Hauptdarsteller. Der gerne als 007-Nachfolger gehandelte Ire Paul Mescal gibt nach seinem „Gladiator“-Auftritt den sensiblen Helden so glaubhaft wie in seinem oscarnominierten Auftritt in „Aftersun“. Ähnlich überzeugend und leinwandpräsent zeigt sich Josh O’Connor, der nicht umsonst als einer der besten britischen Mimen seiner Generation gilt. Wer ihn an der Seite von Daniel Craig in „Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery” erlebt hat, wird von seiner Wandlungsfähigkeit begeistert sein.
Dieter Oßwald







