The Riot Club

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Willkommen im Riot Club! Wer als Oxford-Student hier aufgenommen werden will, braucht gute Kontakte, ein entsprechendes Elternhaus oder einfach sehr viel Geld. Nur zehn Mitgliedern ist es erlaubt, sich alles zu erlauben. Basierend auf dem Londoner Theaterstück „Posh“ wirft die dänische Regisseurin Lone Scherfig nach „An Education“ erneut einen genauen Blick auf die britische Gesellschaft.

Webseite: www.the-riot-club.de

Großbritannien 2014
Regie: Lone Scherfig
Buch: Laura Wade nach ihrem Theaterstück „Posh“
Darsteller: Sam Claflin, Max Irons, Douglas Booth, Natalie Dormer, Holliday Grainger, Sam Reid, Ben Schnetzer u.a.
Länge: 106 Min.
Verleih: Prokino
Start: 9.10.2014
 

FILMKRITIK:

Ähnlich der hiesigen Studentenverbindungen gibt es in Großbritannien die „Dining Societies“. Dort feiert sich die junge britische Elite und knüpft Kontakte, dort treffen sich die zukünftigen Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik und lassen auch gerne mal die Sau raus, in dem sie bei ihren Feiern das eine oder andere Lokal zerlegen. Verantwortung brauchen sie dafür nicht tragen, denn mit Geld lässt sich schließlich alles bezahlen. Falls das einmal nicht der Fall sein sollte, machen ehemalige Mitglieder in den entsprechenden Positionen ihren Einfluss geltend.

Einmal im Jahr treffen sich die zehn Mitglieder des Riot Club zu einem exzessiven Abendessen. Diese Tradition geht auf Clubgründer Lord Riot zurück, der im Oxford des 18. Jahrhunderts, einen dekadenten Lebensstil pflegte. Die Studienanfänger Miles und Alistair dürfen das erste Mal dabei sein. Im Gegensatz zu Alistair, dessen Bruder schon Mitglied im elitären Zirkel war, ist das für den bodenständigen Miles eine ganz neue Erfahrung. Obwohl seine Freundin Lauren die arroganten neuen Freunde nicht ausstehen kann, überwiegt seine Faszination an dieser für ihn völlig neuen Welt. Für das jährliche „Abendessen“ mietet sich der Club einen Raum in einem Pub außerhalb von Oxford. In der Nähe ist kein Gastronom mehr dazu bereit, denn es hat sich herum gesprochen, was dort tatsächlich passiert. Als es schließlich so weit ist, gerät die Situation vollkommen außer Kontrolle und Miles muss schmerzhaft erfahren, wozu seine neuen Freunde tatsächlich in der Lage sind. Schließlich muss er eine Entscheidung für sein zukünftiges Leben treffen.

„The Riot Club“ spielt geschickt mit der Faszination, die das Leben der Reichen und Mächtigen auf den Normalsterblichen ausübt. Nicht umsonst nimmt die entsprechende Berichterstattung im Boulevardjournalismus so viel Platz ein. Doch wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Hegt der Zuschauer am Anfang noch Sympathien für die Studenten und ihrem bunten Treiben, bleibt am Ende davon nur noch Verachtung übrig, denn fast alle entlarven sich als miese Drecksäcke, die meinen etwas besonderes zu sein. Die einflussreichen Eltern sind dabei keinen Deut besser, schützen sie doch mit allen Mitteln ihre verzogenen Sprösslinge im Sinne eines perversen Glaubens an die Überlegenheit der Elite.

Lone Scherfig schafft in ihrer Inszenierung gekonnt den Spagat zwischen Unterhaltung und Gesellschaftskritik. Immer nah dran an den Protagonisten stellt sie Mechanismen der Verrohung bloß, die in ihrer Konsequenz durchaus an „Herr der Fliegen“ erinnert. Zur Seite steht ihr dabei ein großartig aufspielendes Ensemble von jungen Schauspielern, unter anderen Max Irons, dem Sohn von Jeremy Irons. Das Theaterstück „Posh“ der Britin Laura Wade, die auch für das Drehbuch verantwortlich war, hat mit dieser wuchtigen Verfilmung den Weg auf die große Leinwand gefunden.
 
Eric Horst