The Toxic Avenger

Bereits 2021 gedreht, debütierte „The Toxic Avenger“ zwei Jahre später auf einem Festival, dann hieß es lange, der Film sei derart, dass man ihn nicht veröffentlichen könnte, aber jetzt kommt er doch in die Kinos. Auf Halde liegen lassen, ist ja auch keine Lösung. Das Remake des Films von 1984, der bei uns den Titel „Atomic Hero“ trägt, ist anders als das Troma-Original topbesetzt, sieht nach großer Produktion aus und hat überzeugende Splatter-Effekte. Den Charme des etwas räudigen Originals hat er jedoch nicht.

 

Über den Film

Originaltitel

The Toxic Avenger

Deutscher Titel

The Toxic Avenger

Produktionsland

USA

Filmdauer

102 min

Produktionsjahr

2023

Regisseur

Blair, Macon

Verleih

capelight pictures OHG

Starttermin

25.09.2025

 

Winston ist alleinerziehender Stiefvater, arbeitet als Hausmeister und leidet an einem Tumor, der seine Lebenserwartung deutlich verkürzt. Nein, ein Happy Life in St. Roma’s Village ist das nicht, aber er tut, was er kann. Bis er bei einem Unfall mit toxischem Müll in Kontakt gerät und sich daraufhin zu einem grünen Monster verwandelt, das mit seinem radioaktiv aufgeladenem Wischmopp unterwegs ist. Erst auf der Flucht vor den Leuten, dann plötzlich als Held, als er in einer Fast-Food-Bude verhindert, dass fiese Punks einfach Leute kalt machen. Aber: Winston hat als Toxic Avenger ein anderes Ziel. Mit der Müllfirma aufräumen. Allerdings hat deren Boss auch Pläne für die… persönliche Transformation.

Peter Dinklage als neuer Toxic Avenger zeigt eines gleich: Dass man hier keines der supergünstigen Troma-Produkte früherer Zeiten vor sich hat, denn hier geben sich die Stars die Klinke in die Hand. Dinklage spielt zwar nur die menschliche Version, während Toxie selbst von der Schauspielerin Guerreiro dargestellt wird, aber seine Stimme leiht er dem Helden dann immer noch. Als Schurke agiert Kevin Bacon, der schon reichlich Erfahrung mit Schurkenrollen in Superhelden-Filmen hat (u.a. mit „X-Men: Erste Entscheidung“ und „Super“), während der für ihn tätige Mad Scientist von Elijah Wood gespielt wird. Er sieht in der Rolle aus, als hätte er lieber den Pinguin im nächsten Batman-Film gegeben. Na gut, ein bisschen sieht er auch aus wie ein desolater Gollum. Als Winstons Stiefsohn agiert Jacob Tremblay, der mit dem grandiosen „Raum“ bekannt wurde.

Der Film verbeugt sich immer wieder vor dem Original, sei es mit einer Aufnahme, die Toxie vor dem Sonnenuntergang zeigt oder auch einem Kopf, der von einem Auto zermatscht wird. Es gibt die Troma-Punks, wie früher, aber irgendwie wirken sie weniger durchgeknallt. Weil dieser Film versucht, einerseits den Troma-typischen Trash zu bieten, das aber in einer filmischen Umsetzung, die zu geleckt für das Ganze ist. Es wirkt, als wollte man unbedingt den schrottigen Charme der frühen Troma-Filme channeln, aber es gelingt nur nie. Weil das alles nicht authentisch anmutet, sondern geplant.

Anders als das Original gibt sich die Geschichte ein wenig komplexer, wird dadurch aber nicht besser. Eigentlich nur überfrachteter, während der Originalfilm fokussierter ist auf das, was er erzählen will, und sei es noch so abstrus. Aber Absurdität ist oft ein Zufallsprodukt und wirkt dann umso mächtiger, als wenn schon bei der Konzeption versucht wird, völlig drüber zu sein.

Letztlich ist der neue „The Toxic Avenger“ bestenfalls solide. Milde unterhaltsam, knackig in den Splattereinlagen, wenngleich auch wenig innovativ, und sich gebend wie der prollige Schwippschwager des immer noch populären Superhelden-Genres. Denn auch das ist „The Toxic Avenger“: ein Superheldenfilm. Nur eben einer, in dem die Schurken verstümmelt, entleibt und ihrer Gliedmaßen beraubt werden. Kann man gucken. Man könnte aber auch einfach das Original noch einmal anschauen…

 

Peter Osteried

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