Mo Harawes Debüt folgt einer Familie im Verlauf eines Sommers in Somalia. Es ist ein dicht inszeniertes Drama, das aber auch sehr langsam erzählt ist. Das macht es dem Zuschauer nicht leicht, was der Film aber schafft, ist Einblick in Leben zu gewähren, die so ganz anders als die des Publikums sind.
Webseite: https://www.eksystent.com/thevillage.html
Frankreich / Österreich / Somalia / Deutschland 2024
Regie: Mo Harawe
Buch: Mo Harawe
Darsteller: Axmen Cali Faarax, Canab Axmed Ibraahin, Ahmed Mohamoud Salleban
Länge: 132 Minuten
Verleih: Eksystent Distribution
Kinostart: 30. Januar 2025
FILMKRITIK:
In Somalia schlägt sich der Vater einer Familie als Totengräber mehr schlecht als recht durch, da er in Konkurrenz zu größeren Firmen steht und von seinen Kunden häufig übers Ohr gehauen wird. Seine Schwester zieht nach ihrer Scheidung zur Familie und die Schule seines Sohnes wird geschlossen. Eine Lehrerin empfiehlt dem Vater, seinen Jungen in die Stadt auf ein Internat zu schicken, doch eigentlich ist dafür kein Geld da.
Die Bilder sind einnehmend, sie lassen dem Zuschauer auch Zeit, sich auf das Geschehen einzulassen, denn Mo Harawe setzt auch auf stille Momente, die sich nur über die Bilder erschließen. Zudem setzt er in seiner Erzählweise darauf, nicht alles auszuerzählen. Das ist ein narrativer Ansatz, der nicht jedem gefallen wird, weil er vom Publikum erfordert, mitzudenken, sich darauf einzulassen, ein Gefühl für das zu entwickeln, was ihm gezeigt wird. Das ist die eigentliche Stärke von „The Village Next to Paradise“, aber zugleich ist es auch eine Schwäche, weil ein Teil des potenziellen Publikums gar nicht in den Film hineingezogen wird.
Er ist langsam erzählt. Eine Geduldsprobe. Damit kann man Zuschauer auch verlieren. Punkten kann der Film mit seiner Authentizität, einerseits der Bilder, andererseits der Schauspieler, die wirken, als würden sie sich selbst spielen. Harawe erschafft mit dem Mikrokosmos dieser Familie ein Porträt Somalias, das von allem von einem Gemisch aus dem Willen zu überleben und der Hoffnung, dass am Ende doch alles aufgehen wird, getragen wird. Aber immer hat man auch den Eindruck, dass alles Hoffen am Ende nichts bringen wird.
„The Village Next to Paradise“ gelingt es, mit dokumentarischem Flair eine Geschichte zu erzählen, die auf diese Weise deutlich einnehmender ist, als es eine bloße Dokumentation wäre. Dass der Film dennoch eine Geduldsprobe ist, steht auf einem anderen Blatt. Es ist ein interessantes und sehenswertes Debüt, aber eines, bei dem man im Vorfeld schon wissen sollte, worauf man sich einlässt.
Peter Osteried