Thilda & die beste Band der WElt

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Ein bisschen märchenhaft, ein bisschen realistisch, aber auf jeden Fall temporeich und witzig – so sehen familienfreundliche Filme aus, besonders wenn sie aus Skandinavien kommen. Auf der Berlinale 2018 feierte THILDA UND DIE BESTE BAND DER WELT unter dem Titel LOS BANDO in der Jugendsektion Generation seine Weltpremiere, und nun kommt das musikalische Road Movie in die deutschen Kinos. Die Geschichte von den Kids, die – allen Hindernissen zum Trotz – durch Norwegen reisen, um an einem Bandwettbewerb teilzunehmen, ist eine gelungene Komödie für Groß und Klein.

Webseite: www.thilda-derfilm.de

Originaltitel: Los Bando
Deutsche Fassung
Norwegen 2018
Regie: Christian Lo
Drehbuch: Arild Tryggestad
Darsteller: Jonas Hoff Oftebro, Stig Henrik Hoff, Tage Johansen Hogness, Jakob Dyrud, Tiril Marie Høistad Berger
Musik: Eirik Myhr
Länge: 94 Minuten
Verleih: farbfilm
Kinostart: 20. September 2018
 

FILMKRITIK:

Grim ist 12 fühlt sich zu Hause nicht mehr wohl: Seine Eltern streiten die ganze Zeit, der Vater wohnt in einem Zelt im Keller, und die Mutter beschriftet „ihren“ Kühlschrankinhalt mit ihrem Namen. Gut, dass Grim sich am Schlagzeug abreagieren kann. Aber noch besser ist, dass er zusammen mit seinem besten Freund Aksel Musik macht. Die beiden wollen die erfolgreichste Rockband aller Zeiten gründen. Aksel spielt toll Gitarre, kann aber leider überhaupt nicht singen, und Grim traut sich nicht, es ihm zu sagen. Irgendwann fällt ihnen auf, dass zwei Personen vielleicht ein bisschen wenig für eine Rockband sind, und so veranstalten sie ein Casting. Als einzige Bewerberin taucht Thilda auf, viel jünger als die beiden und Cellistin. Immerhin kann sie ihrem Instrument erstaunlich laute und sogar rockige Töne entlocken. Nun steht der Teilnahme am Bandwettbewerb in Tromsö nichts mehr im Wege, sollte man denken. Aber das größte Problem ist: Wie kommen drei Kinder nach Tromsö? Auch hier hat Grim eine Lösung parat: Er engagiert Martin, den Sohn des ortsansässigen KFZ-Schraubers, und opfert seine gesamten Ersparnisse für den Shuttleservice. Martin lehnt zunächst ab – er ist ängstlich darauf bedacht, seinem Vater und seinem durchgeknallten großen Bruder alles recht zu machen. Aber irgendwie ist ihm der kleine Grim sympathisch, und so schnappt er sich kurzerhand das Wohnmobil seines Bruders und packt die Kids ein. Schon geht die große Fahrt los, und sie wird sehr abenteuerlich: mit einer Braut, die noch rechtzeitig zur Trauung gebracht werden muss, mit Polizei, Verfolgungsjagden und kleinen bis größeren Wundern. Am Ende kommt die Band gerade noch rechtzeitig zum Wettbewerb im hohen Norden Norwegens an.

Ganz klassisch beginnt der Film mit einer kindgerechten Exposition, in der die Hauptfiguren vorgestellt werden: Grim, der Optimist, der denkt, dass er mit Musik seine Eltern wieder zusammenbringen kann, Aksel, der schon deutlich stärker pubertär verwirrt ist als Grim und vielleicht deshalb zu einer gewissen Dämlichkeit neigt, die kleine, tapfere Thilda, die sich wegen ihres Musikinstruments gegen die Anfeindungen ihrer Mitschüler zur Wehr setzen muss. Auch Martin entpuppt sich bald als Problemfall: Er lässt sich von Vater und Bruder bevormunden, die – Achtung, jetzt kommt’s! – nicht wollen, dass Martin Musik macht. Zufällig verfügt Martin über eine glockenreine Stimme …

Das Filmabenteuer mit viel Musik ist eine gelungene Komödie, gelegentlich etwas zu offensichtlich kindgerecht auf Klischee poliert, aber wirklich witzig und mit Sorgfalt gemacht. Es gibt viele hübsche Bilder: So laufen anfangs die beiden Jungs und Thilda mehrmals auf einer ewig langen Allee aneinander vorbei, wobei die winzige Thilda ständig und mit stoischer Miene ihren riesigen Cellokoffer hinter sich her zieht. Alle Kinder sind extrem sympathisch, die kleinen Darsteller spielen ihre Rollen vorzüglich und offensichtlich mit sehr viel Spaß. Den blondgelockten, niedlichen Martin spielt Jonas Hoff Oftebro als Idealbesetzung eines Leadsängers und Mädchenschwarms. Die rockige Musik sorgt ebenfalls für gute Laune, und am Ende können alle glücklich aus dem Kino hinausgehen: die Größeren, weil sie mal wieder herzlich lachen können und spätestens jetzt erkennen, wie wichtig gute Freunde sind. Die Kleineren haben ihren Spaß an flotten Rhythmen und witzigen Bildern, an guten Gags und an einer spannenden Handlung, in der sie sich problemlos wiederfinden können. Empfehlenswert ist der Film auf jeden Fall nicht nur für Kinder, sondern auch für Familien, die mal wieder gemeinsam ins Kino gehen und sich amüsieren möchten.

Gaby Sikorski