To a Land Unknown

Manchmal erfordern verzweifelte Situationen verzweifelte Taten. Damit könnte man Mahdi Fleifels Film beschreiben. Der in Dänemark lebende Filmemacher wollte eine Geschichte erzählen, die aus einer niemals endenden Historie hervorgeht, dem Fliehen aus einem Land, in dem es keine Perspektive mehr gibt. Aber er zeigt auch die Schwierigkeiten. Mehr noch: die moralischen Opfer, die man bringen muss.

 

Über den Film

Originaltitel

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Deutscher Titel

To a Land Unknown

Produktionsland

FRA,DEU,GRC,NDL,PAL,GBR,QAT,SAU

Filmdauer

107 min

Produktionsjahr

2024

Regisseur

Fleifel, Mahdi

Verleih

Real Fiction

Starttermin

27.11.2025

 

Chatila und Reda träumen davon, in Deutschland ein eigenes Lokal zu eröffnen. Bei ihrer Flucht in ein besseres Leben sind sie jedoch in Athen gestrandet. Während Reda wegen seiner Drogenabhängigkeit immer wieder ihr Geld verliert und der Traum von Deutschland in immer weitere ferne rückt, wird für die beiden klar, dass sie die Weichen neu stellen müssen. Dabei entwickelt Chatila einen extremen Plan: Sie geben sich als Schmuggler aus und nehmen Geiseln…

Fleifel dachte darüber nach, einen halbdokumentarischen Film zu inszenieren, entschied sich dann aber doch für einen echten Spielfilm, bei dem die Locations, aber auch die Laiendarsteller helfen, dem Ganzen eine immense Authentizität zu geben. Dem Film gelingt es gut zu zeigen, wie eigentlich gute Männer zu falschen Entscheidungen kommen können. Weil der Druck von außen – etwa durch ihre Familie – wächst, aber auch, weil die Umstände immer dringlicher werden. Für die Protagonisten geht es um alles und mit jedem Tag lassen sie ihre Moral mehr zurück. Was zuerst das Stehlen einer Handtasche ist, wegen der Reda schon ein schlechtes Gewissen hat, weil er sich fragt, ob die Frau, der sie sie weggenommen haben, nicht die darin enthaltenen Medikamente braucht, wird schließlich zu einem weit größeren Plan, der auch das Zeug dazu hat, das Leben der Beiden endgültig entgleisen zu lassen.

Das Drehbuch hat Fleifel selbst geschrieben. Er interessiert sich für das Leben seiner Figuren. Dabei zeit er eine enorme Sympathie, die man auch als Zuschauer spürt. Eben diese macht es umso schwerer zuzusehen, wie die Hauptfiguren den ihnen eigenen moralischen Kompass über Bord werfen.

„To a Land Unknown“ ist ein Film über Flüchtlinge, aber einer, der eine andere Perspektive als so häufig einnimmt. Weil er intensiver als üblich zeigt, was es heißt, in einer Stadt zu leben, in der man nicht gewünscht ist. Die Themen Verlust, Überleben und die Suche nach Zugehörigkeit wirken tief nach und machen den Film zu einem Werk, das die Erfahrungen von Geflüchteten auf der ganzen Welt widerspiegelt. Besonders beeindruckend sind die Darstellungen, die roh und authentisch wirken, sowie die Regie, die subtil und zugleich kraftvoll das emotionale Gewicht der Geschichte vermittelt. Jede Szene ist sorgfältig gestaltet und lässt den inneren Aufruhr und die Hoffnungen der Figuren ganz natürlich zum Vorschein kommen.

 

Peter Osteried

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