Trouble

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Bruder und Schwester streiten sich um ein Stück Land, dass ihnen ihr Vater hinterlassen hat. Keiner ist bereit, nachzugeben, nicht einmal ein Lungenstreifschuss beendet die Fehde. Auch der Sheriff, ein Mädchen des Katasteramtes und der Jugendfreund der Geschwister können nur bedingt helfen. Ob trotzdem alles wieder in Ordnung kommt? Angenehm unterhaltsame, aber auch ein wenig folgenlose Tragikomödie über Dickköpfigkeit, das Leben in der Provinz, Verletzungen aus der Vergangenheit und unerfüllte Liebe. Das illustre Schauspielerensemble wird von einer furiosen Anjelica Huston angeführt.

Webseite: www.kinostar.com/filmverleih/trouble/

USA 2017
Regie: Theresa Rebeck
Darsteller: Anjelica Huston, Bill Pullman, David Morse, Julia Stiles
Länge: 100 Min.
Verleih: Kinostar
Kinostart: 20.12.2018

FILMKRITIK:

Maggie Kramer (Anjelica Huston) staunt nicht schlecht, als sie an diesem Morgen auf ihrer Farm, mitten in den Bergen von Vermont gelegen, aufwacht und mitansehen muss, wie ein kleiner Bagger auf ihrem Grundstück Löcher buddelt. Niemand Geringerer als ihr Bruder Ben (Bill Pullman), das schwarze Schaf der Familie, ist ins Dorf zurückkehrt und erhebt nun Anspruch auf ein Grundstück, das er seiner Meinung nach vor Jahren viel zu billig an seine Schwester abgetreten hat. Ben behauptet, diesen Anspruch rechtlich geltend machen zu können und baggert munter weiter. Maggie ruft den Sheriff, der wiederum, genervt von ihrem ungezügelten Temperament, die Sache nur zögerlich in die Hand nimmt. Kompliziert wird die Angelegenheit durch Gerry (David Morse), der Kindheitsfreund der beiden Geschwister. Eigentlich sollte Gerry Ben beim Bau eines Hauses auf besagtem Grundstück helfen. Doch nun sieht er sich gezwungen, zwischen den Geschwistern zu vermitteln. Und das ist dringend nötig: Maggie hat auf Ben geschossen und dabei die Lunge getroffen, die Fehde kocht immer weiter hoch. Damit nicht genug: Das hübsche Mädchen (Julia Stiles) vom Katasteramt hat auch seine Finger im Spiel, und dann ist da noch Curt, Bens Sohn, von dem Maggie bislang nichts wusste…
 
So richtig aufregend und zwingend ist das alles nicht. Hier geht es um Besitzrechte, um das Leben in der Provinz, um Verletzungen aus der Vergangenheit, um unerfüllte Liebe. Nacht fast einer Stunde stellt sich nämlich heraus, dass Gerry noch immer, also seit fast vierzig Jahren, in Maggie verliebt ist. Warum er da nicht einmal früher etwas gesagt hat, macht der Film von Theresa Rebeck nicht deutlich. Nostalgische Rückblenden zeigen, wie die kleinen Geschwister, vom Vater zärtlich beobachtet, gemeinsam ein Buch lesen oder im Freien spielen. Die Entzweiung im Alter ist darum um so unverständlicher. Auch als Satire auf das Kleinstadtleben vermag der Film nicht zu überzeugen. Wenn Ben mit seinen Kumpels vor seinem kleinen Wohnwagen hockt und Bier trinkt, ist das wenig erkenntnisreich. So mäandert der Film angenehm und freundlich von Episode zu Episode, von Ben und seinem Bagger zu Maggie und ihrer wehrhaften Grundstücks-Verteidigung zu Gerry und seinen Höflichkeitsbesuchen mit kleinen Blumensträußen. Das hätte alles ein wenig mehr Pepp vertragen, ein bisschen mehr Straffheit, einen Schuss mehr Turbulenz, vielleicht im Stil von „Der Rosenkrieg“, vor allem aber mehr Drama. Immerhin: Bill Pullman, David Morse und Julia Stiles bilden eine illustre Schauspielerriege. Angeführt werden sie von einer furiosen Anjelica Houston, die sich mit Verve und Dickköpfigkeit verteidigt und so der aufkommenden Langweile mit ihrem ruppigen Charisma begegnet. Dabei zeigt sie im Schlafanzug (mit Anorak und Stiefeln!) auch Mut zur Hässlichkeit. Huston bringt das Kunststück fertig, nervtötend und liebenswert zugleich zu sein. Nicht einmal den folgenschweren Gewehrschuss nimmt ihr jemand übel.
 
Michael Ranze