Verrückt nach Figaro

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Die Geschichte von der Londoner Karrierefrau, die es auf die Opernbühne zieht und die deshalb zwecks Gesangsunterricht in die schottischen Highlands reist, entwickelt sich zu einer hübschen RomCom mit schottischem Flair und witzigen Dialogen. Joanna Lumley – der Kultstar aus der Serie „Absolutely Fabulous“ – zeigt hier einmal mehr ihr komisches Talent. Als furchteinflößende Gesangslehrerin ist sie eine echte Sensation.

Webseite: https://www.24-bilder.de/

Regie: Ben Lewin
Drehbuch: Ben Lewin, Allen Palmer
Darsteller: Danielle MacDonald, Hugh Skinner, Joanna Lumley, Gary Lewis
Bildgestaltung: Nic Lawson
Musik: Cezary Skubiszewski und einige große Namen der Operngeschichte

Länge: 105 Minuten
Verleih: 24 Bilder
Kinostart: 27. Juli 2023

FILMKRITIK:

Joanna Lumley spielt Meghan Geoffrey-Bishop, die seit dem Ende ihrer Opernkarriere völlig verarmt in den schottischen Highlands lebt. Aufgrund ihres Rufs als durchgeknallte Gesangslehrerin hat sie nur noch einen einzigen Schüler: den liebenswert schüchternen Max (Hugh Skinner), der seit Jahren davon träumt, eines Tages vielleicht doch noch den großen britischen Wettbewerb für Opernsänger zu gewinnen. Auch diesmal will er es wieder probieren. In diese Konstellation platzt Millie (Danielle Macdonald), eine erfolgreiche junge Fondsmanagerin aus London. Sie hat sich kurzfristig dafür entschieden, ihre Karriere mit dem tollen neuen Projekt sausen zu lassen. Stattdessen nimmt sie ein Sabbatical, um zu testen, ob sie Talent zur Opernsängerin hat. Denn das ist ihr größter Wunsch. Dafür braucht sie erstmal Gesangsunterricht, eine Freundin empfiehlt ihr Meghan als Lehrerin und bereitet sie gleich darauf vor, dass die Ex-Operndiva kein ganz einfacher Charakter ist. Jedenfalls würden das alle erzählen, die ihren Unterricht überlebt hätten ... Doch Millie lässt sich nicht abschrecken und reist in die schottische Einöde, um bei Meghan vorzusingen und ihr bei dieser Gelegenheit gleich mitzuteilen, dass sie über ein gut gefülltes Bankkonto verfügt. So wird sie tatsächlich als Schülerin aufgenommen, obwohl Meghan ihr bescheinigt, dass sie vollkommen talentlos wäre. Nur leider ist Max ganz und gar nicht damit einverstanden, dass Meghan ihm eine Konkurrentin direkt vor die Nase setzt, denn schließlich will er endlich den Gesangswettbewerb gewinnen. Da kommt ihm Millie ganz und gar ungelegen. Doch ein Jahr ist eine lange Zeit, und während Millie und Max an ihrer Gesangsausbildung arbeiten und sich von Meghan kujonieren lassen, kommen sich die beiden immer näher.

Die beiden Autoren Ben Lewin und Allen Palmer hüllen ihre Story in feine bis brillante Dialoge, sie bieten neben herrlichen Landschaftsbildern inklusive schottischer Highland-Atomosphäre und vielen schönen Opernarien auch jede Menge coole Oneliner, die außer von Joanna Lumley ebenso von dem herrlich komischen Gary Lewis serviert werden. Er spielt den bärbeißigen, aber dennoch sympathischen Wirt des Landgasthofes mit dem schönen Namen „The Filthy Pig“, wo Millie ihr Quartier aufschlägt. Während Hugh Skinner („Mamma Mia! Here We Go Again“) als Max den niedlichen und ein wenig schüchternen Burschen vom Lande spielen darf, der als Mann für alle Fälle im Dorf arbeitet, ist Danielle Macdonald („Patty Cake$“, „Skin“) als Millie die liebenswerte Karrierefrau aus der Stadt, die sich trotzdem als ziemlich taff und wenig verwöhnt erweist. Mit stoischem Dauerlächeln erträgt sie alle Unbillen, mit denen sie in der Provinz konfrontiert wird – vom fehlenden Komfort bis zu ihrem offen feindseligen Kollegen Max. Danielle Macdonald macht als Millie einen guten Job, auch wenn sie anfangs relativ wenig zu tun hat, außer gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Doch man kommt sich näher, und das Zusammenspiel zwischen Max und Millie klappt immer besser. Spätestens wenn Meghan den beiden rät: „Zieht in Erwägung euch anzusehen, wenn ihr ein Liebesduett singt“, wird klar, wohin der Highland-Hase läuft. Joanna Lumley lässt es sich dabei nicht nehmen, die mehr oder weniger heimliche Hauptrolle zu spielen. Und das macht sie einfach toll.

Ein bisschen Stadtmaus-Landmaus-Flair gehört neben der Love Story ebenfalls zum Film, mit knorrigen, schweigsamen Einheimischen, gegen die Meghan Geoffrey-Bishop als verrückte Diva wie eine funkelnde Glasperle im Heuhaufen wirkt. Sie ist zu Beginn wirklich furchteinflößend als Gesangslehrerin, die mit Methoden aus der Steinzeitpädagogik ihre beiden Schüler traktiert. Was sie mit Max und Millie anstellt, erfüllt gleich mehrere Tatbestände der Körperverletzung und Beleidigung, aber es ist dermaßen überzogen, dass es schon wieder komisch ist. Und hier zeigt Joanna Lumley dann ihre ganze Klasse, immer nach dem Motto: „Dezenz ist Schwäche.“

Gaby Sikorski