Verwünscht

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Sie können auch anders. Soviel Selbstironie und Bescheidenheit hätte man einem Disney-Film gar nicht zugetraut. Mit intelligentem Humor und verschmitztem Charme macht sich die romantische Komödie über die klassische Märchenwelt der eigenen Trickfilme lustig, in dem sie Cinderella und Co. auf abgebrühte New Yorker von heute treffen lassen. Ein heiteres Spiel mit Kitsch und Klischees bei dem der Zuschauer zuerst wach geküsst und dann wieder verzaubert wird.

Webseite: www.movie.de

Regie: Kevin Lima
Musik: Alan Menken
Darsteller:
Amy Adams
Patrick Dempsey
James Marsden
Susan Sarandon
Timotthy Spall
Start: 24.12.
Verleih: Buena Vista

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Lange vorbei sind die Zeiten, als das neueste Zeichentrickfilmmärchen aus dem Hause Disney ebenso zur Vorweihnachtszeit gehörte wie Lebkuchen und Lichterketten. Doch die Macher im Zeichen der Maus schienen selber auf dem Märchenschloss zu wohnen und hatten schlicht die Zeichen der Zeit verkannt, bis die CGI-Revolution die einst so mächtigen Monopolisten der Trickfilmwelt beinahe in die Bedeutungslosigkeit verbannten. Die Zeit zurückdrehen kann Disney mit dieser romantischen Komödie zwar nicht, aber der Versuch, etwas aus der Glanzzeit des Hauses mit in die neue Ära hinüberzuretten, gelingt hier erstaunlich gut. Mit einem Augenzwinkern legt Regisseur Kevin Lima („Tarzan“) dabei die Karten gleich auf den Tisch. Der Film bricht mit den Klischees von der heilen Märchenwelt, um sich aber im nächsten Moment wieder ihrer zu bedienen. Das gewitzte Manöver gelingt, weil es mit viel Charme und einer gehörigen Portion Selbstironie vollzogen wird.
 

Alles beginnt ganz klassisch in einem Zeichentrickfilm-Märchenwald. Hier fällt die schöne Prinzessin Giselle dem stattlichen Prinzen Edward geradewegs in die Arme. Dass der Thronfolger prompt die Märchenhochzeit ausruft, verärgert indessen seine sinistere Stiefmutter Königen Narissa. Die der Hexerei kundige Königin überliste Giselle und verzaubert sie in ein Land ohne Glück und Harmonie. Wenig später kletterte die sichtlich indisponierte Prinzessin (Amy Adams) aus einem Gully-Loch mitten in Manhattan. Die raue Realität der hektischen Weltstadt setzt der zarten Erscheinung ebenso zu, wie der Umstand, dass sie nun in Menschengestalt umherirrt. Was Wunder, dass die holde Maid Zuflucht bei einer Werbetafel sucht, die im vertrauten Malstil ihrer Trickfilmwelt gestaltet ist. In diesem Zustand macht der Scheidungsanwalt Robert (Patrick Dempsey) ihre Bekanntschaft. Auf Drängen seiner Tochter nimmt der geschiedene Mann die verwirrte Seele bei sich auf und wird sie prompt nicht mehr los.

Aus dem Kulturclash zwischen der, naiv, ordentlichen Märchen- und der zynisch, chaotischer Metropolenwelt schlägt der Film das meiste Kapital. Wenn Giselle wie im Trickfilm trällernd die Tierwelt zu Hilfe ruft, erscheinen in der Stadtwohnung halt keine lieblichen Rehkitze, sondern Kakerlaken und Ratten. Natürlich ist es am Ende doch die herzerwärmende Naivität der aufrechten Adelsbraut die über die Kälte und Abgebrühtheit moderner Städter triumphiert. Bis dahin bietet sich aber ein reichlich Gelegenheit sich über die seltsamen Besucher aus der Märchenwelt zu amüsieren. Denn peu a peu purzeln auch die übrigen Bewohner ins hektische Manhattan, bis am Ende sogar die böse Königin Gestalt (Susan Sarandon) annimmt und für Zinnober sorgt. Leider vergaloppiert sich der Film im Finale in unpassenden Actionszenen mit einem Computeranimierten Drachen. Weniger wäre hier mehr gewesen. Steht doch die zuvor demonstrierte Bescheidenheit und Ironie dem Disney-Film viel besser zu Gesicht.

Norbert Raffelsiefen

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Die schöne alte Disney-Zeit ist schon seit der Einführung der elektronischen Rechner vorbei. Nach vielen Jahren, in denen Computer-Fassungen aller denkbaren Märchen hergestellt wurden, musste wieder etwas Neues gefunden werden. Und das ist bei diesem Film in etwa der Fall. Mischung von Animation und Realgeschehen könnte zur Zeit das Rezept heißen.

So ist hier denn auch ein Sammelsurium aus Erfindung, Märchen, Musical, Zeichentrick und heutiger Wirklichkeit entstanden. Und zwar, das ist das Erstaunliche, in ziemlich geglückter Form.

Giselle ist eine liebliche Prinzessin, auf die es Prinz Edward abgesehen hat. Dessen Mutter allerdings, die Königin Narissa, fürchtet um ihr Reich und sorgt deshalb dafür, dass Giselle nach Manhattan verwunschen wird. Dort wird sie von dem sympathischen und attraktiven Scheidungsanwalt Robert Philipp und dessen kleiner Tochter Morgan gefunden und beherbergt. Aber sicher ist sie noch keineswegs, denn die böse Herrscherin will sie mit Hilfe ihres Dieners Nathaniel vergiften. Aber wird nicht alles gut ausgehen, da es sich doch um ein Märchen handelt?

Keineswegs die Handlung fällt hier in erster Linie ins Gewicht, sondern eine besondere Filmform, die Phantasie, die Songs, die Tanzeinlagen, die Choreographie, die prächtige – natürlich auch digital bewerkstelligte – Ausstattung, die Farben, die Vielfältigkeit des Ganzen. Dramaturgische Ansprüche darf man nicht stellen. Und auch nach einer Aussage, einer „Moral“, sucht man vergebens. Doch unterhaltsam für die ganze Familie ist das allemal geworden. 

Thomas Engel