Vijay und ich – Meine Frau geht fremd mit mir

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Moritz Bleibtreu spielt in der prickelnden Verwechslungs-Komödie von Sam Garbarski („Der Tango der Rashevskis“) Will, einen New Yorker Schauspieler in der Midlife-Crisis. Als Will in einen Autounfall verwickelt wird, glauben alle, er sei tot. Der neurotische Narziss nutzt diese Chance, um ein neues Leben anzufangen. Verkleidet als indischer Gentleman Vijay wohnt er seiner eigenen Beerdigung bei und weckt bei seiner Frau, dank Kamasutra und exotischer Kultiviertheit, ungeahnte erotische Fantasien. Doch dann muss sich Vijay mit einem ungeahnten Widersacher auseinandersetzen: dem „verstorbenen“ Ehemann.

Webseite: www.vijayundich.senator.de

Deutschland/Belgien/Luxemburg 2013
Regie: Sam Garbarski
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Patricia Arquette,Michael Imperioli, Danny Pudi, Hanna Schygulla
Filmlänge: 96 Minuten
Verleih: Senator
Kinostart: 5.9. 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Der deutsche Schauspieler Wilhelm „Will“ Wilder war als junger Mann mit großen Ambitionen nach New York gekommen, doch nun steckt er seit Jahren in einer amerikanischen TV-Kinder-Serie fest, in der er die Rolle des Pech-Kaninchens spielt. Als auch noch am Freitag dem 13. seine Frau und die Tochter, sowie alle seine Freunde, scheinbar seinen 40. Geburtstag vergessen haben, schliddert Will in eine echte Sinnkrise. Wutentbrannt verlässt er das TV-Studio, nicht ahnend, dass seine Tochter im Nebenraum eine Überraschungsparty organisiert hat.

Auf der Strasse wartet neuer Unbill auf Will. Ein Dieb klaut ihm an der Tankstelle den Wagen und rast kurz darauf mit dem gestohlenen Fahrzeug in einen Tanklastwagen. Alle Welt glaubt, dass in dem völlig ausgebrannten Auto Will zu einem Häuflein Asche verbrannt ist. Als er die Nachricht von seinem Tod am nächsten Morgen im Fernsehen sieht, ist er noch bei seinem besten Freund, dem Inder Rad, bei dem er frustriert die Nacht durchgetrunken hatte.

Statt das Missverständnis mit einem Anruf bei seiner Frau aus der Welt zu schaffen, beschließt Will Rache für die vermeintliche Ignoranz seiner Liebsten zu nehmen. Wie wäre es auf der eigenen Beerdigung als Gast aufzutreten, und all´ die hehren Trauerreden über sich zu hören? Mit Hilfe von Rads Fundus an indischen Utensilien, wird aus dem Deutschen dank Vollbart, dunkler Kontaktlinsen, lang haftender Hauttönung und traditionellem Turban Vijay Singh aus Mumbai, seines Zeichens Banker und Mitglied der Religionsgemeinschaft der Sikhs.

Der reichlich geschmacklose Streich des selbstverliebten Schauspielers funktioniert. Jetzt wäre der Augenblick gekommen, die Maskerade zu beenden. Doch dann verguckt sich seine frisch verwitwete Frau Julia in den kultivierten Fremden und Will hält die Scharade aufrecht. Gleichermaßen entzückt wie irritiert triumphiert Will als Vijay wo sein früheres Ich überall versagt hat. Mit neuem Elan erobern er und seine Frau die Welt der Erotik für sich. Und da sich Vijay nicht nur im Bett neu erfindet, sondern auch sonst viel galanter und genussfreudiger auftritt als sein altes Ich, erleben die beiden Ehepartner ungeahnte Höhenflüge.

Allerdings zeigen sich auch rasch erste Schattenseiten des Versteckspiels. Will muss erleben, dass sich auch sein Manager an die Witwe heranmacht und die eigene Tochter Lily, die ihn längst enttarnt hat, die Situation dreist ausnutzt. Der größte Störfaktor schlummert aber in ihm selber. Je mehr er sich in seine Frau verliebt, desto weniger kann er ertragen, dass seine Frau um Will trauert.

Sam Garbarski („Der Tango der Rashevskis“) spielt in der Verwechslungskomödie das Midlife-Crisis-Szenario aus, sein Leben noch einmal gänzlich neu gestalten zu können. Dabei nimmt der Film nicht nur die Perspektive des kriselnden Mannes ein, sondern greift auch die Seite der Frau auf. Dass sich beide unter unterschiedlichen Voraussetzungen emotional neu finden müssen, macht die Scharade so reizvoll. So stört es auch nicht, wenn die Komödie nicht immer auf dem hohen Tempo läuft, welches man gewöhnlich bei einem Verwechslungsszenario erwartet, sondern auch ruhige, dafür aber starke emotionale Momente hat.

Der Umstand, dass Moritz Bleibtreu in der Rolle des Inders gut zu erkennen ist, fällt nicht negativ ins Gewicht. Hier spielt der Film mit der Möglichkeit, dass seine Frau zumindest unterbewusst um die Maskerade weiß und sich trotzdem täuschen lässt, um die Chance eines Neuanfangs zu wahren.

Überhaupt harmoniert Moritz Bleibtreu in der internationalen Produktion perfekt im Zusammenspiel mit den englischsprachigen Schauspielern. Sein Liebesduett mit Patricia Arquette („True Romance“) zwischen Kamasutra und Cultur-Clash funktioniert ebenso prächtig, wie der komische Schlagabtausch mit Michael Imperioli („Die Sopranos“) und Danny Pudi („Unterwegs mit Mum"). Das Comeback im Komödienfach ist Moritz Bleibtreu mit diesem federleichten und beschwingt lustvollen Leinwandspaß auf jeden Fall gelungen.

Norbert Raffelsiefen