Violent Night

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Jahr für Jahr kommen Weihnachtsfilme ins Kino, die zumeist mit reichlich Kitsch für Festtagsstimmung sorgen wollen. Die wahre Kunst ist es aber wohl, weihnachtliches Flair und Gefühl zu verbreiten, obwohl man eine Geschichte erzählt, in der der Weihnachtsmann mit einem Vorschlaghammer fiesen Gaunern den Garaus macht. Er holt eben mehr als nur den Knüppel aus dem Sack! Tommy Wirkolas wildes Weihnachtstreiben ist einer der vergnüglichsten Filme des Jahres, auf jeden Fall einer der amüsantesten Weihnachtsfilme, seit Hans Gruber vom Nakatomi Plaza fiel und Kevin allein zu Haus war.

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Violent Night
USA 2022
Regie: Tommy Wirkola
Buch: Pat Casey, Josh Miller
Darsteller: David Harbour, Beverly D'Angelo, John Leguizamo

Länge: 112 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 1. Dezember 2022

FILMKRITIK:

Weihnachten bei der reichen Familie Lightstone. Die Matriarchin Gertrude (Bevery D’Angelo) hat für kaum jemanden ein gutes Wort übrig, ihre beiden erwachsenen Kinder buhlen um ihre finanzielle Gunst, haben aber selbst reichlich familiäre Probleme. Die Enkelin Trudi wünscht sich nichts mehr, als dass ihre Eltern wieder zusammenkommen. Das erzählt sie über ein Walkie Talkie auch Santa Claus (David Harbour) – der diesmal tatsächlich zuhört. Denn er war gerade am Geschenkeverteilen und den Schnapsschrank leeren in dem großen Haus, als eine Bande Gauner unter dem Kommando von Scrooge (John Leguizamo) die Party stürmt, alle Bediensteten umbringt und das Geld will, dass im Tresorraum ist. Eigentlich mischt sich Santa Claus nicht in die Belange der Menschheit ein. Diesmal macht er eine Ausnahme.

Santa Claus ist wie weiland John McClane der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die „Sonic the Hedgehog“-Autoren Pat Casey und Josh Miller frönen ihrer offenkundigen Liebe zu „Stirb Langsam“, nur dass sie den Weihnachtsmann in die Rolle des unfreiwilligen Helden manövrieren. Anleihen bei den ersten beiden Teilen der Bruce-Willis-Reihe gibt es genug. Aber die Autoren lieben offenbar auch „Kevin allein zu Haus“. Denn hier gibt es eine ausgesprochen coole Sequenz, in der Trudi sich auf dem Speicher verschanzt und Fallen aller Art erstellt – nur dass sie anders als bei Kevin richtig Schaden anrichten!

Das, aber auch das Schalten und Walten von Santa ist so knackig, wie man das von Tommy Wirkola, Regisseur der „Dead Snow“-Filme, auch erwarten darf. Soll heißen: Wenn Santa den Hammer herausholt, dann knacken Knochen und brechen Schädel. Aber das ist nie brutal oder bösartig gestaltet, sondern immer wie ein real gewordener Cartoon. Gewalt, die überzeichnet wird, und damit ihre Härte verliert, dafür aber reichlich Unterhaltungswert generiert.

Herrlich ist auch John Leguizamo als Weihnachten hassender Anführer der Bande. Seine Figur hat den Decknamen Scrooge nicht von ungefähr gewählt. Er ist tatsächlich ein Scrooge – und der Schlagabtausch mit Santa, den er natürlich für einen Scharlatan hält, wird immer verbissener. Überhaupt Santa: David Harbour hat hier nach „Stranger Things“ erstmals eine wirklich perfekte Rolle für sich gefunden. Schon der Anfang, als er zu Beginn des Weihnachtsabends erstmal in einer Bar versumpft, ist großartig und bricht sehr schön mit allen Konventionen, die man mit Weihnachtsmann verbindet.

„Violent Night“ ist ein Weihnachtsfilm – nur eben erst ab 16 Jahre. Aber der Action-Handlung zum Trotz ist dies tatsächlich ein echter Weihnachtsfilm, bei dem auch all das Blut nicht verbergen kann, dass wirkliches weihnachtliches Flair verströmt wird.

 

Peter Osteried