Wahrheit & Verrat – Truth & Treason

Schon Günter Grass ließ sich vom Schicksal Helmuth Hübeners zu einem Roman inspirieren, nun hat der amerikanische Regisseur Matt Whitaker den Spielfilm „Truth & Treason“ über den 16jährigen gedreht, der Anfang der 40er Jahre auf Flugblättern gegen die Nazis agitierte. Fraglos eine berührende, beeindruckende Geschichte, die von Whitaker zu einem konventionellen Film verwandelt wurde, der bisweilen zu einer etwas zu argen christlichen Heilsgeschichte wird.

 

Über den Film

Originaltitel

Truth & Treason

Deutscher Titel

Wahrheit & Verrat – Truth & Treason

Produktionsland

LIT, USA

Filmdauer

121 min

Produktionsjahr

2025

Regisseur

Whitaker, Matt

Verleih

Kinostar Filmverleih GmbH

Starttermin

04.12.2025

 

Hamburg, 1941, der 16jährige Helmuth Hübener (Ewan Horrocks) und seine Freunde Karl-Heinz Schnibbe (Ferdinand McKay), Rudi Wobbe (Daf Thomas) und Solomon Schwarz (Nye Occomore) genießen ihre Jugend, auch wenn in Frankreich und Russland schon der Zweite Weltkrieg tobt.

Gemeinsam besuchen sie die Gottesdienste in der Kirche der Mormonen, wo der Pfarrer die Gemeinde mit einem schmissigen „Heil Hitler!“ begrüßt und seine Predigten zunehmend zu staatstreuer Propaganda missbraucht. Sein Bruder bringt auf Heimaturlaub von der Westfront einen Weltempfänger mit, nun kann Helmuth auch die BBC hören – und damit die Wahrheit über den Verlauf des Krieges erfahren.

Spätestens als der halbjüdische Solomon deportiert wird, erwacht in Helmuth das Gefühl, etwas tun zu müssen. Was in seinem Fall bedeutet, Flugblätter zu schreiben, auf denen er gegen Hitler und das Dritte Reich agitiert. Zusammen mit Karl-Heinz und Rudi verteilt er die Flugblätter in der Stadt, was schnell die Aufmerksamkeit des Gestapo-Beamten Erwin Mussener (Rupert Evans) weckt. Und da Helmuth bei allem Enthusiasmus nicht besonders vorsichtig agiert hat, wird er bald verhaftet und steht vor der schwierigen Entscheidung, ob er seine Freunde verrät oder seinen Glauben bewahrt.

Eigentlich verblüffend, dass noch kein deutscher Regisseur die Geschichte von Helmuth Hübener entdeckte, allzu viele Widerstandskämpfer, die sich gegen das Dritte Reich stellten gab es in Deutschland ja nicht. Erst letztes Jahr hatte Andreas Dresen in „In Liebe, Eure Hilde“, der Roten Kapelle um Hilde und Hans Coppi ein filmisches Denkmal gesetzt und dabei eine ganz ähnliche Geschichte erzählt, wie es nun Matt Whitaker versucht.

Der große Unterschied liegt jedoch darin, dass Whitakers Film eine Arbeit für das amerikanische Filmstudio Angel ist, die sich in den letzten Jahren einen Namen mit sogenannten „Faith Based“ Filmen gemacht haben, Filmen, die sich mehr oder weniger deutlich um christliche Werte drehen. Auch in „Truth & Treason“ spielt der Glaube Helmuths eine entscheidende Rolle, nimmt er das biblische Gebot, die Wahrheit zu sagen und darauf zu vertrauen, dass dafür spätestens im Himmelsreich die Belohnung wartet, als Leitmotiv für sein Handeln.

Als Märtyrer wirkt Helmuth dadurch oft, am Tisch im Verhörzimmer streckt er die Arme von sich, die Handflächen nach oben gerichtet, immer wieder scheint er von einem himmlischen Licht beleuchtet, das ihn auch auf seinem letzten Gang zum Schafott begleitet.

Ein wenig dick aufgetragen wirkt das, was besonders dadurch bedauerlich wirkt, dass es Whitaker zuvor durchaus gelungen war, den jugendlichen Enthusiasmus überzeugend einzufangen. Zwar wirkt Hamburg hier nicht wie eine Millionenstadt sondern mit engen Gassen und kleinen Häusern wie ein mittelalterliches Dorf (gedreht wurde im litauischen Vilnius), auch die Dialoge wirken oft allzu modern, aber dennoch: Hauptdarsteller Ewan Horrocks spielt seine Rolle überzeugend, verkörpert den idealistischen Helmuth mit großer Ernsthaftigkeit, der auch im angesichts des Todes standhaft bleibt.

Besonders interessant wirkt allerdings die Figur des Gestapo-Mannes Mussener, der angesichts seines bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen Kindes, selber zweifelt, den Worten Helmuths etwas abgewinnen kann, aber doch nicht die Stärke hat, sich gegen das Regime zu stellen. Gerade diese ambivalente Figur lässt „Truth & Treason“ zumindest phasenweise zu mehr werden als einem konventionellen Widerstandsdrama.

 

Michael Meyns

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