Wer gräbt den Bestatter ein?

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Die Nöte der kleinen bayerischen Gemeinden – sie sind schon skurril. Etwa dann, wenn der Bestatter stirbt, aber nicht tot sein darf. Denn man befindet sich im Clinch mit der Nachbargemeinde. Und zwar um eine 114-jährige Bürgerin, die zwar noch lebt, aber im richtigen Dorf bestattet werden muss. Als Touristenattraktion sozusagen. Klingt nach einer vortrefflichen Provinz-Posse, ist in den Händen der „Hinterdupfing“-Macher aber deutlich zu witzlos geworden.

Webseite: http://www.alpenrepublik.eu/bestatter.html

Deutschland 2022
Regie: Andreas und Tanja Schmidbauer
Buch: Andreas, Tanja und Thomas Schmidbauer und Michael Probst
Darsteller: Tom Kreß, Angelika Sedlmeier, David Zimmerschied, Uli Bauer

Länge: 100 Minuten
Verleih: Alpenrepublik Filmverleih
Kinostart: 3. November 2022

FILMKRITIK:

„Wenn im Dorfe keiner stirbt, triffst den Bestatter meist beim Wirt.“ – Das könnte man als Motto von Bestatter Bartl sehen, der sich sogleich darauf im Wirtshaus einfindet, um eine Runde Schafkopf zu spielen. Er hat auch das perfekte Blatt auf die Hand bekommen, und bricht sofort darauf tot zusammen. Eigentlich ja nicht tragisch, aber irgendwie eben doch. Denn in dem Örtchen lebt mit Frau Gruber die älteste Frau Deutschlands. 114 Jahre ist sie alt und, wie der Pfarrer zu vermelden weiß, wohl bereit, zu Gott zu gehen. Und das jetzt, wo kein Bestatter mehr da ist. Das würde heißen, dass Frau Gruber in der Nachbargemeinde bestattet werden würde. Gerade das darf aber nicht sein, denn das Grab der ältesten Deutschen könnte ja so etwas wie ein Touristenmagnet sein und dringend benötigtes Geld in die Gemeinde bringen. Der Tod des Bestatters muss also vertuscht werden!

Die Grundidee ist eigentlich amüsant. Sie bietet sich für derben, aber auch bissigen Witz an, nur wird daraus reichlich wenig gemacht. Wenn überhaupt, dann lädt „Wer gräbt den Bestatter ein?“ allenfalls hin und wieder zum Schmunzeln ein. Wirklich komisch ist der Film aber nie – und das ist in gewisser Weise auch die Kardinalssünde dieses Films, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, die typischen mit Bayern verbundenen Klischees außenvorzulassen. Aber gerade das Aufbrechen solcher Klischees kann eben witzig sein. Das erklärt auch den über Bayern hinausgehenden Erfolg der auf Rita Falks Romanen basierenden Eberhofer-Filme.

Das neueste Werk von Andreas und Tanja Schmidbauer mutet da schon eher wie ein Heimatfilm an. Einer, der gerne den Schalk auf der Schulter sitzen hätte, aber einfach nicht den richtigen Weg findet, aus der Situation das Maximalmögliche herauszuholen. Das war schon ein Problem bei „Hinterdupfing“, dem vorherigen Film der Schmidbauers. Auch der mutete eher an, als wäre man gerne witzig, würde sich dafür aber schämen.

Das Gefühl stellt sich auch bei der jetzigen Provinzkomödie ein, denn eigentlich wäre alles da, um humoristisch zu punkten. Die Macher wollen scheinbar nur nicht. Sie scheinen hin und her gerissen – zwischen einer Geschichte, die für eine Komödie bestimmt ist, und einem erzählerischen Ansatz, der dramatisch sein soll. Kontrastierend erscheint dazu die Musik, die mit ihrer jovialen Beschwingtheit vor allem eines ausruft: Wir sind witzig.

Nur: Diese Geschichte um den Bestatter, der im Geheimen bestattet werden muss, ist es einfach nicht.

Peter Osteried