Wie in alten Zeiten

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In dieser reifen und zugleich dynamischen Romantic Comedy kämpfen Pierce Prosnan und Emma Thompson als chaotisches Duo Infernale quasi um ihre Altersvorsorge. Ohne Kitsch und prätentiöse Bedeutungsschwere präsentiert Regisseur Joel Hopkins eine turbulente wie auch romantische Komödie (nicht nur) für die Generation 40 Plus. 

Webseite: www.wie-in-alten-zeiten.de

OT: Love Punch
Frankreich 2013
Regie: Joel Hopkins
Drehbuch: Joel Hopkins
Darsteller: Emma Thompson, Pierce Brosnan, Timothy Spall, Celia Imrie
Filmlänge: 94 Minuten
Verleih: Universum, Vertrieb: Disney
Kinostart: 16. Oktober 2014

FILMKRITIK:

In den vergangenen Jahren hat sich der Altersschnitt der RomCom-Protagonisten insbesondere im europäischen Kino sichtlich erhöht und Platz geschaffen für lebenserfahrene Filmfiguren und -schauspieler. In „Wie in alten Zeiten“ geben Emma Thompson und Pierce Brosnan ein geschiedenes Ehepaar, Kate und Richard, das über einer familiären Finanzkrise wieder zueinanderfindet. Richards Firma geht nach der Übernahme durch einen jungen Geschäftsmann pleite, was die Angestellten nicht nur ihren Job, sondern vor allem die Altersvorsorge kostet. Wenn Richard und Kate sich nun nach Paris begeben, um den Verantwortlichen zu Rede zu stellen, dann kämpfen sie tatsächlich vornehmlich um ihre Rente. Es lässt sich also nicht leugnen: Die Romantic Comedy ist in die Jahre gekommen.

Regisseur und Drehbuchautor Joel Hopkins erzählt seine Geschichte trotz Rentensorgen und körperlichen Verfallserscheinungen aber derart leicht und dynamisch, dass das Alter der Figuren fast (aber nur fast!) in den Hintergrund tritt. Seine Komik bedient sich sowohl dezenter Slapstickeinlagen als auch frecher Dialoge. Mehrere Running Gags lockern die Handlung immer wieder auf und erinnern den Zuschauer daran, dass das chaotische Leinwandschauspiel keinesfalls ernst zu nehmen ist. Wenn Kate und Richard beschließen, ihrem Gegenspieler einen teuren Diamanten zu entwenden, droht das Ganze vorübergehend aus dem Ruder zu laufen. Aber dann gelingt es Hopkins doch, souverän den schmalen Grat zwischen Lächerlichkeit und Belanglosigkeit zu beschreiten und den Zuschauer mit einem turbulenten dritten Akt noch einmal so richtig für die Geschichte zu begeistern.

Das Setting in Paris und an der Côte d’Azur trägt seinen Teil zur Attraktivität der Inszenierung bei. Die Stadt der Liebe dient einmal mehr als Katalysator der hier erfreulich sanften Romantik der Geschichte. Die zunächst sehr gewollt wirkenden Sticheleien der ehemaligen Ehepartner machen sukzessive einem vorsichtigen und einfühlsamen Flirt Platz. So behält sich „Wie in alten Zeiten“ seinen Charme, obwohl der Verlauf und auch der Ausgang der Geschichte Genre-gemäß von der ersten Minute an klar auf der Hand liegen.

Kate ist dabei alles andere als eine frustrierte, gehörnte Ex-Frau. Die Anmachsprüche ihres ehemaligen Gatten ignoriert sie großzügig und chattet auch während der Reise durch Frankreich weiterhin rege mit ihrem aktuellen Online-Flirt. Niemals wirkt sie bedürftig. Der Diamantenraub ist vor allem ihre Idee und auch die motorisierte Verfolgung des Bösewichts überlässt Richard lieber seiner Frau. Damit ist Kate im Rahmen des Romantic Comedy Genres eine überraschend emanzipierte Figur, die weitaus mehr zu bieten hat, als in der Rolle des Love Interests den Mann zu Höchstleistungen anzutreiben.

Vielleicht liegt es an diesen ausgewogenen Geschlechterrollen, dass „Wie in alten Zeiten“ jeglichen Kitsch gekonnt umschiffen kann. Statt übertriebener Dramen, Herzschmerzmomenten und klebrig übersüßter Romantik präsentiert Joel Hopkins eine locker leichte Komödie, die unbeschwerte Kinounterhaltung bietet. „Wie in alten Zeiten“ versucht erst gar nicht, dem Publikum prätentiöse Lebensweisheiten mit auf den Weg zu geben und macht damit alles richtig. Die Inszenierung bleibt wie ihre Figuren herrlich unbeschwert und verhindert damit auch eine Überbetonung der Altersthematik.. Damit beweist Joel Hopkins nicht nur seinen Figuren, sondern auch dem anvisierten Zielpublikum gegenüber Respekt und ermöglicht eine Identifikation ganz ohne Selbstmitleid.
 
Sophie Charlotte Rieger