Ein durchaus schöner deutscher Titel, wenn auch auf Kriegsfuß mit der Grammatik, aber er klingt zumindest so ungewöhnlich, wie der Film ist, während der Originaltitel auf die Kafka-Inspiration verweist. Erzählt wird von einem Magier, der in einem Hotel eincheckt, aber nicht wieder auschecken kann, während die Gäste und Angestellten in einen Reigen des surrealen Wahnsinns verfallen.
Über den Film
Originaltitel
Mr. K
Deutscher Titel
Willkommen um zu bleiben
Produktionsland
NLD,BEL,NOR
Filmdauer
94 min
Produktionsjahr
2024
Produzent
Glijnis, Erik / Petit, Leontine / Phlypo, Dries / Tossell, Judy
Regisseur
Tallulah Hazekamp Schwab
Verleih
Neue Visionen Filmverleih GmbH
Starttermin
14.08.2025
Mr. K ist ein Magier, der nur eine Nacht in dem Hotel verbringen will. Am nächsten Tag hat er einen dringenden Termin, aber als er das Hotel verlassen will, findet er den Ausgang nicht. Dann wird ihm ein Koffer gestohlen, wenig später verliert er auch seinen Anzug, aber die Erkenntnis reift, dass er dieses Hotel nicht verlassen soll. Wieso auch, fragen ihn seine neuen Kollegen in der Küche – denn ja, dort beginnt er zu arbeiten –, aber auch Gäste, denn hier im Hotel hätte man doch alles, was man braucht. Aber Mr. K will raus und spürt die Dringlichkeit umso stärker, je mehr die Wände ihm näherkommen. Denn dieses Hotel scheint auch zu schrumpfen …
Einfach macht es die Norwegerin Tallulah Hazekamp Schwab dem Publikum nicht. Sie präsentiert einen Film, der mit großartigem Design aufwartet, aber eine Geschichte erzählt, deren Gelingen vor allem davon abhängt, zu welcher Interpretation man als Zuschauer zu kommen bereit ist. Es ist eine kafkaeske Geschichte, nur dass der Protagonist nicht gegen die Mühlen der Bürokratie anläuft und an ihr verzweifelt, sondern gegen die Gesellschaft. Die Gesellschaft dieses Hotels, die sich ihrem Los gefügt hat, ja, nicht einmal merkt, dass sie alle hier ebenso gefangen sind wie Mr. K. Die Losung mag sein: Das nonkonformistische Individuum (Mr. K) gegen die gesichtslose Masse (die Angestellten und Gäste) in der Welt (das Hotel), aber auch das muss nicht so sein.
Denn „Willkommen um zu bleiben“ ist ein surrealer Fiebertraum mit einem großartigen Crispin Glover als etwas ängstlicher, zurückhaltender Mann, der erst als Befreier gefeiert, dann verflucht wird. Und um ihn herum: Eine Band, die durch die Gänge marschiert, Menschen, die klauen, wie die Raben, Wände, hinter denen sich etwas Lebendiges befindet und ein Leben in der Küche, das scheinbar keine Wünsche offenlässt, außer dem, endlich karrieristisch aufzusteigen. Was Mr. K mühelos gelingt, denn er bekommt, was er nicht will, während ihm vorenthalten wird, was er sich wirklich wünscht.
Der Film sieht eindrucksvoll aus, die surrealen Elemente sind faszinierend und überraschend, die Geschichte aber so verklausuliert, dass es schwer ist, einen Sinn zu erkennen, und das bis hin zum Ende, das wie alles in diesem Werk zur Interpretation herausfordert. Sei es nun, dass das Ende erreicht ist oder eine Wiedergeburt stattfindet.
Wer auf alle Fragen Antworten erwartet, wird mit diesem Film nicht glücklich. Kein Film, den man verstehen muss oder soll, eher schon einer, der sich müht, etwas Verborgenes im Betrachter zu erreichen. Ob ihm das gelingt, hängt letztlich davon ab, was man zu diesem Film mitbringt. Für die einen ein wundersamer Trip in eine verquere Spiegelwelt, für die anderen ein Film ohne Erklärungen. Ein bisschen lynchesk, ein bisschen wie Wes Anderson, aber letztlich noch weniger zugänglich, darum aber auch durchaus spannend.
Peter Osteried