Yoko

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Es behaupte niemand, Kinderfilme seien per se nur für die Kleinen da. Von den tröstlichen Fabeln Astrid Lindgrens über die komplexen Phantasiewelten eines Michael Ende bis hin zur Saga um den Zauberlehrling Harry Potter, die längst ein popkulturelles Gesamtkunstwerk ist, haben die ganz großen Erzähler ihren Entwürfen stets eine Zutat für jede Altersgruppe hinzugefügt. Ist es daher angebracht, Franziska Buch vorzuwerfen, dass ihr „Yoko“ nach der Kinderbuchreihe von Knister (bürgerlich Ludger Jochmann) sich erkennbar nur an die ganz jungen Kinobesucher richtet? Wohl kaum, denn innerhalb der selbst gesetzten Grenzen macht die Regisseurin so ziemlich alles richtig in ihrem witzigen, temporeich inszenierten Film um einen knuddeligen Yeti, den es ins viel zu warme Deutschland verschlägt.

Webseite: www.yoko-derfilm.de

Deutschland 2012
Regie: Franziska Buch
Buch: Gerrit Hermans, Claudia Boysen, Knister
Darsteller: Jamie Bick, Tobias Moretti, Jessica Schwarz, Lilly Reulein, Justus von Dohnányi, Friedrich Heine
Filmlänge: 103 Minuten
Verleih: Sony
Kinostart: 16. Februar 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Dieser Yoko lebt im eisigen Himalaya, und ihn verbindet ein ganz besonderes spirituelles Band nicht nur mit einer Gruppe tibetischer Mönche, sondern auch mit der Tierwelt der Region. In diese Idylle bricht der geldgierige Jäger van Sneider (Tobias Moretti) ein und packt sich den Laster voll mit den schönsten Exemplaren seltener Arten, um sie in Deutschland an Zoos zu verscherbeln. Das ruft Yoko auf den Plan – aber sein Rettungsversuch scheitert und er steckt fest in van Sneiders knallbunt verziertem Gefährt, einer seltsame Mischung aus Hippiebus und bedrohlich-wuchtigem Megatruck. Zwischen dem weiß bepelzten „Animatronic“ Yoko (einer tricktechnischen Kreation, die Elemente einer liebevoll gestalteten Puppe und eines ferngesteuerten Roboters vereint) mit seinen spitzen Ohren und den entzückenden Kulleraugen und den exzentrischen Bösewichtern entspinnt sich die wahre Dynamik des Films.

Moretti gibt van Sneider, einen selbst ernannten Meister der Tarnung, als Muster-Fiesling: so einfallsreich in seinen Ideen wie vertrottelt in der Umsetzung, grimassierend, dreckig lachend, ständig vor sich hin fluchend – letztlich ein trauriger Clown, der wie sein Vorbild im Zirkus jede Menge Schadenfreude auf sich ziehen soll. Dann ist da noch van Sneiders bester Kunde, der Zoodirektor Kellermann (Justus von Dohnányi), ein leiser, diabolisch-kontrollierter Schreibtischtäter, der statt mit Computer und Kugelschreiber aber lieber mit ausgestopften Tieren hantiert.

Neben diesen schillernden Gestalten bleiben die positiv besetzten menschlichen Hauptfiguren zwangsläufig blass. Denn Yoko gelingt die Flucht aus van Sneiders Verlies, und er läuft der jungen Pia (Jamie Bick) zu, die noch um ihren jüngst verstorbenen Vater trauert und das süße Viech am liebsten behalten möchte. Doch dafür muss sie Yoko nicht nur vor Schwester Marcella (Lilly Reulein) und Mutter Katja (Jessica Schwarz), einer profillosen Idealmami mit viel Verständnis und ein wenig notwendiger Strenge, verstecken, sondern auch vor Kellermann und van Sneider, der seinen besten Fang doch zu gerne wieder in die Hände kriegen möchte.

Die Handlung überfordert dabei nicht mit einer komplexen Struktur, die womöglich noch in mehrere Nebenplots ausufern würde. Die Filmemacher bedienen sich vielmehr eines episodischen Prinzips, bei dem auf jeden Konflikt rasch die Auflösung folgt: Der Plot dreht sich wesentlich um mehrere Pirschen und Verfolgungsjagden, die für van Sneider in der Regel ungünstig ausgehen. Und als er Pia und Yoko doch einmal erwischt, können die beiden natürlich entkommen – bis zur nächsten Hatz. Für den nötigen „comic relief“ sorgen dabei neben den beknackten Verkleidungen van Sneiders und seinen zahlreichen Missgeschicken auch die haarsträubenden Anstrengungen von Pia, den gefräßigen und manchmal etwas tollpatschigen Yeti vor ihrer Familie zu verbergen. Und nicht zuletzt gelegentliche Hip-Hop-Einlagen, die dem tanzfreudigen Besucher aus der Kälte aber gefährlich ins Schwitzen bringen.

Sonderlich neu und originell ist das alles freilich nicht, die Anklänge etwa an „E.T.“, der immerhin schon 30 Jahre auf dem Buckel hat, sind unübersehbar. Und auch die Tatsachen, dass Co-Autor Knister schon die Vorlagen zur „Hexe Lilli“ verfasst hat und Franziska Buch zuvor unter anderen „Emil und die Detektive“ und „Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen“ inszenierte, deuten darauf hin, dass wirklich innovative Stoffe hierzulande Mangelware sind. Den Unterhaltungswert von „Yoko“ schmälert dies natürlich nicht – ein wenig Mut, auch einmal von der Erfolg versprechenden Konfektionsware abzuweichen, wäre aber trotzdem erfrischend.

Tim Slagman

Offenbar gibt es den Schneemenschen Yeti doch, zwar nicht so, wie Reinhold Messner, der beste Alpinist aller Zeiten, ihn wahrhaben wollte, aber dafür in der Phantasie der Autoren von Kinderbüchern und –filmen. Er lebt im Himalaya in der Nähe frommer buddhistischer Mönche. Mit eisigem Atem kann der Yeti sich sogar unsichtbar machen, eine Fähigkeit, die er in diesem Film noch gebrauchen wird.

Doch er ist in Gefahr. Denn der Tierhändler van Sneider brachte ihn zusammen mit anderen Wildtieren, die er gejagt hat, nach Europa, um die armen Biester von dem Zoodirektor Kellermann ausstopfen zu lassen. Gottlob kann der Yeti fliehen. Er landet bei dem Mädchen Pia, die gerade in ihrem Baumhaus sitzt.

Pia hat im Moment Sorgen, zankt sich andauernd mit ihrem Freund Lukas oder ihrer kleinen Schwester Marcella, ja sogar mit ihrer Mutter Katja. Sie begreift jedoch nach anfänglichem Schreck schnell, dass der Yeti ein guter Kerl ist und versteckt ihn bei sich zuhause im Keller – am besten in der Kühltruhe, denn der Yeti muss sich ja in kaltem Himalaya-Klima aufhalten.

Dann wird ihr langsam bewusst, dass sie den Yeti zurückbringen muss. Doch sie belauscht ein Gespräch von Kellermann und van Sneider, und ihr wird klar, dass sie es im Grunde mit Schurken zu tun hat.

Die beiden unternehmen jetzt alles, um den Schneemenschen – und auch Pia – zu fangen. Es geht drunter und drüber. Sie verfolgen das Mädchen, schnappen es, verleumden es, verbreiten zum Beispiel auch, dass Pia ein gefährliches Zootier entführt habe.

Am Ende geht doch noch alles gut aus. Denn Yetis Freund, ein Himalaya-Mönch, trifft ein und bringt das Geschöpf hin, wo es hingehört. Mit Ausstopfen ist da nichts.

Ein Kinderfilm. Keiner von der allerbesten Sorte, aber vielleicht ein Vergnügen für die Kleinen. Die Inszenierung ist brav, richtig Spannendes fehlt. Das Ganze wirkt ein wenig abgespult. Gut dass auch handfeste Schauspieler wie Jessica Schwarz (Katja), Tobias Moretti (van Sneider) und Justus von Dohnanyi (Kellermann) mit von der Partie sind.

Wie gesagt - für die ganz Kleinen ist es sicher o. k.

Thomas Engel