Auf Nachfrage des Redaktionsnetzwerkes Deutschland betont AG Kino-Vorsitzender Christian Bräuer zur umstrittenen #allesdichtmachen-Aktion einiger namhafter Schauspieler:innen: „Man kann vieles an der politischen Antwort auf die Pandemie kritisieren. Nichts davon rechtfertigt üble und zynische Kampagnen, die suggerieren, wir leben in einer Diktatur. Dabei wäre es so schön gewesen, wenn 52 Prominente ihren Auftritt für die Erhaltung von Kinos und einer lebendigen Kultur genutzt hätten.“ Gleichwohl sind die Auswirkungen des gerade beschlossenen Infektionsschutzgesetzes deutlich zu kritisieren, da sie wieder mal besonders die Kultur treffen – ganz besonders jetzt im Juni Open-Air-Kinos und die Juni-Berlinale in den Kinos. Im TAGESSPIEGEL BERLIN heißt es dazu: “ Christine Berg vom Hauptverband der Filmtheater und Christian Bräuer von der AG Kino äußern sich ähnlich. Beide betonen, Gesundheit und Sicherheit hätten oberste Priorität, sind aber enttäuscht darüber, wie wenig den Besonderheiten der Kultur und der Filmbranche Rechnung getragen wird. „Warum nicht mit bewährten Hygienekonzepten Kultur draußen möglich sein soll, verstehen wir nicht“, so Bräuer. Die Juni-Berlinale wäre selbst als reines Open-Air-Festival ein wichtiges Signal des Aufbruchs für die Stadt und die Filmwelt. Auch appelliert er an die Verantwortlichen, endlich einen echten Zukunftsplan für die Kultur nach der Pandemie zu entwickeln.“
Christian Bräuer:
Man kann vieles an der politischen Antwort auf die Pandemie kritisieren. Nichts davon rechtfertigt üble und zynische Kampagnen, die suggerieren, wir leben in einer Diktatur. Dabei wäre es so schön gewesen, wenn 52 Prominente ihren Auftritt für die Erhaltung von Kinos und einer lebendigen Kultur genutzt hätten.
Wir verstehen den Frust über den Umgang mit der Kultur in der Corona-Politik. Trotz guter Konzepte und internationaler Studien über geringe Risiken wurden die Kulturorte etwa Anfang November geschlossen, mit dem Versprechen, so ein normales Weihnachtsfest zu ermöglichen. Das Ergebnis ist bekannt. Unseren Frust haben wir in der Vergangenheit auch oft öffentlich und in Gesprächen mit Entscheidern kundgetan.
Auch wenn wir uns davon mehr erhofft hätten: An vielen Stellen in den Ländern und im Bund finden engagierte Politiker*innen aller Parteien Wege und Mittel, um angeschlagene Kulturbetriebe zu unterstützen. Das unterscheidet uns auch von einer Diktatur.
Anstatt uns von Zynismus und Sarkasmus spalten zu lassen, ist es an der Zeit, gemeinsam wirksame Perspektiven zur Bekämpfung der Pandemie und zum Wiedererstarken kulturellen Lebens auf den Weg zu bringen. Die kommenden Wochen müssen wir dafür verwenden, verlässliche und evidenzbasierten Öffnungsstrategien für die Kultur zu entwickeln. Kinos haben bewährte und wissenschaftlich geprüfte Hygienekonzepte. Diese sollten auch die Basis für die Wiedereröffnung sein.
Die Vielfalt der Kultur ist – gerade im Zeitalter der digitalen Marktmachtmonopolisierung – das Fundament einer lebendigen Demokratie Dies gilt es ebenso anzuerkennen wie die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft. Daher brauchen wir einen echten Zukunftsplan Kultur für die Zeit nach der Pandemie.