Die Arthouse-Charts waren in der letzten Woche womöglich die einzige Institution, die keinen seismischen Umbruch erfahren hat. So bleiben die ersten vier Plätze im Vergleich zur Vorwoche unverändert und RIEFENSTAHL verteidigt die Spitzenplatzierung. Ganz ohne neue Kost mussten deutsche Arthouse-Fans natürlich nicht auskommen, in der zweiten Charthälfte finden sich der tragisch-komische Roadtrip MARIANENGRABEN, der eine depressive junge Frau mit einem Witwer vereint, sowie DIE WITWE CLICQUOT, der die Geschichte hinter der weltbekannten Marke und ihrer Namensgeberin erörtert.
Was als Idee zu Corona-Zeiten vor vier Jahren begann, etabliert sich inzwischen zusehends. Das kleine Programmkino Brennnessel in Hemsbach vergibt die blau-gelbe Brennnessel für Verdienste um das Kino. In diesem Jahr nahm Schauspielerin Iris Berben die Auszeichnung entgegen.
Im festlichen Rahmen der Filmpreisnacht im Theater Lübeck wurden am Samstag die Preisträger:innen der 66. Nordischen Filmtage Lübeck ausgezeichnet. Insgesamt wurden elf Preise im Gesamtwert von 65.000 Euro verliehen. Bereits zur Eröffnung der Nordischen Filmtage am 6. November hatte die finnische Schauspielerin Kati Outinen den undotierten Ehrenpreis erhalten.
Die langjährige Geschäftsführerin der Lichtburg Essen, Marianne Menze, wird mit dem Rheinischen Kulturpreis 2024 ausgezeichnet. Einer der höchstdotierten deutschen Kulturpreise würdigt damit ihr außerordentliches Engagement und ihren prägenden Einfluss auf die deutsche Kinolandschaft.
Gestern beriet der Kulturausschuss im Bundestag das neue Filmförderungsgesetz (FFG), das ab 01.01.2025 gelten soll. Es ist Teil der umfassendsten Reform der letzten Jahrzehnte. Aber eben auch nur ein Teil. Mit dem Aus, der Ampelregierung stellt sich die Frage, ob die ambitionierten Vorhaben, die weiteren Säulen für Kinos und die Filmförderung noch umgesetzt werden. Sie sollten die Lücken in der Finanzierung schließen, die jetzt erst einmal ungeklärt offen bleiben.
Nachdem mit Almodóvars THE ROOM NEXT DOOR in der letzten Woche der Gewinner von Venedig die Charts stürmte, ist nun der nächste hoch prämierte Arthouse-Hit dran: Der US-Amerikaner Sean Baker schuf mit ANORA einen Film, der cineastisches Entertainment perfekt mit Arthouse-Anspruch kombiniert, dafür erhielt er in Cannes die Goldene Palme. Die Spitze der Charts bleibt ihm allerdings verwehrt, dort platziert sich der Durchstarter RIEFENSTAHL, ein dokumentarisches Porträt der titelgebenden Filmemacherin und ihren Verwicklungen mit der Führungsetage der Nazis. Hoch ausgezeichnet wurde Letzterer ebenfalls, er gewann vor einigen Wochen in Leipzig den Gilde Filmpreis.
Denise Bucher gewinnt den mit 5.000 Euro dotierten Siegfried Kracauer Preis 2024 in der Kategorie „Beste Filmkritik“ mit ihrer Rezension zum Film The Zone of Interest von Jonathan Glazer (GB/Polen/USA 2023).
Am letzten Oktober-Wochenende bleiben die Arthouse-Charts frei von Spuk und machen stattdessen Platz für eines der Highlights des Jahres: Mit THE ROOM NEXT DOOR erschließt sich der Spanier Pedro Almodóvar mit einer hochkarätigen Besetzung die englischsprachige Welt. Das Drama über Leben und Sterben vereint Tilda Swinton und Julianne Moore als gute Freundinnen, die sich nach Jahren der Funkstille in einer außergewöhnlichen Situation wiederfinden. Wie erwartet steigt der Gewinner von Venedig auf Platz 1 der Charts ein. Ebenfalls neu dabei ist das historisch-romantische Biopic MÜNTER & KANDINSKY, das die Beziehung der beiden Mitbegründer*innen des Blauen Reiters auf der Leinwand verewigt.
Im Nachgang der Verleihung der Kinoprogrammpreise der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien (BKM) in Frankfurt am Main am vergangenen Donnerstag appellieren die AG Kino - Gilde und ihre Mitgliedskinos an die Politik, das Zukunftsprogramm Kino zu retten und mit mindestens 15 Mio. EUR auszustatten. Die Fortführung des wichtigsten Förderprogramms für Land- und Arthousekinos entscheidet sich in den Haushaltsberatungen des Deutschen Bundestages im November.
Am Samstagabend feierte der Kinopreis des Kinematheksverbunds im Filmhaus am Potsdamer Platz sein 25. Jubiläum. Bereits seit einem Vierteljahrhundert würdigt der Preis Kinos und filmkulturelle Initiativen in Deutschland für ihr kreatives Programm und ihre Leidenschaft für die Filmkunst.
Es ist der Höhepunkt der jährlichen Programmpreisvergaben: Gestern Abend hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth die mit insgesamt 1,8 Mio. Euro dotierten Kinoprogrammpreise des Bundes in Frankfurt/M. verliehen. Spitzenpreisträger 2024 mit 20.000 Euro ist das Filmtheater „Schauburg“ in Karlsruhe
Am Freitag wurden in der Alten Oper Frankfurt die Hessischen Filmpreise und die Kinoprogrammpreise des Landes vergeben. Der Abend wurde ein leidenschaftliches Statement für den Kulturort Kino. Und dafür, dass diese Kulturorte auch finanziell unterstützt werden müssen. So auch mit dem Zuklunftsprogramm Kino, das noch immer auf der Kippe steht.