BFG – Big Friendly Giant

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Vor fast 35 Jahren drehte Steven Spielberg „E.T. der Außerirdische“, seinen erfolgreichsten und vielleicht auch beliebtesten Film. Das Drehbuch schrieb damals Melissa Mathison, die nun auch für die Adaption des Kinderbuchs von Roald Dahl verantwortlich zeichnet. „BFG – Big Friendly Giant“ heißt das Ergebnis, es erreicht vielleicht nicht die Magie von Spielbergs besten Filmen, ist aber wie von Spielberg nicht anders zu erwarten technisch brillant und souverän inszeniert.

Webseite: www.constantin-film.de

USA 2016
Regie: Steven Spielberg
Buch: Melissa Mathison, nach dem Kinderbuch von Roald Dahl
Darsteller: Ruby Barnhill, Mark Rylance, Rebecca Hall, Bill Hader, Penelope Wilton, Adam Gotley, Jemaine Clement
Länge: 115 Minuten
Verleih: Constantin
Kinostart: 21. Juli 2016
 

FILMKRITIK:

In einem Waisenhaus in London lebt die achtjährige Sophie (Ruby Barnhill) und träumt von einer aufregenden Welt außerhalb der Mauern ihres Heims. Eines nachts wird ihr Traum war: Ein Riese greift durch das offene Fenster, nimmt Sophie vorsichtig in die Hand und entführt sie ins Land der Riesen. Denn Sophie hat den acht Meter großen BFG (kurz für Big Firendly Giant, großer, freundlicher Riese) gesehen, und damit sie dieses Geheimnis nicht verrät, muss sie fortan beim BFG bleiben.

Im Gegensatz zu den sonstigen Riesen seiner Heimat, die mit Vorliebe Kinder essen, ist der BFG - wie sein Name schon verrät - freundlich. Er ernährt sich ausschließlich von einem widerlichen Gemüse und arbeitet ansonsten daran, den Menschen mit seiner Trompete Träume zuzuführen. Doch mit der Ankunft Sophies ist auch seine Situation gefährdet und so spinnt das Duo einen gewagten Plan, um die bösen Riesen zu besiegen.

Abgesehen von „E.T.“ hat Steven Spielberg in seiner langen Karriere keinen wirklichen Kinderfilm gedreht, selbst seine Peter-Pan-Variante „Hook“ war eher ein Abenteuerfilm für Erwachsene. Es überrascht somit auf den ersten Blick, dass Spielberg nun ein Kinderbuch wie Roald Dahls „BFG“ verfilmt. Fraglos ist die Botschaft des Buchs eine, die sich auch in Spielbergs Filmen immer wieder findet: Toleranz für Außenseiter und Andersdenkende wird gefordert. Sowohl Sophie, Bücherwurm und Waise, als auch der BFG stehen in ihrer jeweiligen Welt am Rand, sind anders als die Anderen. Aber auch die Welt der Menschen und der Riesen könnte unterschiedlicher nicht sein: In der Welt der Riesen sprudeln Blasen etwa nach unten und nicht nach oben. Falsch ist das nicht, nur anders, wie Sophie bald lernt und akzeptiert.

Subtil ist diese Botschaft nicht unbedingt verpackt, zumal das Drehbuch der letzten Dezember verstorbenen Melissa Mathison sich streng an die schlichte, stringente Geschichte der Vorlage hält, die nur schwerlich über fast zwei Stunden trägt. Aber souverän inszeniert ist das ohne Frage, in einer Mischung aus Realfilm und dem Motion-Capture-Verfahren, wie es Spielberg in seinem „Tim und Struppi“-Film verwendet hat. Oscar-Gewinner Mark Rylance leiht dem BFG dabei seine Gesichtszüge und vor allem seine Stimme und verleiht dem Riesen viel Wärme und Würde.

Mag sein, dass diese Figur es ist, die Spielberg vor allem an der Geschichte interessierte. Denn der Riese und Spielberg arbeiten gewissermaßen in vergleichbaren Metiers: in einer Traumfabrik. Während der Riese mit in Gläsern eingefangenen Gedanken und Wünschen neue Traume (oder auch Albträume) kreieren kann, die die Menschen inspirieren, glücklich machen oder verstören, hat Spielberg die schier endlosen Möglichkeiten Hollywoods zu seiner Verfügung, mit denen er seit Jahrzehnten Illusionen erzeugt, Geschichten erzählt, traumhafte Welten entstehen lässt. Aber vielleicht sollte man diesen Vergleich auch nicht zu weit führen und „BFG – Big Friendly Giant“ einfach nur als souveräne Verfilmung eines Kinderbuchs betrachten.
 
Michael Meyns