Den Sternen so nah

Zum Vergrößern klicken

Asa Butterfield wurde mit Martin Scorseses „Hugo Cabret“ bekannt, Britt Robertson mit dem Disneyfilm „A World Beyond“. Der britische Regisseur Peter Chelsom („Hannah Montana: Der Film“, „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“) vereint die beiden Jungdarsteller nun für seine Science-Fiction-Romanze „Den Sternen so nah“, die als Mischung aus „Der Marsianer“ und „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ daherkommt. Mit erzählerischer Leichtigkeit und zwei gut harmonierenden Hauptdarstellern gelingt ein romantisches Teenie-Roadmovie, das ausnahmsweise mal nicht auf einem Jugendbuch-Bestseller basiert.

Webseite: www.densternensonah.de

OT: The Space Between Us
USA 2017
Regie: Peter Chelsom
Darsteller: Asa Butterfield, Britt Robertson, Carla Gugino, Gary Oldman, Janet Montgomery, Colin Egglesfield, BD Wong
Länge: 120 Min.
Verleih: Tobis
Kinostart: 9. Februar 2017

FILMKRITIK:

Im Jahr 2017 entsendet Nathaniel Shepherd (Gary Oldman) sechs NASA-Astronauten als erste Bürger der Kolonie „East Texas“ auf den Mars. Während der Reise stellt sich heraus, dass die leitende Astronautin Susanne (Jenny Gabrielle) schwanger ist. Um die Mission nicht zu gefährden, beschließen die NASA-Chefs, den Vorfall zu vertuschen. Als Susanne während der Geburt auf dem Mars stirbt, fällt ihr kleiner Sohn in die Obhut der anwesenden Wissenschaftler.
 
16 Jahre später lebt Gardener (Asa Butterfield) als einziger Teenager auf dem Mars und wächst, wie er treffend beschreibt, unter einer „Käseglocke“ auf. Die Astronautin Kendra (Carla Gugino) ist ihm eine Art Ersatzmutter, doch in seinen Gedanken zieht es Gardener immer öfter auf die weit entfernte Erde. Denn hier, in Colorado, lebt die Teenagerin Tulsa (Britt Robertson), mit der Gardener via Internet chattet. Tulsa glaubt, dass Gardener mit der Glasknochenkrankheit in New York das Haus hüten muss. Um sie zu besuchen, riskiert Gardener schließlich die Reise zur Erde, wo die um zwei Drittel höhere Schwerkraft seinen Organen zu schaffen macht. Verfolgt von den NASA-Leuten unternehmen die Teenager einen Roadtrip durch die USA, um Gardeners Vater zu finden.
 
Wie der Originaltitel „The Space between us“ nahe legt, dient Gardeners Reise vom Mars zur Erde vor allem als Metapher, die in Überlebensgröße ausdrückt, welche Hindernisse die verliebten Teenager überwinden, um sich nahe zu sein. Entsprechend bündig erzählt Peter Chelsom die Vorgeschichte und Gardeners ungewöhnliches Leben auf dem Roten Planeten. So richtig geht der Film dann erst los, als die Teenager nach nur zwei vorangegangenen Szenen zu ihrer Liebelei in Colorado aufeinander treffen. Der Science-Fiction-Aspekt wirkt fortan im Hintergrund, die „Lovers on the Run“ übernehmen das Steuer.
 
Ihre Dynamik bezieht die Teenager-Romanze aus der unkonventionellen und entwaffnenden Ehrlichkeit, mit der Gardener dem fremden Treiben auf der Erde begegnet. Der erste Regen, das erste Feuer, ein Hund und ein Pferd, ein Marsriegel oder eine Bustür, die nicht auf die Anweisung „open“ reagiert – alles ist aufregend und neu für Gardener. Ungeübt im Umgang mit Gleichaltrigen, zumal Mädchen, sagt er Sachen, die andere nicht so schnell sagen würden, und drückt seine Emotionen mit wissenschaftlicher Präzision aus. „Was ist deine Lieblingssache auf der Erde?“ lautet die Frage, die er allen möglichen Leuten stellt, um den Heimatplaneten seiner Eltern besser zu verstehen. Tulsa findet das sonderbare Verhalten ihres Schwarms zwar interessant, glaubt ihm die Geschichte von der Geburt auf dem Mars aber zunächst nicht.
 
Handwerklich liefert Regisseur Peter Chelsom ein flott erzähltes Roadmovie, das in jeder Szene ohne Umschweife auf den Punkt kommt. Viel zum Gelingen trägt das tolle Zusammenspiel von Asa Butterfield („Hugo Cabret“, „Ender's Game“, „Die Insel der besonderen Kinder“) und Britt Robertson („A World Beyond“) bei, das die Leichtigkeit der Inszenierung nahtlos fortführt. Zusammen mit den schönen CGI-Effekten, dem oft erhabenen Soundtrack und passender Indie-Popmusik entsteht eine unterhaltsame Sci-Fi-Teenie-Romanze über eine komplizierte erste Liebe.
 
Christian Horn