Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs

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Seit 1999 knacken die Hamburger Kinderdetektive „Pfefferkörner“ in der gleichnamigen Kinderserie des ZDF mysteriöse Fälle. Nach 13 Staffeln debütiert die bereits neunte Detektivgruppe nun im ersten Kinoausflug des Dauerbrenners aus dem Kinderfernsehen. Das Leinwanddebüt der schulpflichtigen Ermittler führt per Klassenfahrt von Hamburg in die Südtiroler Alpen, wo ein idyllisches Landgut scheinbar im Bann eines Fluchs steht. Regisseur Christian Theede, der mit „Allein gegen die Zeit“ schon eine Kinderserie adaptiert hat, und Autor Dirk Ahner („Frau Ella“) verquirlen den kindgerechten Humor der Vorlage mit einer Portion Grusel und Stunteinlagen à la James Bond zum amüsanten Kinderabenteuer mit gesellschaftskritischen Untertönen.

Webseite: www.facebook.com/pfefferkoerner

Deutschland 2017
Regie: Christian Theede
Darsteller/innen: Marleen Quentin, Emilia Flint, Ruben Storck, Leo Gapp, Luke Matt Röntgen, Devid Striesow, Katharina Wackernagel, Hannes Wegener
Laufzeit: 99 Min.
Verleih: Wild Bunch
Kinostart: 7. September 2017

FILMKRITIK:

Um ein Haar wäre die Klassenfahrt von Mia (Marleen Quentin) und Benny (Ruben Storck) ins Wasser gefallen. Doch zum „Glück“ springt kurzfristig Bennys Mutter Andrea (Katharina Wackernagel) ein, um dem Lehrer Martin Schulze (Devid Striesow) beizustehen. Benny ist das peinlich, zumal die Erwachsenen den Schulausflug zum Turteln nutzen. Kaum am Gruber Hof in Südtirol angekommen, müssen die Hamburger Kinderdetektive aber eine ganz andere Nuss knacken. Mias guter Freund Luca (Leo Gapp) wirkt verstört und berichtet vom Fluch des schwarzen Königs, der den Hof ins Verderben führt. Mia und Benny wollen die Gruselgeschichte nicht so einfach glauben und stellen eigene Nachforschungen an, bei denen auch der anfangs argwöhnisch beäugte neue Klassenkamerad Johannes (Luke Matt Röntgen) mithilft. Tatsächlich mehren sich unheimliche Vorkommnisse: Erst färbt sich das hofeigene Quellwasser schwarz, dann brennt der Stall nieder.
 
Die Erklärung für den Spuk ist schließlich ziemlich rational: Ein global agierender Lebensmittelkonzern unter Führung der ätzenden Isabell Levartis (Suzanne von Borsody) steckt hinter dem Unheil. Auf dem Grundstück des Berghofs soll eine Zweigstelle des Konzerns entstehen, was den korrupten Bürgermeister freut. Wie aktuell „Ostwind 3“ (in dem der Konzern WaterFlow eine für Wildpferde überlebenswichtige Wasserquelle okkupiert) übt der „Pfefferkörner“-Film Kritik am Geschäftsgebaren des Nestlé-Konzerns, an den die fiktive Firma Levartis angelehnt ist. Hinter all der Leichtigkeit schlummert also eine Botschaft, die das junge Publikum für Themen wie gesellschaftliche Gerechtigkeit und Raubbau an der Natur sensibilisieren kann. Dass Isabell Levartis hier die Böse ist, daran lässt das Drehbuch von Dirk Ahner jedenfalls nicht den kleinsten Zweifel aufkommen.
 
Ein paar rasante Stunts und Gruseleinlagen bieten solide Unterhaltung, während die Charakterzeichnung unter hölzernen Dialogen ächzt. Eine wahre Szenendiebin im farblosen Ensemble ist Emilia Flint als Mias kleine Schwester Alice, die ins Spiel kommt, als die Ermittlungen nach Hamburg führen. Die Jüngste im Bunde versprüht authentischen Charme, wenn sie sich demonstrativ langweilt oder dem verdutzten Benny nebenbei einen Beziehungstipp erteilt. Die Freude, ein echtes Pfefferkorn zu sein, scheint im Fall von Alice mindestens zur Hälfte ehrliche Begeisterung zu sein.
 
Christian Horn