Money Monster

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Kritik am Kapitalismus ist auch in Hollywood salonfähig geworden – zumindest in Ansätzen. Das System als Ganzes für die Exzesse des Kapitalismus anzuklagen, so weit geht Jodie Fosters „Money Monster“ dann doch nicht, am Ende ist es nicht das System, sondern sind es Individuen, die Schuld tragen. Doch bis es soweit ist, inszeniert Foster eine flotte, starbesetzte Mischung aus Thriller und Satire.

Webseite: www.moneymonster-film.de

USA 2016
Regie: Jodie Foster
Buch: Jamie Linden, Alan DiFiore, Jim Kouf
Darsteller: George Clooney, Julia Roberts, Jack O`Connell, Dominic West, Giancarlo Esposito
Länge: 96 Minuten
Verleih: Sony
Kinostart: 26. Mai 2016
 

FILMKRITIK:

Lee Gates (George Clooney) liebt seinen Job und noch mehr sich selbst. Als Börsenguru hat er eine Fernsehshow namens Money Monster, in der er Zirkusnummern vorführt und angeblich todsichere Tipps gibt, wie man sein Geld am besten anlegt, um es binnen kurzem zu vervielfachen. Doch nun hat er sich geirrt, die sichere Bank Ibis – eine nicht weiter definierte Investmentfirma, die vom windigen Walt Camby (Dominic West) geleitet wird – hat über Nacht 800 Millionen Dollar verloren und viele Anleger um ihre Ersparnisse gebracht.

Eines der Opfer ist der Kleinanleger Kyle Budwell (Jack O`Connell), der sich nun auf ganz eigene Weise am System rächen will: Mitten während einer Live Übertragung von Money Monster dringt er ins Studio ein, hält Lee Gates eine Pistole an den Kopf und legt ihm eine Sprengstoffweste um. Doch nicht etwa auf Geld hat es Kyle abgesehen, er will Antworten. Und so müssen Lee, seine Regisseurin Patty Fenn (Julia Roberts) und ihre Mitarbeiter unter enormen Zeitdruck herausfinden, was genau bei Ibis schief gegangen ist.

Wenn selbst ein teurer Hollywood-Film mit Starbesetzung Kapitalismuskritik betreibt weiß man, dass ein Thema im Mainstream der Gesellschaft angekommen ist. Insofern rennen Foster und ihre liberalen Mitstreiter offene Türen ein, wenn sie die Machenschaften des Kapitalismus anprangern, die Exzesse der Wall Street ins Visier nehmen und dem kleinen Mann eine Stimme geben. Dass sie bei ihrer Systemkritik nicht sehr weit gehen, dass es am Ende ein Einzelner ist, der kriminell agiert hat und nicht etwa das System als Ganze ist, dass grundsätzlich kriminell ist, lässt „Money Monster“ hinter einen Film wie den diesjährigen Oscar-Gewinner „The Big Short“ zurückfallen.

Der hatte es gewagt, die Strukturen des Kapitalismus und vor allem die absurd anmutenden Funktionsweisen der Wall Street dezidiert aufzuzeigen, ein schonungsloser Realismus, der hier nur in manchen Momenten durchscheint. „Was ist denn schlimm an Gewinn?“ fragt da Walt Camby einmal. Warum beschwert ihr euch jetzt, da ihr Geld verloren habt, nehmt die Gewinne aber gern mit, wenn wir, die Investmentbanker, euch 18% Rendite liefern? Viel Wahres liegt in solchen Aussagen, vielleicht zu viel Wahrheit, als das man sie in einem vor allem auf Unterhaltung abzielenden Film konsequent anbringen könnte.

Und unterhaltsam ist „Money Monster“ durchweg, schwingt sich in seinen besten Momenten gar fast zu einer treffenden Satire über die Exzesse der Finanzwelt, vor allem aber der Medien  auf. Besonders George Clooney scheint viel Spaß daran gehabt zu haben, eine Figur zu spielen, die anfangs so selbstgefällig und schleimig wirkt, dass man ihr wirklich alles zutraut. Dass hinter Lee Gates jedoch das Gesicht George Clooneys steckt, lässt ahnen, dass hinter diesem Finanz-Guru, der mit fragwürdigen Tipps selbst Millionen verdient hat, letztlich ein guter Mensch steckt. Und das ist dann bei allen Qualitäten der Grund, weswegen „Money Monster“ es sich mit seiner Kapitalismuskritik ein wenig zu leicht macht.
 
Michael Meyns