Professor Love

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In der turbulenten Romantikkomödie liefert Ex-Bond Pierre Brosnan als unverbesserlicher Womanizer einen gelungenen Auftritt. Auf dem steinigen Weg zu Beziehungsreife wandelt sich der Don Juan mit den grauen Schläfen dank seiner Leinwandpräsenz glaubhaft vom Saulus zum Paulus. Gefangen im Liebeslabyrinth gibt er mit Latino-Star Salma Hayek ein erfrischendes Gespann, das nicht im Kitsch ersäuft. Zudem sorgt Regisseur Tom Vaughan für groteske Situationskomik, die ohne allzu schrille Untertöne schwungvoll gute Laune macht.

Webseite: www.professorlove.de

USA 2014
Regie: Tom Vaughan
Drehbuch: Matthew Newman
Darsteller: Salma Hayek, Pierce Brosnan, Jessica Alba, Malcolm McDowell
Länge: 99 Minuten
Verleih: Wild Bunch Germany
Kinostart:  9. Juni 2016
 

FILMKRITIK:

„Ich weiß innerhalb der ersten Minute, wenn ich eine Frau kennenlerne“, flirtet Womanizer Richard Craig (Pierre Brosnan) ungeniert an der Hotelbar „ob ich mit ihr zusammen sein will“. Doch diesmal ist der unkonventionelle Literaturprofessor aus Cambridge ahnungslos an die Falsche geraten. Denn das Objekt seiner Begierde birgt Zündstoff. Es ist die temperamentvolle Halbschwester Olivia (Salma Hayek) seiner derzeitigen Affäre, der jungen Studentin Kate (Jessica Alba). Gerade noch rechtzeitig taucht sie auf und begrüßt die beiden überschwänglich.
 
Stolz präsentiert die smarte Amerikanerin ihren „prachtvollen Engländer“.  Beim gemeinsamen Abendessen hat sie dann auch eine Überraschung für den eingefleischten Junggesellen parat. „Ich bin schwanger“, verkündet sie. Und schon steht die Welt des Egozentrikers Kopf. Trotzdem lässt er sich zum Vatersein überreden und zieht vom regennassen London mit seiner jungen Frau ins sonnige LA. Dort angekommen hält das traute Glück nicht lange. Denn Kate emanzipiert sich und verliebt sich in ihren gleichaltrigen Kollegen Brian (Ben McKenzie).
 
„Mein Leben hatte sich völlig verändert, ich hatte eine Frau, Kind und eine hübsche Aussicht und dann lief alles schief“, erkennt der gelackmeierte Don Juan etwas spät im Off-Kommentar. Als dann noch Schwägerin Olivia aus New York auftaucht, gerät sein wieder dem Single-Dasein frönender Alltag mit seinen amourösen Abenteuern total aus den Fugen. Da ist Chaos vorprogrammiert. Schließlich bangt der Schwerenöter, der den Kontakt zu seinem kleinem Sohn Jake (Duncan Joiner) nicht verlieren möchte, noch um seine Aufenthaltserlaubnis. Denn die Einwanderungsbehörde will sein Eheglück überprüfen.
 
Dem schottischen Regisseur Tom Vaughan gelingt bei seiner turbulenten Romantik-Komödie eine schwungvolle Mischung aus subtilem und grobem Humor. Vor allem mit der spritzigen Eröffnungssequenz beweist er seinen Sinn für absurde Situationen und zieht ohne Umschweife alle Register. Ob ein notorischer Schürzenjäger sich jedoch derart läutert, scheint auf den ersten Blick unwahrscheinlich. Der feministische Twist, dass eine junge Frau sich von ihrer Vaterfigur verabschiedet, wirkt dagegen glaubhafter. Freilich erweist sich Ex-Bond Pierce Brosnan wieder einmal als hervorragender Schauspieler. Dadurch wirkt seine Figur trotz allem sympathisch und stärkt die Hoffnung, dass selbst ein Don Juan wahre Gefühle entdeckt.
 
Vor allem mit Salma Hayek, eine der eigenwilligsten Hollywood-Persönlichkeiten, an seiner Seite, scheint die Chemie zu stimmen. Erstaunlich, wie nahezu genial das Zusammenspiel zwischen beiden funktioniert. Kein Wunder, schließlich bringt die Ausstrahlung der leidenschaftlichen Mexikanerin mit amerikanischer Staatsbürgerschaft fast jeden ins Schwärmen. Stets agiert das umtriebige Energiebündel dabei lässig auf Augenhöhe ihrer Partner. Selbst ihre Szene mit dem Tabu-Thema vorgetäuschte Orgasmen, die stark an den Klassiker „Harry und Sally“ erinnert, macht Laune. Grandios spielte die 49jährige einst die mexikanische Künstlerin Frida Kahlo und sprang sogar als Co-Produzentin für ihr Wunschprojekt ein.
 
Luitgard Koch